Meine größten Fehler an der Börse

Die Themen Finanzen und Börse sind sehr komplex und ist äußerst schwer zu meistern. Bis man die grundlegenden Zusammenhänge verstanden und eine eigene Strategie ausgearbeitet hat, vergeht oft viel Zeit des Lernens. Hierfür helfen natürlich Bücher und andere Medien, aber auch die Erfahrung ist ein wesentlicher Faktor. Es ist nur normal, dass man nicht alles richtig machen kann. Das ist allerdings vollkommen okay und keinesfalls verwerflich. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt und aus Fehlern lernt. In diesen Artikel erkläre ich euch meine größten Fehler an der Börse als Anfänger und hoffe, dass ihr daraus etwas mitnehmen könnt. Viele meiner Fehler eignen sich gut um ein Paar allgemeine Regeln abzuleiten.

1. Sich blind auf andere verlassen

Diesen Fehler machen fast alle Anfänger und so auch ich. Wer kennt es nicht, man hört von einem Freund den neuen Aktientipp! Aber auch ein YouTuber oder Autor kann so überzeugend sein, dass man trotz der ständigen Disclaimer selbst von der Aktie überzeugt ist und alle Risiken ausblendet. Viele beschäftigen sich an diesen Punkt gar nicht oder zu wenig mit dem Unternehmen und kaufen eine Aktie „auf Empfehlung“. Es gibt nun zwei Möglichkeiten:

Der Tipp war gut, oder der Tipp war schlecht. Nehmen wir erst einmal an dein Tipp war gut und die Aktie steigt (du glücklicher). Denk aber dran, diese Entwicklung war sicher nicht sonnenklar! Gerade diejenigen, die sich sowieso wenig Gedanken gemacht haben, werden meist zu schnell verkaufen oder überfordert sein, da sie nicht wirklich von den Unternehmen überzeugt sind. 

Die andere problematischere Möglichkeit ist, dass die Aktie nach dem „Geheimtipp“ fällt und hier wird es äußerst Schwierig sein, einen kühlen Kopf zu behalten, ohne die Aktie ausreichend zu kennen. Zugegeben ein paar Tage oder Wochen sind rote Zahlen sicher nicht schlimm. Nehmen wir aber an, wir sind ein Anfänger, der ohne viele eigene Recherchen bei einem Unternehmen Monate oder sogar jahrelang rote Zahlen sieht. Was wird dann höchstwahrscheinlich passieren. Ich denke nicht, das er dem Unternehmen ewige Treue schwört wenn die negativen Nachrichten einprasseln. Im Gegenteil! Ich denke er wird schnell den bekannten Verkauf am tiefsten Punkt machen, obwohl er eigentlich genau weiß, dass dies ein Fehler ist.

Mir persönlich ist genau das mit meiner zweiten Aktie geschehen. Ich wollte mich weiter in Aktien einlesen und habe in dem bekannten Buch „Bargeld statt Buchgewinn“ von Luis Pazos einige Aktientipps mit wunderbaren Dividendenrenditen gefunden. Anschließend habe ich direkt den „Sir Royalty Income Fund“ mit etwas Geld gekauft und erfreute mich der monatlichen Ausschüttung. Als dann der Corona-Crash kam, brach die Aktie (Betreiber vom Restaurants) um 75 % ein. Damit war die gute Stimmung erst einmal weg. Dies schaute ich mir einige Monate an, bis ich letztendlich den Rest an Kapital veräußerte. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich heute (15 Monate später) wieder bei +/- 0. Ich weiß, viele würden sagen, dass der eigentliche Fehler das Verkaufen war. Ich bin der Meinung, dass der Fehler ganz klar die mangelnde Analyse und Überzeugung des Unternehmens war. Ich hoffe, ihr lernt aus diesem Fehler an der Börse und verlasst euch niemals blind auf andere!

2. Denken, dass die Aktie nicht tiefer fallen kann

Wenn man länger an der Börse ist, erlebt man so manche Börsensprünge. Sowohl nach phänomenalen Quartalszahlen nach oben, als auch nach unten. Dies betrifft nicht nur kleine Unternehmen, sondern auch riesige Konzerne. Egal ob bei Bayer nach einem neuen Problem mit Glyphosat (September 2020, -15 % ) oder auch bei SAP nach schlechten Quartalszahlen (Oktober 2020, -25 %). Viele kaufen direkt nach dem Kurssturz nach. Es gibt sicherlich Situationen, an denen das richtig ist, aber oft fallen die Aktien nach einem kurzen Rebound weiter. Anfänger tendieren dazu die Aktie nach einen solchen Kurssturz zu kaufen, da sie nun ein vermeintliches Schnäppchen wittern. Dies ist aber nicht immer der Fall. Hier gilt es genau zu Analysieren warum der Kursrutsch kam. Manchmal fällt der Kurs danach signifikant weiter, wie zum Beispiel bei CD-Projekt im Dezember 2020 nach dem Cyberpunk release.

