Dividendenstrategie Portfolio – der perfekte Aufbau

Die Geldanlage ist oft langweilig und kompliziert. Es kann aber auch ganz einfach sein und jede Menge Spaß machen. Dafür zeige ich dir den Aufbau und die Umsetzung einer der einfachsten und verbreiteten Strategien: das Dividendenstrategie-Portfolio.

Hierfür gebe ich dir wertvolle Tipps und Anregungen, welche Gedanken du dir beim Aufbau machen solltest. Aber Achtung! Das ist meine persönliche Meinung und keine Anlageberatung. Hinterfrage alles und mache dir unbedingt deine eigenen Gedanken!

Viele Privatanleger sind an der Börse nicht erfolgreich, weil sie keine Strategie haben und sich von Gefühlen leiten lassen. In diesen Artikel zeige ich dir, wie du dir eine Strategie aufbaust und erfolgreich investierst. Dieses Thema ist ein absoluten Muss für alle Anfänger. Vor allem, wenn du selber eher „nach Gefühl“ investierst, solltest du unbedingt weiterlesen!

Was beinhaltet eine Strategie an der Börse?

Kurz vorab eine kurze Erklärung, was ich unter einer Börsenstrategie überhaupt verstehe. Viele sagen zwar, sie haben eine Strategie, kaufen aber trotzdem meist willkürlich. Eine Strategie umfasst die folgenden Punkte:

  • Prozentuale Aufteilung deines Kapitals in
    • Anlageklassen (Bargeld, Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold oder Kryptowährungen)
    • Weitere Einteilung deines Kapitals nach Anlageklassen (Aktien, EFTs & Fonds), Ländern, Branchen, Firmengrößen usw.
  • Wann du kaufst bzw. verkaufst und deine Strategie anpasst
  • Klare Zielvorgabe für alles was du am Kapitalmarkt tust
    • Für wann brauchst du das Kapital?
    • Wieviel Rendite bei wie viel Risiko willst du erwirtschaften?
  • Wie du einen Kauf vorbereitest und was persönliche Ausschlusskriterien sind

Das klingt zwar erst einmal kompliziert, ist es aber nicht. Gerade als Anfänger sind nur die Anlageklassen Bargeld und Aktien interessant. Starte erst einmal damit, alles andere kann hinterher immer noch hinzugefügt werden.

Anleihen sind momentan (für Privatanleger) kaum relevant, Immobilien kannst du erst einmal mit Aktien (sogenannte REITs) abdecken. Gold und Krypto brauchst du als Anfänger nicht, kann aber natürlich in kleinen Teilen beigemischt werden.

Alles Weitere dazu erkläre ich dir in den folgenden Abschnitten. Gerade die Frage, nach dem Wann, solltest du erst einmal nicht zu stark gewichten. Wie du die konkreten Unternehmen analysierst, erfährst du in diesen Artikel ebenfalls nicht, da das nochmal ein sehr komplexes Thema ist und einen eigenen Artikel verdient.

Deine persönliche Cashquote

Also die erste Frage: Wie viel Cash brauchst du? Cash ist wichtig, da es immer sofort verfügbar ist. Geld für Notfälle (z. B. Jobverlust). Geld für notwendige Anschaffungen, falls die Waschmaschine oder das Auto kaputtgeht und auch Cash für Nachkäufe in Krisen.

Dabei sollte Bargeld so niedrig wie möglich und so hoch wie nötig gehalten werden, da die Inflation jährlich das Geld auffrisst. Mehr zu dem Thema findest du in dem Artikel „Was bringen mir Aktien“.

Je nach deiner Situation sollte die Cashquote (unter normalen Umständen) zwischen 10 und 30 % liegen. Du bist jung und erwartest keine Ausgaben und dein Notgroschen reicht aus? Dann spricht nichts gegen eine Quote von 10 oder 20 %. Du bist schon in der Rente oder willst nächstes Jahr ein Haus kaufen? Dann sollte die Cashquote deutlich höher sein.

Ich persönlich bevorzuge eine Cashquote von 10 – 20 %. In Krisen investiere ich tendenziell mehr, demnach liegt die Cashquote dann bei 10 %.

Also bei 100.000 € Kapital würden 80.000 – 90.000 € in Aktien, ETFs und Fonds stecken und 10.000 bis 20.000 in Cash. Der Notgroschen (3 Monatsgehälter) nochmal extra!

Einer der typischen Anfängerfehler ist die Anlage in Aktien ohne Cashquote und ohne Notgroschen! Das ist hoch risikoreich und ist keine gute Idee! Noch schlimmer ist das Aufnehmen von Schulden für Aktieninvestitionen.

Aufteilung der Aktien, ETFs und Fonds

Jetzt kommen wir der Dividendenstrategie allmählich näher. Hast du die Cashquote festgelegt, geht es ans Eingemachte. Doch wie teilst du deine Aktien weiter auf?

Warum die Aufteilung so wichtig ist, erkläre ich in dem Artikel „Die Grundregeln an der Börse“. Es gibt kaum eine wichtigere Regel für Privatanleger. Die weitere Aufteilung für dein Dividendenstrategieportfolio solltest du in jedem Fall festlegen:

  • Prozentuale Aufteilung zwischen Einzelaktien, ETFs und Fonds
  • Prozentuale Aufteilung der verschiedenen Länder
    • Europa
    • Nordamerika
    • Asien
  • Prozentuale Aufteilung der verschiedenen Branchen
    • Technologie
    • Konsumgüter
    • Versorger
    • Gesundheitssektor
    • Biotechnologie usw.
  • Prozentuale Aufteilung der Unternehmensgrößen
  • Prozentuale Aufteilung der Aktienklassen
    • Hochdividendentitel
    • Dividendenwachstumstitel
    • Wachstumstitel
    • Unprofitable Unternehmen – Zockeraktien

Ich gebe zu, das waren jetzt viele Informationen, aber eigendlich ist es ganz einfach.

Der erste Punkt ist denkbar einfach. Möchtest eine Strategie, die wenig Arbeit macht und schnell läuft? Dann kaufe in erster Linie ETFs. Hier gibt es viele verschiedene, womit du eine Dividendenstrategie (aber auch andere) umsetzen kannst. Für absolute Anfänger definitiv die bessere Wahl.

Je mehr du auf ETFs setzt, desto näher bist du an der durchschnittlichen Rendite. Je mehr Einzelaktien genutzt werden, desto eher gibt es Ausreißer nach oben oder unten. Entscheide selbst.

Ich setzte gerne auf Einzelaktien, da ich hier die Aufteilung feiner steuern kann und so mehr Bezug zu den Unternehmen habe. Zudem ist es ein Hobby, sich damit auseinander zu setzen.

Die weitere Aufteilung findest du im folgenden Kapitel. Später geht es auch endlich um die Dividendenstrategie!

Konkrete Aufteilung deines Dividendenstrategie-Portfolios

Egal welche Strategie man wählt, die Aufteilung sollte breit sein. Ich empfehle, sich immer an die Aufteilung des MSCI Word zu halten. Also im Grunde die Gesamtaufteilung des Aktienmarkts der entwickelten Länder.

Anschließend kannst du versuchen, den Durchschnitt zu schlagen, in dem du eigene Gedanken einbringst. Kennst du dich in einer Branche besonders gut aus und du schätzt für sie eine Überrendite ein? Dann Gewichte sie höher!

Prozentuale Aufteilung der verschiedenen Länder

Hier sollten entwickelte Länder (USA, Europa, Japan etc.) Vorrang haben. Es macht aber durchaus Sinn auch Entwicklungsländer (Südamerika, China, Indien, Südafrika) einzustreuen. Die folgende Grafik zeigt die Aufteilung der verschiedenen Länder bei einer Gewichtung von 80 % Industriestaaten und 20 % Entwicklungsländer, die eine gute Grundlage für den Aufbau eines Portfolios bietet.

Diese Aufteilung sollte die Grundlage aller weiteren Entscheidungen sein. Viele Börsenprofis empfehlen Privatanleger, sich an den Durchschnitt zu halten, um dann darüber hinauszuwachsen.

So kannst du jetzt deine eigenen Gedanken einspielen lassen. Du denkst, dass die USA in Zukunft nicht mehr so gut performen wird? Gewichte sie niedriger. Du denkst, Japan wird die nächsten Jahrzehnte besser laufen als der Rest? Verdoppel den Anteil. Dir ist das Risiko bei China zu groß? Lass es weg.

Doch übertreibe nicht. Viele Prognosen sind nun ein Mal falsch und du solltest immer mit eigenen Fehler rechnen! Sonst wären schließlich alle reich! Das ist vollkommen normal und auch jeder Börsenprofi behält das im Hinterkopf und setzt nie alles auf eine Aktie. Denke immer daran: Es sollte für dich verkraftbar sein, wenn du bei einer Prognose absolut falsch liegst.

Das Schlimmste, was du machen kannst, ist nur auf Technologieaktien zu setzen, weil die in der Vergangenheit so gut gelaufen sind! Außerdem setze deine Gedanken immer ins Verhältnis der Aktienbewertung. Es geht nicht darum, gute Aktien um jeden Preis zu kaufen, sondern gute Aktien zu guten bzw. angemessenen Preisen zu kaufen.

Prozentuale Aufteilung der Branchen

An der Börse gibt es immer Branchen, die mal besonders gut und besonders schlecht laufen. In den letzten Jahren waren es vor allem die Technologiewerte wie Microsoft und Apple. Das heißt aber nicht, dass es immer so weiter geht.

Im Gegenteil! Es gab Jahrzehnte, da waren Konsumaktien die besten. Dann waren Energieaktien nicht zu stoppen und auch Banken und Versicherungen wuchsen mal mehr als alles andere.

Betrachtet man die Geschichte des Aktienmarktes, wird sich das immer mal wieder ändern. So solltest du bloß nicht nur auf die Branche setzen, die zuletzt gut gelaufen ist. Statistisch gesehen werden diese in Zukunft schlechter abscheiden. Zudem sind sie dann meistens sehr hoch bewertet.

Die Grafik zeigt die Aufteilung der Weltwirtschaft nach Branchen. Halte dich erst einmal grob daran und ändere die nach deiner Einschätzung leicht ab.

Branchen, die du nicht verstehst, solltest du meiden oder lieber mit einem ETF abdecken. Ich zum Beispiel meide das klassische Bankengeschäft und setze in dem Bereich lieber auf Versicherungen und Investmentbanken, da ich Banken kaum Einschätzen kann.

Branchen, die du besonders gut einschätzen kannst, kannst du natürlich übergewichten. Natürlich nur, wenn die Zukunftsaussichten für den aktuellen Preis gut sind und du dafür eine überdurchschnittliche Rendite erwarten würdest.

Ich zum Beispiel komme aus dem Maschinenbau und kann so manche Industrieunternehmen, mit denen ich selber schon zusammengearbeitet habe, besser einschätzen als Firmen aus dem Bereich Gesundheitstechnik. So kann ich besser potenzielle Outperformer herauspicken.

Branchen, die vermutlich keine guten Zukunftsaussichten haben, kannst du auch komplett herauslassen. Allerdings empfehle ich das keinem Anfänger, da solche Prognosen schwieriger sind, als man denkt. Beachte dabei auch immer die Bewertung! Ist eine vermeidlich tote Branche wirklich tot, oder doch historisch günstig zu haben?

Aufteilung nach Unternehmensgröße

Eine weitere wichtige Stellschraube an deiner Depotaufteilung ist die Größe der Unternehmen. In der Regel werden die vier folgenden Firmengrößen unterschieden:

Marktkapitalisierung in Millionen €
Large Cap> 10.000
Mid Cap2.000 – 10.000
Small Cap / Nebenwerte300 – 2.000
Micro Cap < 300

Im Allgemeinen bieten die verschiedenen Klassen unterschiedliche Vor- und Nachteile. Dabei ist die Aufteilung des Gesamtmarkts hier dargestellt:

Micro Caps kannst du erst einmal außen vor lassen. Der Großteil des Marktes besteht aus Large Caps. Daran solltest du dich auch grob orientieren. Mid und Small Caps sind dagegen mit 15 und 14 % gewichtet.

Generell sind kleinere Unternehmen volatiler, bieten aber mehr Potenzial zu wachsen. In den letzten 20 Jahren wuchsen sie durchschnittlich um einige Prozentpunkte mehr als der Gesamtmarkt. Allerdings kann dir niemand kann dir garantieren, dass der Trend so bleibt!

Large Caps bieten meist eine Preissetzungsmacht und verkraften Inflation und Krise besser. Small Caps sind dagegen schneller, innovativer und konzentrieren sich oft auf ein oder wenige Kernprodukte.

In Deutschland setze ich fast nur auf Small und Mid Caps, da meiner Meinung nach der deutsche Mittelstand stärker und innovativer ist, als die großen Dax Unternehmen. In den USA finde ich Large Caps attraktiver.

Aber jeder wie er mag. Denk aber immer dran, jeder kann sich irren! Also halte dich zumindest etwas an den Durchschnitt.

Die Dividende des Portfolios

Bis zu dem Punkt unterscheidet sich eine normale Strategie kaum von einer Dividendenstrategie. Jetzt erst beginnt die Aufteilung in verschiedene Dividendenwerte. Ich teile meine Aktien für diesen Schritt in die folgenden Klassen auf:

  • Dividendenaktien (hohe Dividende mit kaum Wachstum)
  • Dividendenwachstumsaktien (kleine stark Wachsende Dividende)
  • Wachstumsaktien (Keine Dividende, starkes Wachstum)
  • Zockeraktien / Unprofitabel Unternehmen (Kein Profit)

Wie ihr die Aktien aufteilt, ist euch überlassen. Je nachdem, welche Strategie ihr anwenden wollt. Eine klassische Dividendenstrategie setzt natürlich in erster Linie auf Dividenden- und Dividendenwachstumsaktien. Trotzdem können auch Wachstums oder sogar Zockeraktien eingestreut werden.