Hierzu folgt auch direkt mein Fehler. Ich war mir sicher, dass die fundamentalen Daten zu CD-Projekt nicht annähernd so schlimm waren wie es der Kurs zeigt, zumal das Rollenspiel trotzdem viel Geld einbrachte. Wie viele Anleger habe ich die negative Übertreibung nicht einkalkuliert und dachte, dass der Kurs gar nicht weiter sinken kann. Nach meinen kauf sackte die Aktie in den nächsten Monaten nochmal um über 40 % ab. Jetzt war sie ein richtiges Schnäppchen und mir fehlte das Geld zum Nachkaufen.

Seit dem habe ich mir geschworen länger abzuwarten bei vergleichbaren Situationen. Nach einem Kurssturz werde ich die fundamentalen Daten genauer analysieren und einen deutlich größeren Abschlag für Übertreibungen einkalkulieren. Hierbei wird man zwar nie den tiefsten Punkt treffen, aber einen weiteren Verlust nach den Kauf sicher reduzieren können. Ich schlimmsten Fall kauft man eine Aktie dann eben nicht, wenn sie nicht günstiger wird. Zumindest vermeidet man so einen teuren Fehler an der Börse!

3. Stammaktie und Vorzugsaktie

Manchmal gibt ein Unternehmen zwei verschiedene Aktien aus. Stamm- und Vorzugsaktien. Die Stammaktie erlaubt den Eigentümer ein Stimmrecht auf der Aktionärsversammlung. Eine Vorzugsaktie dagegen nicht, aber dafür ist die Dividende sicherer und in der Regel minimal höher. Man sollte sich gut überlegen welche man lieber hat. Beide haben gewisse Vor- und Nachteile.

Zu Beginn meiner Aktienkarriere bin ich mit den beiden Aktientypen durcheinander gekommen. Ich hatte mir damals von der Firma E.ON Stammaktien mit einen Einzelkauf ins Depot geholt. Danach wollte ich das Wertpapier weiter besparen und richtete dafür alles ein. Am Ende des Monats erkannte ich meinen Fehler, denn ich hatte zwei unterschiedliche E.ON-Aktien im Depot. Heute habe ich gar keine E.ON-Aktie mehr, da ich diese als Anfänger nur oberflächlich analysiert hatte und diese nicht in meine Strategie passt.

Hier würde ich ganz pauschal den Tipp geben vorher ausführlich zu recherchieren welche Aktien es gibt und bei allen weiteren Käufen die WKN zu vergleichen. So spart man sich den Ärger einer falschen Aktie. Es gibt bestimmt noch weitaus schlimmere Falschkäufe (z. B. komplett andere Aktien etc.), bei zu schnellen Handeln, also nimmt euch auch hier genug Zeit zum Nachhaken! Sonst wird dies womöglich auch einer deiner Fehler an der Börse, für den du Lehrgeld zahlen musst.

4. Teurer Kauf durch ein Handel ohne Limit

Dieser Fehler an der Börse ist, wie ich finde, einer der ärgerlichsten. Gerade bei illiquiden Aktien, also bei Aktien, die wenig gehandelt werden, bezahlt man durch einen sogenannten Spread oft mehr bei einem Kauf. Dies entsteht, da es zu wenig Käufer und Verkäufer gibt, um einen realen Kursverlauf ideal abzubilden. So verfälschen schon kleine Handelsmengen den Kurs in eine Richtung. Um böse Überraschungen durch hohe Spreads zu vermeiden, sollte man immer mit Limit handeln. Am wichtigsten ist dies bei kleinen unbekannten Aktien oder Aktien die du in illiquiden Währungen kaufst.

Diese Erfahrung musste ich zum Glück noch nicht selber machen, wohl aber ein guter Freund von mir. In seinen Anfängen an der Börse wollte er Aktien der britischen Firma Rolls-Royce kaufen. Nach seinen Kauf (Market Buy) stellte er fest, dass etwas schiefgelaufen war, denn der Kaufpreis lag in etwa 80 % über den eigentlichen Kurs. Warum der Spread so hoch war kann er bis heute nicht sagen, allerdings handelt er definitiv nie wieder ohne Limit!


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