Also Anfänger würde ich euch unprofitabel Unternehmen nicht empfehlen. Es macht zwar Spaß, aber oft ist es tatsächlich nur ein Zock und nichts für die langfristige Geldanlage. Zudem hängen diese Firmen stark von der Marktsituation ab.

Wachstumsaktien kann man auch bei einem Dividendenportfolio einstreuen, wenn der Anlagehorizont hoch ist. Als junger Mensch ergibt es auf jeden Fall Sinn. Durch die Stellschraube lässt sich die Steuerlast verringern.

Dividenden- oder Dividendenwachstumsaktien sollten je nach Alter und Situation zusammengesetzt werden. Als junger Mensch sollte mehr auf Dividendenwachstum geachtet werden und Unternehmen ohne Wachstumschancen sollten gemieden werden.

Dividendenwachstum wird dir noch keine guten Erträge bringen. Erst nach Jahrzehnten sind die Dividenden so hoch, dass sie die Dividendenaktien mit niedrigem Wachstum übertreffen. Bei Dividendenaktien dagegen bekommst du hohe Ausschüttungen, kannst aber kein hohes Wachstum erwarten.

Bist du kurz vor der Rente, würde ich eher Dividendenaktien mit hohen Ausschüttungen vorziehen. Diese bringen Ertrag und Stabilität und wenig Wachstum. Genau, was man in der Rente braucht. Da die Anlagestrategie stark vom Alter und Anlagehorizont abhängt, ist hier eine mögliche Aufteilung in Abhängigkeit des Alters gezeigt:

Natürlich ist dies für jeden anders. Nutze diese Aufteilung nicht als Gesetz, sondern als Inspiration für deine eigene Strategie.

In der Praxis verschwimmen die Dividenden- und Dividendenwachstumsaktien häufig. Es gibt auch höhere Dividenden und Wachstum. Außerdem sollte die Dividendenstabilität auch immer mit betrachtet werden. Dividendenwachstum kann auch nur eine historische Ausnahme sein!

Und was für ein Typ Anleger bist du? Viele übergewichten nur Titel mit hoher Dividende. Andere setzen lieber ganz auf Wachstumsaktien. Auch das ist okay, wenn auch keine Dividendenstrategie mehr.

Warum eine Dividendenstrategie und keine reine Wachstumsstrategie sinnvoll ist

Dividenden sind ein Indikator für gut wirtschaftende Unternehmen. Natürlich gibt es gute Firmen genauso bei reinen Wachstumsunternehmen. Warum eine Dividende (besonders für Anfänger) meiner Meinung nach trotzdem wichtig sind:

  • Dividendenunternehmen geben dir etwas zurück. Besonders in schweren Zeiten. Gerade Anfänger denken, sie können jede Kursschwankung aussitzen. Aber dann verkaufen doch viele in der Krise. Warum? Ein paar Monate rote Vorzeichen auszuhalten, ist einfach. Fünf Jahre dagegen nicht. Dividendenunternehmen geben dir (meist) trotzdem Rendite in Form von Ausschüttungen, motivieren dich und sind tendenziell stabiler.
  • Du willst ja auch heute leben und nicht nur in 30 Jahren, oder? Gerade wenn monatlich ein paar hundert Euro extra kriegst, macht es richtig Spaß und du kannst es jetzt schon für verschiedene Sachen nutzen. Z. B. für die Tilgung einer Immobilie.
  • Du bist flexibler bei der Umsetzung deiner Börsenstrategie und kannst ohne Verkäufe deine Strategie laufend anpassen, in dem du die Dividende reinvestierst.
  • Dividendenunternehmen sind oft „langweiliger“. Langweilig ist an der Börse oft gut, da hier geringere Bewertungen zu finden sind. Gerade Anfänger kaufen dann nicht überteuert. Denk immer daran: Warren Buffett kauft fast nur Dividendenaktien und ist damit einer der reichsten Menschen der Welt geworden.

Aber wie gesagt, im Grunde kann das jeder selbst entscheiden. Keine Dividende ist für mich trotz einer Dividendenstrategie kein Ausschlusskriterium. Unternehmen ohne Dividende haben schließlich die folgenden Vorteile:

  • Geringere steuerliche Belastung für dich, da Ausschüttungen direkt vom Unternehmen investiert werden. Erst beim Verkauf zahlst du Steuern.
  • Oft besser Wachstumsaussichten, da der Ertrag in die Firma investiert werden

Was für eine (Dividenden-)Strategie sonst noch wichtig ist

Die Bewertung der Unternehmen und das Timing der Käufe sind unbedingt zu beachten. Für Anfänger würde ich Sparpläne empfehlen, die regelmäßig Anteile kaufen. Das Markttiming ist selbst für Profis schwer vorherzusagen, weshalb du lieber nicht darauf spekulieren solltest. Kaufe regelmäßig zu allen Zeiten und evtl. in globalen Krisen etwas mehr.

Kaufe keine überteuerten Aktien. Dann handelt es sich in der Regel ein Hype. Hierfür hilft dir oft schon das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Im Allgemeinen solltest du jede Aktie auf die Renditeerwartungen im Verhältnis zur aktuellen Bewertung beurteilen. Das ist aber ein ganz anderes Thema. Dazu bald ein eigener Artikel.

Wichtig ist außerdem eine eigene Aktienanalyse. Du solltest wissen, was ein Unternehmen macht, wovon es abhängt und das Geschäftsmodell verstehen. Solltest du keine Zeit oder Lust darauf haben, setze lieber auf ETFs.

Dividendenstrategie Portfolio als Beispiel

Es gibt viele öffentliche Portfolios mit einer Dividendenstrategie. Ein gutes Portfolio, das für meine Verhältnisse zwar zu viel auf Dividenden und zu wenig auf Wachstum setzt, findest du auf dem Blog von Homo Öconomicus

Ein weiteres öffentliches Dividendenportfolio ist vom Dividendensparer. Er setzt ebenfalls auf Dividenden, streut aber auch die ein oder andere Wachstumsaktie mit ein.

Momentan arbeite ich daran, meine eigene Strategie in einem extra Artikel zu visualisieren. Sobald das fertig ist, werde ich es hier auch hinzufügen 😉

Genug gehört über das Dividendenstrategie-Portfolio? Weitere interessante Themen findest du hier:

Was ist Prokrastination und wie du Prokrastination überwinden kannst

BB Biotech Aktie Aktienanalyse

Basler AG Analyse – Ist Machine Vision ein Wachstumsmarkt?

Die Basler AG ist ein deutscher Hersteller für Bestandteile und Lösungen der Computer Vision. Oder verständlicher ausgedrückt:

Basler stellt Industriekameras mit Zubehör wie Objektiven, Schnittstellen, Beleuchtungen und Software für verschiedene Anwendungen für die Industrie her.

In der Vergangenheit war das ein starker Wachstumsmarkt, da Machine Vision die Grundlage von Automatisierung in vielen Bereichen ist. In der Aktienanalyse von Basler beschäftige ich mit dem Machine-Vision-Markt und analysiere das Unternehmen, um die Aussichten für die Zukunft zu bewerten. Passt die Basler Aktie in das Depot?

futuristische Darstellung der Machine Vision

Wie wichtig ist der Markt für Machine Vision und wie viel Wachstum kann man erwarten?

Das Wort „Machine Vision“ ist nicht unbedingt so bekannt wie künstliche Intelligenz oder Cloud-Hosting. Deshalb folgt erst einmal eine kurze Erklärung, warum der Bereich so bedeutend ist. Anschließend gehe ich auf die zukünftigen Prognosen ein.

Was bedeutet Machine Vision?

Was bedeutet Machine Vision und wofür wird es benötigt? Machine Vision ist, wie der Name schon sagt, das maschinelle Sehen von Produkten, Geräten und Anlagen. Die Augen für Roboter sozusagen.

Doch was bringen uns sehende Maschinen? Ganz einfach: Den Grundbaustein unserer modernen Automatisierung. Hier ein paar Beispiele:


Ein Online Versandhaus möchte die Pakete möglichst schnell zum Versand bereit machen und verschicken. Dafür setzt es automatische Rollbänder und Verpackungsmaschinen ein. Damit die Pakete am richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort für den Versand sind und kaputte Pakete sofort aussortiert werden können, überwachen Algorithmen durch Kameras die Waren, scannen die Kennung und sagen den jeweiligen Transportsystemen wann sie was wohin transportieren sollen.

In der Industrie kommen vor allem in der Qualitätssicherung Kamerasysteme zum Einsatz. Kameras scannen Produkte auf dem vorbeifahrenden Fließband und erkennen Fehler schnell und zuverlässig. Zudem übersendet das Kamerasystem die Information oft an einen Roboter, der das fehlerhafte Teil aussortiert.

Die Daten können aber auch direkt genutzt werden, um die Prozessparameter anzupassen. Erkennt das Kamerasystem bestimmte Veränderungen, wird der Herstellungsprozess angeglichen. In der Stahlindustrie kann dann zum Beispiel die Temperatur des Ofens erhöht oder die Walzenkraft verringert werden. Gleichbleibende Qualität und geringer Ausschuss wird so sichergestellt.

Auch moderne Laserschweißanlagen besitzen Machine-Vision-Komponenten, um die Schweißnaht exakt an den Stellen zu setzen, die durch das künstliche Auge bestimmt werden. Zudem kontrolliert das Kamerasystem die Schweißnaht anschließend auf Qualität und Fehler.


Darum ist Machine Vision ein Zukunftsthema

In der Industrie 4.0, in der die Produktionsdaten vernetzt werden, spielen Kamerasysteme und Software zur Bildverarbeitung eine entscheidende Rolle. Viele Informationen können so rund um die Uhr übermittelt und ausgewertet werden. Es gibt kaum ein Produkt, dass im Herstellungsprozess keine Machine-Vision-Komponenten benötigt. Von Kaffee über Spritzen bishin zu ganzen Autos.

Mithilfe von künstlicher Intelligenz lassen sich die aufgenommenen Bilder schon jetzt von den Maschinen selbst klassifizieren. Das heißt, der Computer erkennt nicht nur das eine Unauffälligkeit vorhanden ist, sondern auch welche es vermutlich ist und was damit passieren soll. Dabei entwickelt er die Fähigkeit fortlaufend weiter und verfeinert seine Entscheidungen im Laufe der Zeit.

Natürlich fallen auch Überwachungskameras unter die Produkte von Basler. Hierunter kann sich vermutlich jeder selbst etwas vorstellen, deshalb gehe ich auf das Thema nicht weiter ein.

Wie ist die Prognose des Machine-Vision-Markets?

Für die Einschätzung des Bildverarbeitungsmarkets können die aktuellen Entwicklungen und Anwendungsgebiete der Kameratechnologie und der Machine Vision analysiert werden.

Eine gute Quelle für die Branchen ist der Verband deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) der regelmäßig Statistiken und Prognosen zum Thema Machine Vision veröffentlicht.

Wovon hängt der Machine-Vision-Markt ab

Im Allgemeinen hängt das Wachstum des Marktes von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Industrie ab. Eine hohe Nachfrage entsteht immer dann, wenn Unternehmen Automatisierungsprojekte starten oder neue automatisierte Fabriken bauen.

Automatisierung ist für die Industrie ein wichtiges Thema um Konkurrenzfähig zu sein und zu bleiben. Deshalb werden viele Automatisierungsprojekte unabhängig von der wirtschaftlichen Situation gestartet.

Da das Budget in Krisen dafür deutlich geringer ausfällt, sinken die Anfragen und Aufträge natürlich trotzdem merklich im schlechten wirtschaftlichen Umfeld. Dies schlägt sich auch auf die Bildverarbeitungssysteme von Basler wieder.

Das sagen Studien über die Zukunft der Machine Vision

Eine Studie aus dem Jahre 2020 von MarketResearch geht von einer jährlichen Wachstumsrate des Machine-Vision-Marktes von 8,4 % pro Jahr aus. Dies wird getrieben durch Anwendungen in der Pharma-, Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie im Bereich Automotive, Biotechnologie und Maschinenbau.

Hier ist natürlich die aktuelle Krise nicht mit eingepreist. Im Krisenjahr 2022 wuchs der deutsche Markt der Machine Vision dennoch um 8 %. Darauf lässt sich schließen, dass der Einfluss der Krise verhältnismäßig gering ist oder erst später kommen wird. Auswirkungen der aktuellen Krise auf die Basler AG sind schon jetzt in der Beschaffungssituation und der Marge zu merken. Dazu aber später mehr.

Auch andere Studien gehen von ähnliches Wachstumsraten aus. Bis zum Jahre 2030 gibt es keine Studien, die eine Abschwächung des Markes prognostizieren.

Meine persönliche Meinung: Automatisierungstechnik wird in den nächsten Jahren stetig steigen. Bildgebende Sensoren und Machine Vision werden immer mehr benötigt. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass das jährliche Wachstum in den nächsten 10 Jahren höher als prognostiziert ausfallen könnte, da neue Anwendungsfälle erschlossen werden:

  • Autonomes Fahren: Autos benötigen immer mehr bildgebende Sensoren
  • Qualitätssicherung durch künstliche Intelligenz: Durch KI können bildgebende Verfahren in mehr Produktionslinien sinnvoll eingesetzt werden.
  • Fortschreiten der vernetzten Industrie (Industrie 4.0)

Das Geschäftsmodell von der Basler AG

Die Basler AG entwickelt, produziert und vertreibt verschiedene Lösungen für die industrielle Bildverarbeitung. Wie so ein System zur Bildverarbeitung aussieht und was du dir darunter vorstellen kannst, zeigt die folgende Grafik:

Schematische Darstellung Machine Vision in einem optischen Inspektionssystem zum Beispiel von der Basler AG
Beispiel für Machine Vision in der Industrie

Anwendungsbeispiel:

Ein Unternehmen (Firma XY) möchte die Herstellung von Spraydosen auf äußere Fehler untersuchen. Stand jetzt haben mehrere Mitarbeiter im 3 Schicht betrieb ein Auge auf das Fließband und sortieren fehlerhafte Flaschen aus.

Aber was verkauft Basler genau?

Um das ganze zu automatisieren, baut sich die Firma XY ein optisches Messsystem in die Produktionslinie ein. Die einzelnen Komponenten können alle von der Basler AG bezogen werden.

  • Das Herzstück des Messgeräts ist der Kamerasensor.
  • Zu jedem Sensor gehört ein Objektiv, das für ein scharfes Kamerabild gebraucht wird
  • Kabel, Schnittstellen und Beleuchtungen sind ebenfalls vorhanden
  • Die Auswertung und Verarbeitung ist größtenteils durch Software gelöst. Hier bietet Basler eine geeignete Software-Umgebung an

Der Sensor + Objektiv nimmt das Bild auf. Die Daten werden übertragen und ausgewertet. Anschließend kann zum Beispiel ein Roboter auffällige Produkte entfernen. Außerdem kann das Messsystem einordnen, ob es sich um einen Kratzer, eine Beule oder einen Druckfehler handelt und die Informationen speichern. In dieser Nische bietet Balser ein ganzes Ökosystem an.

Die Herstellung von Kamerasensoren und das Zusammenspiel der Hard- und Software braucht viel Erfahrung. Zudem ist die Herstellung von Objektiven und Sensoren mit den exakten Einstellungen komplex und bedarf modernste Technologie. Die Qualität von den Komponenten unterscheidet sich je nach Anbieter. Deshalb gibt es in diesen Bereich einen technologiebedingten Burggraben.

Da ich selber schon mit dem Basler Ökosystem gearbeitet habe, kann die hohe Qualität und die einfache Handhabung nur bestätigen.

So stark ist die Basler AG gegenüber der Konkurrenz

Ein weiterer Indikator für die qualitativ hochwertigen Produkte und die Qualität des Unternehmens ist das höhere Wachstum als das, des durchschnittlichen Maschine-Vision-Marktes. Der Umsatz wuchs in den letzten Jahren immer ein Stückchen mehr als der Durchschnitt der Branche, was auf die Gewinnung von Marktanteilen von der Konkurrenz zurückzuführen ist:

JahrUmsatzwachstum Machine Vision MarktUmsatzwachstum Basler AG
2022+ 8 %+ 25%
2021+ 18 %+ 26 %
2020– 7 %+ 5%

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Basler AG sich in einem sehr lukrativen und zukunftsorientierten Markt bewegt und zusätzlich ein vergleichsweise starkes Unternehmen ist.

Strategie und Management von der Basler AG

Die Basler AG ist ein kleines und spezialisiertes Unternehmen aus Deutschland. Dabei verdient es meiner Meinung nach den Titel „Hidden Champion“ in einem der wichtigsten Bereiche der Automatisierungstechnik.

Der Firmengründer Norbert Basler besitzt über eine Holding-Gesellschaft selber noch über 50 % der ausstehenden Aktien. Die Firmenführung ist dadurch sehr langfristig und nachhaltig ausgerichtet. Statt sich auf Erfolg auszuruhen, werden nah am Kunden immer neue und bessere Produkte entwickelt. Aufgrund der kleinen Größe ist Basler agil und kann sich dem schnell wandelnden Marktumfeld in der Automatisierungstechnik optimal anpassen und darauf reagieren.

Basler setzt in erster Linie auf Qualität und Kundenzufriedenheit. Somit sind die Kameras nicht im Niedrigpreissektor angesiedelt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist in der Branche sehr gut.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Mitarbeiterführung. Basler hält seine Mitarbeiter sehr lang und die meisten bleiben ihre gesamte Karriere dort. Die Fluktuation beträgt unter 1 %, was die Zufriedenheit der Mitarbeiter unterstreicht.

Die Forschung und Entwicklung konzentriert sich in Zukunft aus strategischen Gründen besonders auf verbesserte Software zur Auswertung der Machine-Vision-Komponenten. Das Basler-Ökosystem soll auf Softwareseite weiter verstärkt werden, sodass Kunden bei ihrer Automatisierung eine umfangreiche und einfach zu bedienende Lösung bekommen. Die gibt es meiner Meinung nach zwar schon jetzt, aber besser geht bekanntlich immer!

Ein weiterer wichtiger Punkt in der Firmenstrategie ist die internationale Expansion und die Gründung weiterer Gesellschaften und Übernahmen in anderen Ländern. Fast 60 % des gesamten Geschäfts kommt aus Asien und auch das größte Wachstum ist dort zu finden. Die Firmenentwicklung hängt demnach stark an der Wirtschaftsentwicklung in China und die Zusammenarbeit mit asiatischen Niederlassungen.

Zudem ist die Basler AG sehr transparent und informiert Investoren umfangreich. Als Investor bekommt man umfassende Einblicke in die Geschäfte und Strategien. Dabei hat man nie das Gefühl, dass kritische Informationen bewusst zurückgehalten werden.

Fundamentale Zahlen der Basler AG

Basler ist ein deutscher Mittelständler und zählt somit zu den Small Caps. Dabei ist Basler trotz des hohen Wachstums und des erfolgreichen Geschäftsmodells in der Vergangenheit relativ unbekannt.

  • Marktwert: 830 Millionen €
  • Anzahl der Aktien: ca. 30.000.000 Stück

Die Umsatzentwicklung

Der Umsatz stieg in den vergangenen Jahren stetig und betrug Ende 2022 in etwa 272 Millionen Euro (ca. 9 € pro Aktie). Das bedeutet zurzeit ein Kurs-Umsatz-Verhältnis von ungefähr 3. Das ist zwar vergleichsweise hoch, für das erwartete Wachstum und die Branche meiner Meinung nach aber fair. Zum Vergleich: Microsoft hat momentan ein KUV von 8!

  • Umsatz 2022: 272,2 Millionen € ( 9 € pro Aktie )
  • Kurs-Umsatz-Verhältnis: 3
  • Umsatzwachstum 2021-2022: ~ 26 %
  • Durchschnittliches Umsatzwachstum in den letzten 8 Jahren: ca. 16,7 % / Jahr

Das Umsatzwachstum ist verhältnismäßig hoch und trotz der aktuellen Krisen stabil. Ich gehe in der Branche und konkret bei Basler langfristig auch weiterhin von ähnlichen Wachstumsraten aus. Kurzfristig könnte sich die aktuellen Krisen im langsameren Wachstum widerspiegeln. Das ist für mich als langfristigen Investor aber nicht so dramatisch.

Gewinnentwicklung

Anders sieht es beim Gewinn aus. Der beträgt 21,36 Millionen € (ca. 0,71 € pro Aktie). Somit berechnet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33. Das ist zwar teuer, im Vergleich zu den vergangenen Jahren aber vergleichsweise normal. Meiner Meinung nach ist das KGV für die Wachstumsprognosen in Ordnung, aber nicht günstig. Sollten die nächsten Quartalszahlen zeigen, dass die Basler AG weiter schwache Auftragseingänge hat, könnte sich die Bewertung weiter verringern.

  • Gewinn 2022: 21,36 Millionen € (0,71 € pro Aktie)
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis: 32
  • Gewinnentwicklung 2021 – 2022: -1 %
  • Durchschnittliche Gewinnentwicklung in den letzten 8 Jahren: 11,6 % pro Jahr

Momentan wächst der Gewinn trotz des Umsatzwachstums nicht. Die Problematik am Beschaffungsmarkt und höhere Kosten der Lieferanten drücken auf die Marge. Bis jetzt konnten die steigenden Kosten nicht auf die Kunden umgewälzt werden. Über längere Zeit wuchs der Gewinn jedoch konstant überdurchschnittlich hoch.

Finanzielle Stabilität

Die finanzielle Stabilität ist bei der Basler AG seit den letzten Jahren immer ähnlich. Die Eigenkapitalquote schwankt zwischen 50 und 60 %. Trotz Übernahmen und Beteiligungen beleibt die Verschuldung konstant und ist nicht weiter besorgniserregend.

  • Eigenkapotalquote: 56,6 %
  • Verschuldungsgrad: 114 %

Der Verschuldungsgrad liegt mit 114 % zwar höher als sonst, aber auch dies ist vollkommen unproblematisch.

Dividendenpolitik

Die Basler AG schüttet jedes Jahr eine (geringe) Dividende aus, die sich mit dem Wachstum des Unternehmens stetig erhöht.

  • Dividende 0,21 € (0,6 %)
  • Dividendenwachstum: 700 % in den letzten 12 Jahren.

Somit ist die Dividende zwar klein, wird allerdings regelmäßig stark erhöht. Dabei gab es immer mal wieder Rücksetzer, doch der langfristige Trend bleibt konstant.

Fazit zur Basler AG

Die Basler AG ist ein kleines innovatives Unternehmen, das mit seinen hochwertigen Komponenten stärker als seine Peer-Group wächst. Dabei bewegt sich das Unternehmen in einer bedeutenden Nische der Automatisierungstechnik.

Rosige Ausschten für die Basler AG

Die Prognosen für die Machine-Vision-Komponenten sind trotz Krise hervorragend. Zudem geht Machine Vision Hand in Hand mit den verschiedensten Zukunftstrends und profitiert davon. Die Basler AG setzt auf Bindung der Mitarbeiter, Kunden und Partner und stellt nachhaltiges Wachstum in den Vordergrund.

Ich denke, das Geschäftsmodell der Basler AG ist vorerst sicher vor Disruption und kann mit dem Fokus auf kundennahe Weiterentwicklung noch Jahrzehnte wachsen. Entwicklungen wie Industrie 4.0, Automatisierung, autonomes Fahren und künstliche Intelligenz erweitern den Nutzen von Machine Vision immer weiter.

Risiken

Ein großes Risiko stellt die hohe Abhängigkeit von Asien und insbesondere China dar. Handelskriege und staatliche Eingriffe können das Wachstum von Basler in Asien unvorhersehbar eindämmen.

Zudem gibt es im Bereich der Machine Vision viel Konkurrenz. Sollte die Innovationskraft gehemmt werden, kann der technologiebedingte Burggraben langfristig nicht mehr gehalten werden. Äußere Einflussfaktoren wie innovatonshemmende (deutsche) Gesetze oder ein neues kurzfristig orientiertes Management verantwortlich sein.

Außerdem ist die Bewertung historisch gesehen noch durchschnittlich bis leicht überdurchschnittlich hoch, obwohl die Aktie stark zurückgekommen ist. Die aktuelle Krise wird für große Auftragseinbrüche bei der Automatisierungstechnik sorgen. Da Automatisierung für Unternehmen alternativlos ist, um konkurrenzfähig zu sein, rechne ich nach einer Krise mit einer umso höheren Nachfrage (Nachholeffekte).

Was ich also tue

Meiner Meinung nach ist die Basler AG ein solides Wachstumsunternehmen und kann durchaus als Beimischung in das Depot, wenn man wie ich von der Technologie überzeugt ist. Dabei sollte die Position aufgrund der Risiken nicht überdurchschnittlich groß sein. Zudem würde ich die gesamte Position aufgrund der erhöhten Bewertung nicht auf einmal aufbauen. Eine erste Tranche oder als Sparplan ist der Kauf sicher besser geeignet.


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Was ist eine Gewohnheit und warum du aktiv daran arbeiten solltest

Eine Gewohnheit ist eine Aktivität, die so weit in dein Unterbewusstsein verankert ist, dass du sie ohne nachdenken ausführen kannst. Dein Körper spielt sozusagen das antrainierte Verhalten automatisch ab. Das Ganze hat natürlich Vor- und Nachteile:

  • Es kostet keine Mühe, die Gewohnheit auszuführen. Gute Gewohnheiten halten dich ohne Mühe gesund, fit und produktiv. Oft musst du nicht einmal dabei nachdenken.
  • Gewohnheiten ändern ist langjährig, da das Verhalten erst in unser Unterbewusstsein eindringen muss. Schlechte Gewohnheiten ändern ist schwieriger als neue aufzubauen.

Was heißt das jetzt? Ich erkläre dir es an ein Beispiel:


Du nimmst dir vor, täglich Sport zu machen. Am Anfang fällt es dir noch leicht, doch nach ein paar Wochen zwingst du dich jeden Tag dazu. Du hast einfach keine Lust. Du wirst wahrscheinlich schnell aufgeben. Ist der tägliche Sport nun aber eine feste Gewohnheit, stört es dich kaum. Du bleibst sportlich und gesund, ohne Dinge zu tun, die dir schwerfallen. Gute Ergebnisse ohne Stress!

Ein weiteres Beispiel ist das tägliche Lesen. Die meisten Menschen haben die Gewohnheit, abends fernzusehen. Es ist gar nicht mehr so leicht, den Fernsehen auszulassen. Eben, weil das Fernsehen eine verankerte Gewohnheit geworden ist. Jeder weiß, dass täglich lesen, sinnvoller und gesünder ist. Warum machen wir es dann nicht? Weil vorher die Gewohnheit des täglichen Fernsehens in tägliches lesen umgewandelt werden muss. Doch das ist ohne das Verständnis von Gewohnheiten sehr schwer.


Wenn du die Kontrolle über Gewohnheiten erlangst, ändert sich dein Leben. Damit meine ich nicht allen Spaß aus deinem Leben auszuschließen. Gelegentlich kannst du immer noch ungesund essen, Alkohol trinken, Fernsehen und Faulenzen. Aber nicht jeden Tag. Durch Gewohnheiten lernst du nicht „gute Dinge“ gegen deinen Willen zu tun. Du lernst gesunde und sinnvolle Dinge ohne Einschränkungen ungesunden Dingen vorzuziehen.

Genug erklärt, jetzt geht’s ans Eingemachte. Als Nächstes erkläre ich dir, warum Gewohnheiten sinnvoll sind und wie du Gewohnheiten änderst!

Warum Gewohnheiten ändern schwer ist, du es aber trotzdem schaffst

Gewohnheiten ändern dauert. Hieran ist nichts zu rütteln. Die Wissenschaft ist sich einig und nennt in etwa 60 Tage. Aus eigener Erfahrung kann ich nur zustimmen. Das Gute aber ist, dass es nach der Zeit abgeschlossen ist.

Stört es dich morgens, die Zähne zu putzen? Mich nicht. Im Gegenteil. Ohne Zähne putzen fühle ich mich unhygienisch. Doch warum stört uns das tägliche Zähneputzen nicht? Ganz einfach, es ist eine Gewohnheit, die wir als Kind gezwungenermaßen aufgebaut haben. Dein Ziel ist, dass alles so einfach wird, wie Zähneputzen.

Wie läuft das Bilden einer Gewohnheit ab? Der folgende Graph zeigt es dir. Der Start ist einfach. Du bist motiviert und wirst dein Vorsatz regelmäßig verfolgen. Am Anfang des Jahres sind alle Fitnessstudios voll.

Gewohnheiten ändern wird erst nach der anfänglichen Motivation schwer und braucht 60 Tage, bis die neue Gewohnheit etabliert ist. Das Ganze wird in einem Verlauf dargestellt.

Dann nach spätestens 2 Wochen wird es immer schwieriger. Es wird zu Last, du raffst dich aber noch irgendwie auf.

Nach 1 Monat wird es erst so richtig schlimm. Du setzt dein Vorhaben die ersten Male aus und bekommst ein schlechtes Gewissen. Hier geben die meisten Menschen auf. Im Februar sind die Fitnessstudios wieder leer.

Wenn du sehr diszipliniert bist oder die richtigen Tricks kennst, passiert das nicht. Erfolgreiche Menschen wissen, dass gerade an dem Punkt weiter gemacht werden muss. Das Durchhaltevermögen wird belohnt. Nach 60 Tagen ist die Gewohnheit gebildet und es wird immer einfacher. Irgendwann ist der Gang ins Fitnessstudio wie Zähneputzen.

Doch wie schaffst du es, die harte Zeit zu überbrücken? Fakt ist, die meisten Menschen überschätzen ihr Durchhaltevermögen. Einfach probieren wird schwierig! Hier musst du ansetzen und verschiedene Tipps und Tricks aus der Wissenschaft anwenden. Um die konkreten Tipps geht es im nächsten Kapitel.

So lassen sich Gewohnheiten ändern – Konkrete Tipps

In diesem Abschnitt gebe ich dir konkrete Tipps, wie du es schaffst, die vollen 60 Tage an deiner Gewohnheit zu arbeiten. Viele davon wende ich selber an. Ich verspreche dir, dass du mit diesen Tipps die 60 Tage überstehen wirst!

Tipp 1: Gewohnheit ändern Stück für Stück ohne übertreiben

Der wichtigste Tipp gleich zu Beginn. Übertreibe nicht. Mach langsam, aber stetig. Nimm dir nicht gleich vor, den Marathon zu rennen, sondern gehe erst mal Schritt für Schritt nach vorn. Damit es klappt, beachte die folgenden Regeln:

Baue nur eine Gewohnheit gleichzeitig auf! Wie schon gesagt, sich einen Vorsatz fassen ist einfach. Die ersten Tage der Umsetzung auch. Aber wenn nach ein paar Wochen die Motivation nachlässt, dann ist es einfacher eine Sache durchzuziehen, als zwei oder mehr. Je mehr Gewohnheiten du gleichzeitig bildest, desto wahrscheinlicher wirst du aufgeben!

Nehme dir vor nicht zu viel vor, sondern ändere deine Gewohnheit Stück für Stück. Viele Menschen möchten abnehmen und starten die extremsten Diäten, die sie finden können. Dann gehts schließlich schneller. Das ist allerdings ein beliebter Fehler. Fast jeder wird die Diät nach ein paar Wochen wieder aufgeben oder schummeln.

Klar, es gibt auch Mindset-Monster, die das schaffen, aber die Regel ist das nicht. Also starte eine Diät Stück für Stück. Fange erst einmal an, 1 Tag die Woche kalorienarm zu essen. Hast du dich daran gewöhnt, erhöhst du es auf 2 Tage. Und so weiter. Die Chance, dass du aufgibst, ist deutlich geringer. Gutes braucht nun einmal Zeit!

Tipp 2: Gute Gewohnheiten offensichtlich machen und schlechte verstecken

Gute Gewohnheiten müssen offensichtlich sein. Schlechte dagegen so gut versteckt wie möglich. Dein Umfeld entscheidet über dein Durchhaltevermögen. Hier ein Beispiel:


Das Süßigkeitenglas steht direkt im Wohnzimmer. Du siehst es jeden Tag, hast dir aber vorgenommen, nur noch 1-mal die Woche daranzugehen. Alleine die Präsenz der Süßigkeiten in deinem Blickfeld machen dir das Leben schwer.


Die Lösung ist einfach. Verstecke das Glas mit den Süßigkeiten in einen Schrank. Oder noch besser: kaufe gar nicht erst Süßigkeiten. Wenn der Drang kommt und du erst einkaufen musst, um ihn zu stillen, ist der Aufwand so hoch, dass du freiwillig drauf verzichtest. Diese Taktik ist zwar hart, aber effektiv.

Hier ein weiteres Beispiel:


Ein anderes Beispiel betrifft das Joggen gehen. Wenn du regelmäßig laufen willst, verstecke bloß nicht deine Laufschuhe. Stell sie offensichtlich an die Tür, dass du sie jeden Tag siehst. So wird es deutlich einfacher, die Gewohnheit zu bilden.


Tipp 3: Nehme dir die Sachen richtig vor

Mache deine Vorhaben so konkret wie möglich. Sage nicht: „Die Woche mache ich 3-mal Sport“.


Sage dir selber stattdessen: „Montag mache ich um 18 Uhr Sport im Fitnessstudio, Dienstag um 19 Uhr zu Hause und Freitag um 15 Uhr im Park“.


Das hört sich banal an, wird dich aber unterbewusst sehr unterstützen. Füge jedem Vorhaben Zeit und Ort hinzu. Hier ist sich die Wissenschaft einig.

Tipp 4: Koppeln deine Gewohnheiten

Ein mächtiger Tipp ist das Verbinden von Gewohnheiten. Koppel eine Gewohnheit an eine andere Gewohnheit und führe beide immer nacheinander aus. Hier ein Beispiel:


Du willst 2-mal die Woche ins Fitnessstudio. Doch du kannst dich nachmittags immer schlecht aufraffen. Der Tag war lang, die Arbeit anstrengend und eigentlich würdest du lieber Fernsehen. Eine Lösung ist das Koppeln der Gewohnheit an etwas anderem. Zum Beispiel den Heimweg nach der Arbeit. Fahre immer direkt nach der Arbeit ins Fitnessstudio.


Du kannst Gewohnheiten natürlich auch mit anderen Dingen koppeln, die dir Spaß machen. Nehmen wir an, du schaust jeden Abend eine Serie. Dann verbinde die Serie doch einfach mit 20 Liegestützen oder einer Hausarbeit. Vor oder nach jeder Folge wird die Gewohnheit ausgeführt.

Besonders geeignet ist dieser Tipp in deiner Morgenroutine. Jeder hat ein Haufen Gewohnheiten morgens, die alle automatisch nach und nach ablaufen. Hier ist es (zumindest für Morgenmenschen) besonders einfach, eine weitere einzubauen.

Tipp 5: Mach es so einfach wie möglich

Dieser Tipp ist mein persönlicher Favorit. Für mich ein echter Game-Changer.

Eine Gewohnheit muss so einfach wie möglich sein. Genauer gesagt, die Hürde anzufangen muss möglichst gering sein. Du hast sicher selber schon gemerkt, dass eigentlich nur das Anfangen schwierig ist.

Doch wie macht man das? Nimm dir so wenig wie möglich vor. Hört sich blöd an, führt aber hinterher doch zu mehr. In der folgenden Tabelle findest du ein paar Beispiele:

IntentionAlter VorsatzNeuer Vorsatz
Mehr lesenJeden Tag ein KapitelJeden Tag 1 Minute lesen
Mehr Sport3 mal die Woche für 1,5 Stunden Sport3 mal die Woche für 20 Minuten sport
Gesünder leben oder Gewicht verlierenKeine Süßigkeiten mehr und nur noch gesund essenSüßigkeiten nur noch in Gesellschaft
Mehr an meinem eigenen Projekt arbeitenJeden Tag 2 Stunden an dem eigenen Projekt arbeitenJeden Tag 1 Minute an dem eigenen Projekt arbeiten

Die Hürde anzufangen muss lächerlich niedrig sein.


Aus eigener Erfahrung kann ich dir versichern, dass es echt einfach ist, mit Lesen anzufangen, wenn du nur dir nur mindestens 1 Minute vorgenommen hast. Ebenso einfach ist der Gang zum Sport, wenn du nur 20 Minuten machen willst.


Der Trick an der Sache ist, dich zu Anfangen zu bewegen. Bist du einmal dabei, wirst du ganz sicher nicht nur eine Minute lesen, sondern je nach Laune eine Stunde.

Der Nachteil ist, dass du es nicht für alles anwenden kannst. Wenn du mehr sparen möchtest, ist der weniger-gleich-mehr Ansatz natürlich kontraproduktiv.

Tipp 6: Behalte den Spaß!

Es gibt verschiedene Tipps, wie du den Spaß behalten kannst. Gewohnheiten ändern ist wie so vieles in Gesellschaft lustiger. Suche dir ein Partner und pusht einander. Die, die in Gesellschaft zum Sport gehen, behalten die Gewohnheit statistisch gesehen häufiger!

Was ebenfalls ein großer Einfluss hat, ist die Art der Gewohnheit. Mache, wenn möglich das, was dir gefällt. Klar, das geht nicht immer, aber doch häufig. Die Gewohnheit, mehr Sport, kann schließlich alles sein. Wieso nicht Klettern gehen statt Joggen, wenn es dir mehr liegt?

Tipp 7: Tracke deine Gewohnheiten

Es gibt viele Möglichkeiten, Gewohnheiten zu tracken. Sowohl offline als auch online. Suche dir hier am besten das passende Tool aus. Ich zum Beispiel verwende den Loop Habit Tracker. Der ist einfach und motiviert mich wahnsinnig.

Das Tracken macht Spaß und hilft dir, deinen Fortschritt zu sehen. So überbrückst du die 60 Tage zum Bilden deiner Gewohnheit ohne Probleme.

Tipp 8: Setze niemals 2 mal hintereinander aus

Jeder hat mal einen schwachen Tag. Es kann durchaus sein, dass du deine angehende Gewohnheit aussetzen wirst. Wir sind schließlich alle nur Menschen und ein schlechter Tag wird kommen.

Sei nicht zu hart mit dir und ärger dich nicht. Es ist nun mal passiert. Wichtig ist jetzt nicht aufzugeben. Was auch passiert, ein Fehler darf passieren. Aber niemals darfst du zweimal hintereinander aussetzen. Dann wäre deine Gewohnheit hinüber und es kostet deutlich mehr kraft und aufwand weiterzumachen.

Warum du auch nach 60 Tagen dranbleiben musst

In der Regel hast du nach 60 Tagen eine Gewohnheit gebildet. Dir fällt es womöglich immer leichter. Je länger eine Gewohnheit geht, desto fester ist sie in dein Unterbewusstsein verankert. Trotzdem solltest du jetzt dranbleiben.

Wenn du meinen Tipp 1 angewendet hast, wurde die Gewohnheit im Vorfeld vereinfacht. Nun ist es an der Zeit, die vorhandene Gewohnheit weiter auszubauen.


War dein Ziel täglich kalt zu duschen, hast du womöglich angefangen immer am Ende beim Duschen kurz auf kalt zu drehen. Nun kannst du die Dauer des kalten Wassers schrittweise erhöhen, um irgendwann dann nur noch kalt zu duschen.


Möglicherweise fragst du dich, warum irgendjemand das machen sollte. Das klingt schließlich furchtbar, regelmäßig kalt zu duschen. Jeden Tag kalt duschen verändert nachweislich dein Immunsystem, sodass du kaum noch krank wirst. Zusätzlich sparst du Energie und jede Menge an Geld.

Deine Gewohnheit ist leider nicht für immer. Du musst sie schützen. Es gibt viele Auslöser, die deine Gewohnheit auf die Probe stellen. Krankheit, Urlaub, Umzüge und stressige Zeiten werden dich dazu zwingen Pausen zu machen. Danach wird es nochmal schwer. Fängst du nicht schnell wieder an, ist deine Gewohnheit weg und du musst neu anfangen sie aufzubauen. Aber auch das ist möglich.

Gewohnheiten ändern mit diesen Buchtipps

Ich kann jedem nur Nahelegen sich einmal tiefer mit dem Thema Gewohnheiten ändern zu beschäftigen. Dafür kann ich die beiden folgenden Bücher empfehlen:

Die 1 % Methode ist das Buch, wenn es um die Bildung von Gewohnheiten geht. Jeder, der ein erfolgreiches Leben anstrebt, sollte es lesen. Dabei orientiert sich der Autor an wissenschaftlichen Studien und dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Viele Tipps und Tricks auf dieser Seite wirst du auch dort wiederfinden.

Miracle Morning legt den Fokus auf die Morgenroutine, die ja im Grunde aus vielen Gewohnheiten zusammengesetzt ist. Aus dem Buch kannst du ebenfalls sehr viel mitnehmen für das eigene Leben.

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Alphabet Aktienanalyse

Alphabet ist von der Marktkapitalisierung eins der größten Unternehmen der Welt. Es betreibt zum Beispiel die Suchmaschine Google, vertreibt das Betriebssystem Android und ist ein nennenswerter Anbieter im Cloudgeschäft. Aber auch viele weitere, teilweise auch sehr kleine Geschäftsfelder deckt Alphabet ab. Viele sogar in Form von Start-Ups, die innerhalb des Konzerns fast schon koexistieren. Viele bekannte Geschäftsfelder sind so eigene Projekte der Mitarbeiter entstanden. Dazu zählen Gmail und Google StreetView. So oder so, die Unternehmensstruktur und vor allem die Mitarbeiterführung ist besonders, worauf ich später noch eingehe. Der Erfolg gibt dem modernen Führungsstil allerdings recht. Aber es gibt auch Schattenseiten! Alphabet ist immer wieder in der Kritik zu monopolistisch zu agieren und seine Marktmacht auszunutzen. Viele fordern sogar die Zerschlagung des Konzerns. Im weiteren untersuche ich die positiven und negativen Seiten kritisch. Mal schauen was dabei herausraus kommt!

Das Geschäftsmodell von Alphabet

Alphabet ist inzwischen ein hochprofitables und diversifiziertes Tech-Unternehmen. Aus diesem Grund müssen einzelne Bereiche gesondert betrachtet werden. Laut den Finanzberichten von Alphabet selber teilt sich der Umsatz und somit das Geschäftsmodell auf die folgenden Positionen auf. Die Erste Zahl ist dabei der Anteil am Gesamtumsatz und die zweite ist das grobe Wachstum der Sparte von Jahr zu Jahr (2022):

  • Google Service total (92,4 % / 10 %)
    • Google Search & other (62,6 % / 13,6 %)
    • Youtube ads (12,3 % / 4,9 %)
    • Google Network (13,3 % / 8,7 %)
    • Google other (4,2 % / -0,7 %)
  • Google Cloud (7,2 % / 35,3 %)
  • Other Bets (0,4 % / 0,5 %)

Hieran lässt sich schnell erkennen, dass das Betreiben der Suchmaschine Google die Haupteinnahmequelle von Alphabet und somit das wichtigste Standbein ist. Gleichzeitig lässt dich erkennen, welche Bereiche in der Zukunft besonders wichtig werden könnten. Das ist natürlich, wie auch bei den anderen Tech-Giganten das Cloudgeschäft. Auch wenn der Anteil noch verhältnismäßig gering ist (7,2 %) wächst dieser mit Abstand am meisten. Nun geht es aber erst einmal tiefer in die verschiedenen Bereiche, damit man versteht, was dahinter steckt und noch wichtiger, wie Alphabet damit Geld verdient.

Vorab schon einmal die Information, dass die einzelnen Positionen, in dem der Umsatz erzielt wird, untereinander sehr verstrickt sind und so eine Einordnung in Kategorien sehr schwierig ist. Trotzdem gebe ich mein bestes, einen gut strukturierten Einblick vorzustellen.

Google Search and Other

Der Bereich „Google Search and Other“ erwirtschaftet den größten Anteil des Umsatzes. Hierzu gehört das Betreiben der Suchmaschine Google, die mit circa 90 % weltweit den größten Marktanteil besitzt. Außerdem ist diese die zweitmeiste besuchte Website im Internet.

Bevor wir darauf eingehen, wie das Geld durch eine Suchmaschine eingenommen wird, hier erst einmal ein Gedanken dazu, wie sicher der hohe Marktanteil ist. Hat die Suchmaschine Google meiner Meinung nach einen Burggraben? Ja, ich denke schon! Ich glaube die meisten Menschen sind so gewöhnt an Google, dass sie nicht auf eine andere Suchmaschine umsteigen wollen. Auch wenn die Suchmaschine Bing bei Windows standardmäßig eingestellt ist, nehmen die meisten Nutzer den Mehraufwand in Kauf und stellen diese auf Google um. Menschen sind halt Gewohnheitstiere. Die Suchmaschine Bing von Microsoft könnte langfristig ein paar Marktanteile gewinnen, in den letzten 10 Jahren allerdings trotzdem nicht mehr als circa 8 Prozent Anteil erreichen. Zudem glaube ich, dass die Nutzerzahl des Internets immer weiter steigt. Auch heute hat ein Drittel der Menschen auf der Welt keinen Zugang zum Internet.

Auch aus Sicht der Websitebetreiber hat Google ein Burggraben. Ein Großteil der Internetseiten und Blogs sind optimiert für die Suchmaschine von Google. Gerade Betreiber von Websites, die kein großes Unternehmen im Hintergrund haben, ist jede zusätzliche Suchmaschinenoptimierung mit viel Aufwand verbunden. Google definiert dadurch quasi die Bedeutung von Suchmaschinenoptimierung selbst.

Zwei langfristige Gefahren sehe ich allerdings dennoch: Zum einen die Situation in China und deren Kampf um die Weltmacht mit den USA. In China gibt es andere Suchmaschinen wie Baidu, wo Google alleine schon aufgrund der politischen Führung kein nennenswerter Konkurrent werden kann. China vergrößert seinen Einfluss in verschiedenen Nachbar- und Entwicklungsländern immer weiter. Durch politischen Druck ist eine Manipulation hin zu chinesischen Anbietern äquivalenter Googledienste, vor allem bei einer Eskalation des Konflikts zwischen USA und China, denkbar. Außerdem sind die Beziehungen enger als zu den Westen, womit digitale Dienste auch ohne Konflikt in Zukunft eher aus Richtung China rüberschwappen. So können in wichtigen Märkten wie Indien und Indonesien chinesische Suchmaschinen einfacher Markteinteile gewinnen als Google.

Die zweite essenzielle Gefahr ist eine komplette Disruption des Internets. Zugegeben, das ist ein sehr langfristiges Szenario, allerdings ist mein Anlagehorizont sehr lang, weswegen sich solche Gedanken dennoch lohnen. Stichwort: Metaverse! Oder vergleichbare Neuaufsetzungen des Internets. Die klasse Googlesuche könnte so in Zukunft weniger wichtig werden. Hier gehe ich nicht davon aus, dass dies in den nächsten 10-20 Jahren der Fall ist. Außerdem ist Alphabet einer der anpassungsfähigsten Firmen, die ich kenne. Bei solchen Neuerungen würde Alphabet sicher vorne mit dabei sein um den Anschluss nicht zu verlieren.

Youtube Ads

Neben der normalen Suchmaschine Google gehört auch die Videoplattform „Youtube“ zu Alphabet. Youtube ist einer der bekanntesten Internetseiten für die Verbreitung von Videos und einer der größten Social-Media-Plattformen der Welt. Dabei wird es von über 2 Milliarden monatlichen Nutzern besucht. Es ist ein eigenes Ökosystem, worauf zahlreiche Content-Creator ihr Geschäftsmodell aufgebaut haben.

Doch wie verdient Alphabet mit Youtube Geld und ist dies profitabel und noch wichtiger, wie sind die zukünftigen Wachstumsaussichten? Um es einfach auszudrücken, betreibt Alphabet eine Plattform, in der Creator freiwillig und gegen geringes Geld (bei kleinen Creator ohne Bezahlung) Videos hochladen, die dann durch Werbung monetarisiert werden. Alphabet muss demnach keinen Content produzieren, wie zum Beispiel Netflix und profitiert trotzdem durch die Vermittlung zwischen Videoproduzenten und Werbetreibenden und den Burggraben einer bekannten Marke wie Youtube. Ich persönlich finde das Geschäftsmodell von Youtube deutlich interessanter als Netflix, nicht zuletzt durch die Symbiose aller Beteiligten.

Zudem gibt es noch die Möglichkeit Videos auf Youtube, ohne Werbung zu schauen, in dem man Youtube Premium abonniert und monatlich zahlt. Vor dieser Analyse dachte ich, dass dies eher ein Gimmick ist und sich noch nicht so recht durchgesetzt hat. Doch das stimmt nicht so nicht. Durch Abos bei Youtube verdient der Konzern in etwa 1,2 Milliarden Dollar pro Quartal. Es sollen mehr als 50 Millionen Menschen Youtube Premium (oder Music) nutzen, womit Youtube den höchsten Umsatz mit Abomodellen weltweit erziehlt. Tendenz stark steigend! Ich gebe zu, das hätte ich nicht erwartet. Dazu kommen noch etwa 5-mal so viele Einnahmen durch Werbung (circa 7 Milliarden Dollar). Dies fällt übrigens auch tatsächlich unter den Punkt Youtube Ads. Die Einnahmen durch Abos fließen stattdessen in den Geschäftsbereich Google others ein.

Leider ist das Wachstum des Umsatzes (ungefähr 5 %) trotzdem eher gering. Das ist natürlich Schade, da ich schon immer viel Potenzial bei Youtube gesehen habe, was allerdings nur langsam zum Vorschein gebracht wird. Allgemein finde ich die Entwicklung gut. Vor allem, dass sehr viel Neues getestet wird, um keinen neuen Trend zu verpassen. Dazu zählen zum Beispiel Filmangebote, Youtube Music und Youtube Shorts.

Auch wenn ich die Entwicklung gut finde, geht sie mir dennoch zu vorsichtig voran. Manchmal kommt es mir so vor, als würde Youtube eher nebenbei betrieben werden, wenn auch trotzdem noch auf hohem Niveau. Eine Gefahr stellt hier sicherlich der Trend zu immer kürzeren Videos dar. Instagram und TikTok können viele Nutzer abziehen, wobei ich nicht glaube das die Youtube je ersetzen werden. Gerade weil Youtube den Trend schnell erkannt hat und eigene Kurzfilmangebote bereitstellte (Shorts).

Google Network

Die Umsätze, die im Bereich Google Network ausgeschrieben werden, sind im Grunde ebenfalls Werbeeinnahmen. Hierzu gehören die Bereiche AdMob, AdSense und Google Ad Manager. Dies sind Services, bei denen Kunden Werbung auf fremden Webseiten schalten können, die ebenfalls Mitglied im Google Network sind. Dabei verdient Alphabet an der Vermittlerrolle mit. Das Ganze basiert auf effizienten Algorithmen, die das Ganze steuern. Alleine AdSence nutzen mittlerweile circa 2 Millionen Menschen.

AdMob ist ähnlich, deckt allerdings nicht normale Webseiten, sondern den App-Markt ab. Durch diesen Dienst vermittelt Alphabet Werbetreibende mit App-Besitzern. Besonders profitabel werden diese Sparten erst durch das Sammeln und Auswerten der Nutzerdaten, womit Werbeanzeigen so effizient wie möglich gestaltet werden können.

Google Other

Dieser Bereich hört sich quasi nach nichts an, trotzdem stecken einige der bekanntesten Anwendungen weltweit in ihm. Dazu gehören Bereiche wie G-Mail, Android, der Google Playstore und der Hardware-Verkauf.

G-Mail ist mit 1,5 Milliarden Anmeldungen einer der meist genutzten Mail-Dienste, der bei der Größe des Unternehmens trotzdem eher ein Gimmick bleibt. Für die Marke und die Vervollständigung des Google-Ökosystems ist diese dennoch wichtig.

Android ist mit großem Abstand der Weltmarktführer für Smartphone-Betriebssysteme (circa 70 % Marktanteil). Im Grunde ist der einzige ernstzunehmende Konkurrent IOS von Apple. Hier erwarte ich allerdings kein Wachstum. In Gegensatz zu Apple hat Alphabet keine hohe Marge im Smartphone und Betriebssystem-Bereich oder ist durch Patente anderer Firmen gehemmt. Für den Konzern ist der Gewinn, der durch Android erzielt wird, zudem kaum relevant. Dabei macht Apple es vor, wie man sich mit Smartphones mit einem guten Betriebssystem eine goldene Nase verdienen kann. So richtig klar, wie das Geschäft läuft und was für Probleme es gibt, ist leider nicht einfach herauszufinden. Alphabet hält sich im Zweifel doch sehr bedeckt, was das angeht.

Der Google Play Store ist ein Marktplatz für Apps aller Android-Handys. Mit dem setzt Alphabet in etwa 11,2 Milliarden Dollar um, wovon vor Steuern 8,5 Milliarden Dollar Gewinn erzielt werden. Einnahmen werden dabei durch Provisionen von App-Verkäufe, In-App-Verkäufen und Werbung generiert. Hierzu gibt es viele kritische Stimmen und Klagen, aus denen hervorgeht, dass Alphabet seine Marktmacht ausnutzt. Es lässt sich nun mal nicht leugnen, dass Google in vielen Bereichen einfach ein Fast-Monopol besitzt und so eine extreme Verhandlungsmacht hat.

Für Alphabet ist der Hardware-Markt ein wichtiges langfristiges Ziel. Bei Smartphones und Laptops läuft Alphabet den größten Anbietern (z. B. Apple) aber immer noch hinterher. Hier sehe ich die Entwicklung allerdings äußerst positiv. Alphabet muss zwar noch einiges an Entwicklungsarbeit hereinstecken, um bei der Hardware an Apple heranzukommen, die Smartphones werden allerdings stetig besser und vor allem beliebter. Allgemein gehen die Google-Phones auch in den hochpreisigen Markt mit hohen Margen ein. Ich selber sehe hier viel potenzial und mir gefällt die Priorisierung darauf. Google hat viele ausgereifte Softwaretools mit einer starken Marke, die gut in eigene Hardware integriert werden könnte. Wenn man bedenkt, was Apple alleine durch iPhones verdient, kann Google sich durch mehr Fokus auf das Smartphone-Geschäft sicherlich unabhängiger vom Werbegeschäft machen.

Google Cloud

Wie alle großen Tech-Unternehmen setzt auch Alphabet auf das Cloudgeschäft, da der Markt riesig ist und immer weiter wächst. Im Jahr 2021 war der Umsatz, der von Firmen zusammen durch die Cloud generiert wurde, knapp 200 Milliarden Dollar. Trotzdem wächst der Markt je nach Quelle immer noch zwischen 20 und 30 %. Da die Google Cloud-Sparte um 35 % wächst, bedeutet das sogar den Gewinn von Marktanteilen. Ein weiterer Grund für die Wichtigkeit der Cloud ist die enorm hohe erwartete Marge. Da Alphabet in diesem Bereich massiv investiert, um Marktanteile zu gewinnen, kann der Gewinn des Konzerns allerdings noch nicht davon zehren. Dies ist trotz des hohen Umsatzes noch immer eine Zukunftswette!

Was ist eigentlich das Cloudgeschäft und wie verdient man damit Geld? Alles was wir aus dem Internet kennen, muss irgendwo gespeichert sein. Egal ob man das Angebot von Netflix, Paypal oder Amazon nutzt. Alle Daten, die im Internet zu finden sind, liegen auf Servern, auf die man aus der ganzen Welt zugreifen kann. Quasi alle Firmen besitzen Daten und Programme, die von allen Rechnern bedient werden müssen. Das sind nur ein kleiner Teil aller Anwendungsgebiete der Cloud. Doch was genau macht dabei Alphabet?

Alphabet betreibt Rechenzentren mit hoher Leistung, die sie an andere Unternehmen vermieten. In diesem großen Ausmaß müssen die geschützt und gekühlt werden. Der zweite Baustein ist die Software, um die Cloud effizient und auf das Unternehmen zugeschnitten verwenden zu können.

Other Bets

Neben den Hauptumsatztreibern investiert Alphabet massiv in neue Technologien. Diese Bereiche werden unter dem Punkt „Other Bets“ zusammengefasst. Jede dieser Wetten, ist wie ein innovatives noch nicht profitables Unternehmen, dass durch Alphabet querfinanziert wird. Das Ganze folgt in der Regel dem folgenden Prozess:

  • Ideen entstehen im Unternehmen bei einer kreativen Arbeitsatmosphäre
  • Projekte werden im Forschungsbereich von Google (Google X) verfolgt. Diese beschränken sich auf Moonshots, die das Potential haben, in der Zukunft großen Einfluss auf die Welt zu nehmen. 10x statt 10 % Verbesserung ist hierfür das offizielle Ziel
  • Sind Projekte erfolgreich entstehen eigene Firmen unter dem Dach von Alphabet, die den Moonshot weiterverfolgen

Hier ist eingeplant, dass die meisten Geschäftsmodelle sich nicht durchsetzen werden. Sollte aber auch nur eine Wette aufgehen, würden die Umsätze daraus enorm sein. Im Folgenden werden die wichtigsten Projekte vorgestellt:

Eine Wette betrifft das autonome Fahren. Diese wird mit dem Unternehmen Waymo abgedeckt. Grob zusammengefasst ist das Ziel das Bereitstellen einer Plattform (ähnlich wie Android) für Autos, womit diese autonom fahren können. Für weitere Informationen empfehle ich die Internetseite von Waymo, in der die Reife der Technologie ausführlich beschrieben wird. Allgemein lässt sich sagen, dass Waymo technologisch schon sehr weit vorn ist und bereits seit Jahren hunderte Prototypen im Straßenverkehr testet. Viele Experten rechnen schon 2030 mit massentauglichen autonomen Fahrzeugen für den Privatgebrauch. Neben dem autonomen Fahren setzt Alphabet außerdem mit dem Unternehmen Wing auf autonome Drohnenlieferungen. Auch hierdurch könnten ganze Geschäftsmodelle, wie das von Lieferando, überflüssig werden, sollte die Wette aufgehen.

Weitere Unternehmen sind im Bereich des Gesundheitswesens zu finden. Verily versucht in erster Linie durch künstliche Intelligenz Medikamentenforschung zu optimieren und teilweise zu revolutionieren. Calico ist dabei sogar noch ambitionierter. Es ist ein Biotechnologieunternehmen, dass sich als Ziel gesetzt hat, Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln. Hier sind Erfolge und Zukunftsaussichten allerdings nicht wirklich greifbar, weshalb ich das Potenzial schwer einschätzen kann. Ich persönlich denke nicht, dass die Unternehmen Konkurrenten von großen Pharmakonzernen technologisch nennenswert voraus sind.

Ein weiterer Bereich, der von Alphabet revolutioniert werden soll, ist das urbane Leben und Wohnen. Dazu gehört das Smart Home mit dem Unternehmen Nest. Damit wird Hard- und Software für eine vernetzte Wohnung als fertige Lösung angeboten. Zusätzlich wurde die Marke mit anderer Hardware wie Computer oder Smartphones vereint. Neben dem Einzug in den Wohnraum jedes einzelnen, versucht sich Google ebenfalls an innovativer Stadtplanung. Hierfür gibt es das Unternehmen Sidewalklabs. Dieses plante zum Beispiel eine Smart City in Kanada, wurde allerdings aufgrund von Corona gestoppt. Ich selber weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich glaube nicht daran, dass Menschen in einer Smart-City von Alphabet aufgrund des Datenschutzes leben möchten.

Strategie und Management

Die Unternehmenskultur bei Alphabet ist sehr modern und nicht vergleichbar mit Kulturen in traditionellen Industrieunternehmen. Mitarbeiter werden stark in die Führung einbezogen, sind direkt mitbeteiligt an der eigenen Zielsetzung und erhalten ebenfalls Quartalsberichte, über die im Mitarbeiterkreis diskutiert werden kann. Zudem wird viel Wert auf eine kreative Arbeitsatmosphäre geachtet. Konservative Denkmuster sollen, soweit es geht, unterdrückt werden, sodass eine moderne Arbeitskultur entsteht.

Das Unternehmen hat Innovation und Veränderung in seine Kultur integriert. So werden neue Ideen nicht nur wertgeschätzt, sondern mit vielen Ressourcen unterstützt. Mitarbeiter haben feste Wochenzeiten (1 Tag/Woche), in denen sie sich auf ein eigenes Projekt konzentrieren können. So entstanden zum Beispiel die Dienste Gmail, Google Maps und AdSense, die heute für Milliardenumsätze verantwortlich sind. Google zeigt immer wieder, wie gut Unternehmensziele und persönliche Ziele zusammengebracht werden können und ermöglicht so den Mitarbeitern ihre Selbstverwirklichung.

Allgemein möchte Alphabet seine Umsätze weiter diversifizieren, um nicht mehr so abhängig vom Werbegeschäft zu sein. Besonders Wert wird dabei auf die Cloud gesetzt, die hohe Margen verspricht. Hier sollen weitere Marktanteile gewonnen werden. Trotzdem bleibt das Werbegeschäft wichtig und das quasi-Monopol der Suchmaschine wird weiter verteidigt. Dafür bleibt der B2C-Markt im Grunde kostenlos, wodurch zwar kein Geld eingenommen wird, die Nutzerzahl aber ebenfalls nicht absinkt.

Ein weiterer wichtiger Strategiepunkt ist das setzen auf neuen aussichtsreichen Technologien. Die sogenannten Moonshots! Wenn etwas wirklich neu ist und sich ein funktionierendes Geschäftsmodell in Zukunft auch nur annähernd möglich ist, will Alphabet darin der erste sein.

Fundamentale Zahlen

An dieser Stelle gehe ich auf einige fundamentalen Kennwerte von Alphabet ein. Da diese in der jetzigen Krise schwer zu beurteilen sind und wenig für einen sehr langen Anlagehorizont aussagen, bleibt das Kapitel eher oberflächlich. Betrachtet wird der Umsatz, Gewinn, das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Verschuldung.

Im Jahr 2021 erlöste Alphabet knapp 260 Milliarden Dollar. Während der Corona-Zeit profitierte Alphabet extrem, wodurch der Umsatz zwischen 2020 und 2021 um über 40 % anstieg. Aber auch die Jahre davor war ein Umsatzwachstum von circa 20 % in den letzten 10 Jahren durchaus normal.

Der Gewinn lag 2021 bei 76 Milliarden Dollar. Dieser wuchs im ersten Corona-Jahr noch stärker an als der Umsatz. Das Gewinnwachstum betrug zwischen 2020 und 2021 90 %. In den Jahren davor stieg dieser durchschnittlich um circa 20 % an.

Aus den Zahlen geht hervor, dass Alphabet mit einer Nettomarge von circa 22 % äußerst profitabel ist. Im Corona-Jahr war diese sogar bei knapp 30 %. Dadurch versteht man, woher das viele Geld für die Moon-Shot-Projekte finanziert werden können.

Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aufgrund der aktuellen Krise nur noch bei circa 17. In der Vergangenheit schwankte es in der Regel zwischen 25 und 30. Selbst das fand ich für ein so sicheres, innovatives und dennoch gut wachsendes Unternehmen in Ordnung. Somit ist Alphabet jetzt erst recht relativ gut bewertet, auch wenn die Gewinne durch die jetzige Krise in den nächsten Jahren nicht mehr wachsen sollten.

Um Schulden muss man sich bei Alphabet keine Sorgen machen. Durch Google wird so viel Geld verdient, dass man kaum noch weiß, wie man es investieren soll. Alphabet besitzt eine Eigenkapitalquote von circa 70 %. Das Risiko einer Insolvenz ist demnach nahe null.

Fazit

Meiner Meinung nach hat Alphabet alles, was eine gute Aktie braucht. Ein extremer Burggraben in verschiedenen Bereichen, vielversprechende Projekte und Tochterfirmen um sich nicht auf bisherige Erfolge auszuruhen, gutes Umsatz und Gewinnwachstum bei bezahlbaren KGV und ein zukunftsweisende Firmenkultur. Vor allem die Bewertung ist im Gegensatz zu vielen anderen Firmen mit ähnlichem Wachstum ein Witz. Dennoch gibt es einige Punkte, die gegen Alphabet sprechen:

  • Die Größe: Je größer ein Unternehmen ist, desto schwieriger wird es zu wachsen. Zudem waren in der Geschichte die wertvollsten Firmen nur selten mehrere Jahrzehnte an der Spitze. Auch bei Alphabet merkt man trotz vieler Bemühungen neue Märkte zu erschließen ein gewisses Wohlstandsbäuchlein. Extrem viel Potential bleibt ungenutzt, weil man es einfach nicht nötig hat. Es spricht natürlich einiges für Alphabet, dass sie trotzdem weiter wachsen.
  • Die Marktmacht: Alphabet ist eines der Mächtigsten Unternehmen weltweit und nutzt diese Macht oft aus. Dies gefährdet den Freien Markt und somit auch die Innovation in einem Wirtschaftsraum. Auch vielen Privatleute ist das Sammeln der Daten von Google nicht geheuer. Die Zerschlagung, aber auch Verbote oder zumindest verschlechterte Konditionen in manchen Ländern könnten die Folge sein. Ich würde eine Zerschlagung gar nicht zu kritisch sehen, da dann deutlich mehr aus einzelnen Firmen wie Youtube etc. geholt werden könnte und ein neuer Wettbewerb entsteht.
  • Die Abhängigkeit vom Werbemarkt: Der Großteil des Umsatzes entsteht immer noch durch Onlinewerbung. Dieses Geschäft ist zyklisch, da Werbegelder in Krisen als erstes gestrichen werden. Da ich allerdings über Krisen hinweg mit extrem langen Anlagehorizont investiere, sehe ich diese Zeiten eher als guten Einstiegspunkt

Allgemein finde ich alle negativen Punkte unproblematisch. Vor allem für ein KGV von ca. 20 ist Alphabet für mich definitiv ein Kauf. Nur schade, dass Alphabet keine Dividende zahlt, aber das würde auch einfach nicht zum Unternehmen passen.


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~Game Changer für Beruf und Alltag ~ Top 3 Bücher für mehr Produktivität~

Produktivität ist sowohl im Berufsleben, als auch im Alltag ungeheuer wichtig. Die eigene Produktivität entscheidet in fast allen Lebensbereichen, ob du erfolgreich bist oder nicht. Bist du nicht produktiv, wirst du in der Regel keine beeindruckende Karriere machen, keine erfolgreiche Firma gründen und womöglich Probleme mit der eigenen Lebensplanung bekommen. Aber was ist Produktivität und wie kann man diese beeinflussen? In den folgenden Abschnitten erfährst du praktische Tipps zur Steigerung deiner Produktivität und die Vorstellung meiner Top 3 Bücher für mehr Produktivität.

Produktivität bedeutet das Produzieren von Ergebnissen in möglichst kurzer Zeit. Wer zum Beispiel im Beruf mehr Arbeit schaffen möchte, hat zwei Möglichkeiten. Mehr Stunden arbeiten oder effizienter arbeiten. Der zweite Punkt ist in der Regel der wichtigere, da nur diese Art von Produktivitätssteigerung stressfrei erfolgt. Außerdem ist ein wichtiger Punkt der Produktivität den „Hintern hoch zu bekommen“ wie man so schön sagt. Also die Selbstdisziplin die einen ermöglicht Youtube zu schließen und mit dem Lernen anzufangen. Dieser Punkt war in meinen Leben einer der Entscheidensten für jede Art von Erfolg.

Doch wie lernt man sich aufzuraffen, fokussiert an produktiven Projekten zu arbeiten und sich nicht von Social Media ablenken zu lassen? Wie lernt man die Selbstorganisation, die einen beruflich erfolgreich macht? Mein Tipp: Liest meine Top 3 Bücher für mehr Produktivität. Meine Produktivität hat sich dadurch stark erhöht und viele Techniken daraus sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.

Platz 3: Konzentriert Arbeiten – Cal Newport

Buchcover des Buchs: Konzentriert Arbeiten
AutorCal Newport
Seitenzahl272 Seiten
Eigene Bewertung8 von 10 Punkten
Link*https://amzn.to/3bQ5pZ0
Preis19,99€
VerlagRedline Verlag

Cal Newport forschte lange Zeit über das Thema der Produktivität. In dem Buch geht es in erster Linie darum, den vielen Ablenkungen, wie Social Media aus dem Weg zu gehen und trotzdem in den sogenannten Flow zu kommen. Den Flow kennen bestimmt die meisten Menschen, wenn man tief in einer Aufgabe versinkt, sodass man ohne Anstrengung effektiv arbeitet. Doch leider kommen die meisten Menschen viel zu selten in eine solche Phase. Stattdessen checken Sie ihre Mails, schauen auf Instagram und gucken Löcher in die Luft, weil die Hürde anzufangen einfach zu schwer ist. Der Autor beschreibt treffend und anhand verschiedener Studien, warum wir sogenannte Deep Work Phasen in unseren Alltag einplanen sollten und noch wichtiger, wie wir in diese kommen.

Zudem ist das Buch spannend geschrieben und durch viele Studien und Fakten untermauert. Durch dieses Buch bin ich definitiv öfter in Phasen tiefer Konzentration und schaffe stressfrei mehr Aufgaben. Den eins ist klar: Der Flow macht definitiv mehr Spaß, als abgelenkt und unproduktiv dazusitzen, obwohl man eigentlich etliche Aufgaben erledigen muss. Wie das ganze Funktioniert, erfahrt ihr in meiner Top 3 der Bücher für mehr Produktivität. Freut euch darauf!

Platz 2: Wie ich die Dinge geregelt kriege – David Allen

Buchcover des Buchs: Wie ich die Dinge geregelt kriege
AutorDavid Allen
Seitenzahl432
Eigene Bewertung9 von 10 Punkten
Link*https://amzn.to/3bQ5pZ0
Preis12,00€
Verlag‎ Penguin Books

Wie ich Dinge geregelt kriege, von David Allen ist eine gelungene und hilfreiche Anleitung für die Selbstorganisation. Vor allem hat es mir die Augen geöffnet, wie wenig viel Arbeit tatsächlich mit Stress zu tun hat. Mit einem guten System zur Selbstorganisation ist die eigene Produktivität um ein vielfaches größer und entspannter. Ich verspreche dir, wenn du nur ein Bruchteil der Tipps aus diesem Buch anwendest, dass sich deine Arbeitsweise fundamental zu besseren ändert. Ich kann jedem empfehlen sich einmal ein paar Stunden mit seiner persönlichen Methode der Selbstorganisation auseinanderzusetzen. Dazu darf ein geeigneter Leitfaden wie der von David Allen natürlich nicht fehlen. Die Zeit dafür holt man später durch die bessere Organisation nach kurzer Zeit schon wieder raus.

Ich selber habe die bekanntere englische Version „Getting Things Done“ gelesen. Danach habe ich für meine Verhältnisse erstaunlich viele Werkzeuge aus diesem Buch angewendet und in meinen Alltag integriert. Mein Stresslevel ist stark gesunken und vergessene Aufgaben gehören der Vergangenheit an. Wie ihr schön lest bin ich ein absoluter Fan des Buches, weil es für mich ein sogenannter Gamechanger ist. Also absolut zurecht unter meinen Top 3 Bücher für mehr Produktivität!

Allgemein ist das Buch einfach zu lesen und gut strukturiert aufgebaut. Wichtig ist hier die Techniken auch tatsächlich auszuprobieren. Ansonsten wird einem das Buch wenig bringen. Diesen Satz kann man allerdings unter fast jedes Sachbuch schreiben!

Platz 1: Die 1 %-Methode – James Clear

Buchcover des Buchs: Die 1%-Methode
AutorJames Clear
Seitenzahl368
Eigene Bewertung10 von 10 Punkten
Link*https://amzn.to/3bQ5pZ0
Preis13,00€
Verlag‎ Goldmann Verlag

Der Gewinner meiner Top 3 Bücher für mehr Produktivität ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Es gibt kaum ein anderes Buch, aus dem ich bereits so viel erfolgreich in meinem Alltag angewendet habe. Zusammengefasst, geht um die oft unterschätzte Macht der Gewohnheit.

Große neue Vorsätze für das neue Jahr sind für entscheidende Veränderungen im Leben nicht nötig. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sie eine schlechte Strategie sind, da die meisten Vorsätze schon nach wenigen Wochen nicht weiter verfolgt werden. Eben das ist kein Zufall und auch nicht unbedingt Faulheit. Jeder kann Gewohnheiten steuern. Sowohl schlechte als auch gute. Und eine Gewohnheit wie täglich 10 Seiten lesen ändert definitiv einiges. In 10 Jahren sind das 36500 Seiten. Das entspricht mehr als 100 Büchern. Beeindruckend, oder? James Clear untersucht wissenschaftlich fundiert die Gründe für gute und schlechte Gewohnheiten. Dabei arbeitet er nicht nur den unfassbaren Nutzen von Gewohnheiten aus, sondern vermittelt auf praktische Art und Weise, wie einfach schlechte Gewohnheiten abstellt und neue etabliert werden können.

Dabei ist das Buch schnell gelesen und sehr einfach geschrieben. Trotzdem ist der Informationsgehalt hoch und am Ende jedes Kapitels noch einmal treffend zusammengefasst. Die 1%-Methode sollte definitiv jeder in seinem Leben gelesen haben.


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Ping An Insurance Aktie

In diesem Beitrag geht es um den größten Versicherungskonzern der Welt. Dieser chinesischer Wert ist trotz extremen Wachstum unfassbar günstig bewertet. Außerdem ist der chinesische Versicherungsmarkt der zweitgrößte der Welt und wächst mit rasantem Tempo. Auch liest man immer wieder von hochtechnologisierten Features bei Ping An, die westlichen Versicherungen weit voraus sind. Grund genug um eine tiefergehende Analyse zu starten.

Der Markt und das Geschäftsmodell

Auf den ersten Blick scheint Ping An ein ganz normaler defensiver Wert aus der Versicherungsbranche zu sein. Beschäftigt man sich allerdings mehr mit dem Unternehmen bemerkt man schnell, das doch noch deutlich mehr dahinter steckt. Ping an hält eine Vielzahl an Beteiligungen und versucht diese mit hohem technischen Know-how zu verknüpfen. Dies wird durch eine hohe Investitionsquote in Forschung und Entwicklung (ca. 10 % des Free Cash Flow) in fortgeschrittene Digitalisierung wie zum Beispiel den Bereich die künstliche Intelligenz ermöglicht. Dieses Maß an Forschung ist für einen Versicherungskonzern ziemlich untypisch. Zum Vergleich, die Quote von Amazon liegt momentan bei 12,7 % und bei Intel bei 20,9 %. Hieran sieht man, dass Ping An selber stark daran arbeitet ein Tech-Unternehmen zu werden. Dies spiegelt sich allerdings noch nicht in den Einnahmen wieder. Momentan können die Umsätze auf die folgenden 4 Bereiche ausgeteilt werden:

  • Versicherungen
  • Banking
  • Asset Management
  • Technologie

Alle vier Bereiche sollen in einer technologisch fortgeschrittenen Plattformlösung vereint werden, sodass verschiedene Kundenprozesse komplett von dieser übernommen werden sollen. Hier ein kurzes Beispiel: Der Kunde möchte ein Auto kaufen. Auf der Plattform können Autoangebote verglichen werden (Bereich Technologie). Hier werden dem Kunden alle nötigen Informationen bereitgestellt, um Autos zu vergleichen. Ist das richtige Auto gefunden, wird direkt auf der Plattform die Finanzierung geklärt und durchgeführt (Bereich Banking). Die Bonität wird in einem Onlinegespräch mit dem Kunden ermittelt, wobei eine künstliche Intelligenz das Gesicht des Kunden auf bestimmte Merkmale analysiert (Bereich Technologie). So werden Lügen über die aktuelle Finanzsituation enttarnt und die Ausfallquote verringert. Steht die Finanzierung, wird die Bezahlung ebenfalls über die eigene Seite abgewickelt (Banking). Im Anschluss können Versicherungen für das Auto abgeschlossen werden.

Ein anderes Beispiel wäre folgendes: Der Kunde lässt sich über Ping An krankenversichern (Bereich Versicherung). Für Versicherte gibt es über die Plattform ein Angebot von Telemedizin (Bereich Technologie), die verschiedene Vorsorgeangebote bereitstellt. So profitiert auch die Versicherung von niedrigeren Ausgaben für Arztkosten. Werden Medikamente verschrieben können diese dem Kunden per E-Commerce zugeschickt werden (Bereich Technologie).

Hieran sieht man, welches Ziel das Unternehmen wirklich verfolgt. Versicherungen sind erst der Anfang von einem riesigen Ökosystem mit allen möglichen Onlineangeboten. Es sollen alle möglichen Bereiche integriert werden und alles soll mit allem kombiniert werden. Ping An setzt massiv auf Symbiosen von unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Hierzu werden jede Menge Beteiligungen und Käufe getätigt, durch die komplett neue Online-Kundenserviceangebote ermöglicht werden sollen. Die beiden oben genannten Beispiele hören sich zwar ein wenig nach weiter Ferne an, sind jedoch so schon jetzt umsetzbar. Die einzelnen aufgezählten Bereiche, wie der Autovergleich oder auch die künstliche Intelligenz sind sogar schon in Mehrheitsbeteiligungen im Unternehmen enthalten.

Der Bereich Versicherungen ist mit Abstand der größte Umsatz- und Gewinntreiber des Unternehmens. 80 % der Umsätze und 76,6 % des Gewinns werden hier erwirtschaftet. Die anderen Bereiche unterstützen diesen Bereich auch indirekt und erhöhen zum Beispiel die Marge und die Kundenakquisition. Technologisch fortgeschrittene Prozesse lassen sich eben gut verkaufen und benötigen weniger Personal. Der Kern der Versicherungen bleibt jedoch konservativ und kann ich folgende Arten aufgeteilt werden:

  • Lebens- und Krankenversicherung
  • Sach- und Unfallversicherung
  • Versicherungsfunds

Der chinesische Versicherungsmarkt ist riesig und wächst in einem unvorstellbaren Tempo. In den letzten Jahren sind die Prämieneinnahmen von Versicherungen in China von 386.5 Milliarden US-Dollar (2015) auf 650 Milliarden US$ (2020) angestiegen. Das sind satte 52,6 % Wachstum im Jahr. Die Prognosen für die Zukunft sind ebenfalls erstaunlich. Chinesen sind im Durchschnitt immer noch unterversichert. Bis 2030 soll der Versicherungsmarkt in China laut GTAI um 300 % wachsen. Es ist kaum zu glauben, dass es bei diesem Wachstum um den Versicherungsmarkt geht und nicht um eine neue technologische Entwicklung. In diesen Markt ist Ping An der Marktführer gemessen am Börsenwert und Gewinn, wodurch das Unternehmen sicher ein großes Stück des Kuchens sichern kann. Im folgenden ist die vergangene Marktentwicklung und die Prognose bis 2030 nach den Daten des GTAI nochmal dargestellt:

Trotzdem wird der Wettbewerb stark zunehmen. Auch für ausländische Versicherungen, die noch einen vernachlässigbaren Marktanteil in China besitzen, wurde der Zugang zum Markt nun deutlich erleichtert. Vorher durften ausländische Versicherer nur mit einer Beteiligung an einer chinesischen Firma in den Markt eintreten. Diese Beteiligung durfte 15 % nicht überschreiten. Jetzt sollen sogar Mehrheitsbeteiligungen erlaubt sein. Die chinesische Regierung erhofft sich durch die neue Konkurrenz mehr Transparenz und Vertrauenswürdigkeit von den heimischen Versicherern.

Transparenz und Vertrauenswürdigkeit sind ein wichtiger Punkt in der chinesischen Versicherungsindustrie. Konkret zu Ping An kritisiert ein Artikel des Portals Börse Online die mangelnde Transparenz. Nicht direkt von Ping An an sich, aber von einigen Beteiligungen, deren sehr gute Entwicklung nicht komplett nachvollziehbar ist. Dies ist natürlich durch die hohe Komplexität des chinesischen Finanzsystems sehr schwierig einzuschätzen. Auch wenn der Bericht nicht aufzeigt, dass hier im großen Stil Zahlen manipuliert werden, sondern nur für den Umsatz irrelevante Teilbereiche kritisiert werden, sollte dies ernst genommen werden. Je nach Risikobereitschaft des Anlegers sollten Konsequenzen daraus gezogen werden. Für viele risikoscheue Anleger wird allein so ein Bericht für die Disqualifikation des Wertpapiers sorgen. Das müssen auch Risiko-affine Anleger in der Bewertung berücksichtigen, da dies das KGV mittelfristig senken wird. Ein Kurssturz wie bei Luckin Coffee halte ich in für abwegig!

Allgemein gibt es in der chinesischen Versicherungsbranche einige schwarze Schafe. 2018 musste sogar die drittgrößte Versicherung vom Stadt übernommen werden, da sie Aufgrund von Veruntreuungen und massiver Schulden zahlungsunfähig geworden wären. Im Gegensatz dazu genießt Ping An allerdings den Ruf, einer der seriöseren Versicherungen Chinas zu sein. Hier sehe ich das Potenzial, dass sich der Vertrauensstandard durch ausländische Konkurrenz stark erhöhen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn dies geschieht, könnte Ping An aufgrund des technologischen Fortschritts auch außerhalb von China Fuß fassen. Dieses Szenario wird aber definitiv noch einige Jahre dauern.

Ein weiteres Risiko kann die Willkür der chinesischen Regierung sein, die bei einer fairen Bewertung abgeschlagen werden muss. Gerade die Versicherungs- bzw. Finanzbranche könnte schnell das Ziel von neuen Gesetzen werden, die das Geschäftsmodell gefährden können. Hier gehe ich persönlich nicht davon aus, dass die chinesische Regierung den eigenen Firmen ernsthaft Schaden möchte. Mit kleinen Eingriffen sollte allerdings gerechnet werden.

Der Bereich Banking besteht aus einer Beteiligung von 59 % an der Ping An Bank die 14,5 % des Umsatzes und 11,7 % des Gewinns erwirtschaftet. Dieser Bereich wächst ebenfalls und ist ein wichtiger Faktor für die allgemeine Strategie eine allumfassende Onlineplattform zu erstellen. Das Standbein des Asset Managements ist momentan für 6 % des Umsatzes verantwortlich. Hier geht es um die Verwaltung von Vermögen, wie es jede Versicherung haben sollte.

Das letzte Standbein von Ping An ist die Technologiesparte. Diese ist zwar nur für 2,6 % des Umsatzes und 5,5 % des Gewinns direkt verantwortlich, zeigt jedoch klar welches Potenzial das Unternehmen hat. Hierzu gehören jede Menge Beteiligungen an innovativen Unternehmen. Besonders stehen Fin- und Healttech Unternehmen im Vordergrund. Im folgenden stelle ich die vielversprechendsten Beteiligungen vor:

  • Lufax: Ping An hält eine 39 % Beteiligung an dem innovativen Fintech-Unternehmen. Lufax bietet eine Onlineplattform für Vermögensverwaltung und Kreditvergabe an. Das Unternehmen kann als eine der Größten Peer-To-Peer Kreditvergabe Webseiten in China betrachtet werden und ist bereits mehrere Milliarden Dollar wert.
  • One Connect: Hier hält Ping An eine Beteiligung von 34,3 %. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Technology-as-a-Service Plattformen für die Finanzindustrie in China. Das Unternehmen unterstützt Finanzfirmen bei dem wirtschaftlichen Einbringen von künstlicher Intelligenz, Blockchain und BigData in das Geschäftsmodell. Hiervon profitiert natürlich auch massiv die Profitabilität von der Versicherungs- und Finanzsparte von Ping An. Alleine hiervon ist die Marktkapitalisierung fast 4 Milliarden Euro.
  • FinCloud: Ein bedeutendes Unternehmen bei der Bereitstellung von Cloud-Anwendungen in der chinesischen Finanzindustrie.
  • GoodDoctor: Ein Healthtech-Unternehmen für medizinische Online-Services, was stark an das US-Amerikanische Teladoc erinnert. Hier könne Videosprechstunden und andere Onlineservices, wie Medikamentenlieferungen, Terminvereinbarungen vorgenommen werden. An diesem Unternehmen mit einem Marktwert von fast 12 Milliarden Euro hält Ping An 38,44 %
  • Health Konect: Bietet verschiedene technologisierte Services zur Unterstützung des Gesundheitssystems in China an.
  • AskBob: Ein Tool, dass medizinische Diagnose und Behandlungen mit künstlicher Intelligenz durchführt und so die Entscheidungen eines Arztes unterstützt. Laut Studien soll die künstliche Intelligenz besser medizinische Entscheidungen als menschliche Ärzte treffen können und benötigt dafür nur wenige Sekunden.
  • AutoHome: Größter Online-Marktplatz für Autos in China. Die Firma besitzt alleine eine Marktkapitalisierung von über 16 Milliarden Euro und ist bereits profitabel. Hieran hält Ping An fast 50 %.

Hieran sieht man wohin die Reise für Ping An gehen soll. Neben den langweiligen Versicherungs- und Finanzgeschäft prescht das Unternehmen in technologisch weit fortgeschritten Bereiche mit hohen Margen wie die Telemedizin vor. Die Beteiligungen sind keine kleinen Start-ups, sondern riesige schon einigermaßen etablierte Unternehmen. Es sind bereits viele Grundlagen für eine einzige große allumfassende Plattform. Für mich ist Ping An definitiv auch ein Technologie-Unternehmen.

Die Strategie und das Management

Ping An verfolgt seit Jahren die klare Strategie ein Tech-Unternehmen zu werden. Hierfür wurde und wird immer noch viel investiert, wodurch sich bereits jetzt große Erfolge einstellen. Laut dem Management ist der erste Schritt, das vorhandene Geschäftsmodell durch Technologie voranzubringen, was meiner Meinung nach extrem gut läuft. Europäische Versicherungen kommen an die digitalisierten Prozesse von Ping An nicht annähernd heran. Der zweite Schritt ist die Nutzung der ausgearbeiteten Technologiebasis für neue B2C-Modelle. Hier komme ich wieder zu den am Anfang beschriebenen Beispielen einer Themenübergreifenden Plattform. Beteiligungen aus dem Tech-Bereich spielen hier die entscheidenden Rolle.

Das Ziel ist eine einzige Webseite und App, in der alle Services zusammen ermöglicht werden. Es soll massiv von Cross-Selling Effekten zwischen den einzelnen Geschäftsmodellen profitiert werden. Momentan hat jeder Nutzer von Ping An durchschnittlich 2,7 Verträge (Versicherungen etc.). Hieran sieht man schon jetzt, wie Kunden an Ping An gebunden sind. Ein weiteres wichtiges langfristiges Ziel ist das annähern an den Westen. Durch eine Annäherung an die westliche Welt gepaart mit der chinesischen Innovationskraft in der Digitalisierung soll eine Expansion möglich werden. So soll sich das Geschäft in Zukunft vergrößern sollen.

Der CEO Peter Ma Mingzhe ist seit der Gründung 1988 im Unternehmen. Seit nun 20 Jahren ist er schon CEO und ist maßgeblich verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens in den letzten 20 Jahren. Hierbei denkt er äußerst langfristig und setzt massiv auf Technologie. Man merkt schnell wie überzeugt das Management von der Notwendigkeit technologischen Fortschritts in der Branche ist. So eine Affinität zu neuen Technologien würde ich mir von europäischen Firmen wünschen. Allgemein macht das Management einen soliden Eindruck mit unfassbarer Motivation etwas Größeres zu schaffen.

Ich persönlich bin definitiv von der Firmenstrategie und dem Management überzeugt, zumindest so weit ich es aus 10.000 Kilometern einschätzen kann. Hier sehe ich jedenfalls keine ernsten Probleme. Eher das Gegenteil! Ein langfristiger Ansatz und hochgesteckte Ziele mithilfe eines hohen Innovationsgrades sind genau was ich hören möchte.

Fundamentale Daten

Nun möchte ich auf die Fundamentaldaten von Ping An eingehen. Da es sich um ein großes profitables Unternehmen handelt gehe ich hier auf den Umsatz, den Gewinn, die Nettomarge und die Verschuldung ein. Aus den Zahlen lassen sich verschiedene Bewertungskennzahlen ableiten. Um die Zahle in eine Relation zu setzen, vergleiche ich diese oft mit dem Versicherungsschwergewicht der Allianz.

Ping An besitzt die größte Marktkapitalisierung einer Versicherung weltweit (160 Milliarden Euro) und erfreut sich dennoch großes Wachstum. Dieses wird aus der stark wachsenden chinesischen Mittelschicht generiert. Im Folgenden ist die Umsatzentwicklung der letzten Jahre dargestellt:

Die blaue Linie zeigt den Umsatz in Millionen Euro und die orange Linie stellt das prozentuale Wachstum des jeweiligen Jahres dar. Generell lässt sich sagen, dass der Umsatz im Großen und Ganzen stark wächst. Das Wachstum der einzelnen Jahre schwang jedoch stark. Dies liegt an verschiedenen Krisen der chinesischen Versicherungen-Branche. Ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 22 % pro Jahr in den letzten 7 Jahren ist äußerst beeindruckend und gleicht eher einem Tech-Unternehmen als einem Versicherungsriesen. Vergleichbare Versicherungen, wie zum Beispiel die Allianz, wachsen dagegen nur solide 4 % im Jahr. Die nächste Grafik zeigt das Gewinnwachstum. Hier sieht man ebenfalls einen klaren Trend nach oben:

Hier sieht man, dass die Corona-Krise nur einen geringen Einfluss auf die Gewinnentwicklung hat. Auf die letzten sieben Jahre sind dies ein Gewinnwachstum von 34 % pro Jahr. Bei einem KGV, was im jetzigen China-Abverkauf bei nur 7,4 liegt ist dies rein von den Fundamentaldaten absolut unterbewertet. Das nächste Bild zeigt die Nettomarge:

Diese wurde in den letzten Jahren immer etwas weiter erhöht. Seit 2019 sinkt sie allerdings wieder leicht. Trotzdem ist eine Nettomarge von über 10 % für Versicherungen ein sehr guter Wert. Dies ist nur durch eine hohe Technologiedurchdringung möglich. Zum Vergleich, die Allianz hat eine Nettomarge von 5,7 % und Münchener Rück gerade mal 1,8 %. Ich persönlich denke, dass die Marge in den nächsten Jahren steigen wird, da Ping An einen hohen Umsatzanteil mit Online-Services generieren möchte.

Ping An zahlt außerdem eine Dividende aus. Im Folgenden klären wir, wie sinnvoll und gesund die Dividende für das Unternehmen ist:

In Blau ist der Gewinn pro Aktie dargestellt. Orange dagegen ist die Ausschüttung in dem jeweiligen Jahr. Hier erkennt man bereits eine klare Steigerung. In den letzten 6 Jahren stieg die Dividende pro Aktie von 0,04 € (1,35 %) auf 0,27 € (2,9 %) an. Dies ist ein jährliches Wachstum von 96 % pro Jahr. Dieses exorbitante Wachstum wird, denke ich, nicht anhalten. Hier erwarte ich ein jährliches Dividendenwachstum, was sich am Gewinnwachstum orientiert. In der Vergangenheit war dies nur möglich, da zum einen die Dividendenrendite von 1,35 % (Jahr 2014) auf 2,9 % (Jahr 2020) erhöht wurde und gleichzeitig die Ausschüttungsquote (in Grau dargestellt) von ca. 12 % auf fast 30 % angestiegen ist. Ich persönlich freue mich über Dividenden, finde Investitionen in diesem Bereich aber ebenfalls genauso wichtig.

Das Eigenkapital steigt wie auch der Umsatz und der Gewinn immer weiter an. Die Eigenkapitalquote tendenziell ebenfalls. Die Verschuldung ist in der Regel bei Versicherungen sehr hoch und schwierig zu bewerten. Für viele andere Branchen wäre diese Verschuldung bereits ein sehr schlechter Wert, bei Versicherungen und Banken ist dieser dagegen vollkommen okay. Bei Ping An ist die Eigenkapitalquote im Vergleich zu der Allianz sehr hoch. Die Allianz hat eine durchschnittliche Quote von 7,1 die sich über die Jahre kaum ändert.

Zusammenfassen sind die fundamentalen Daten äußerst gut. Hinzu kommt eine sehr günstige Bewertung aufgrund der Ansässigkeit in China. Natürlich wird mit dieser günstigen Bewertung das chinesische Risiko mit eingekauft. Trotzdem ist das Chancen-Risiko-Verhältnis meiner Meinung nach momentan ziemlich gut.

Fazit

Ich persönliche sehe großen Potenzial in Ping An sowohl für die Versicherungsbranche, als auch für die Transformation in einen Tech-Giganten. Trotzdem ist das Unternehmen von einem risikolosen Versicherungsriesen weit entfernt. Das Renditepotential und das Risiko sind dafür viel zu hoch.

Jeder der in ein solches Unternehmen investiert muss mit einem Totalausfall rechnen können. Aufgrund des meiner Meinung nach sehr guten Chancen-Risiko-Verhältnisses halte ich den Aufbau einer kleinen Position für sinnvoll. Wäre Ping An ein amerikanisches Unternehmen, wäre die Bewertung mindestens 3 mal so hoch. Ein KGV von 7,4 für ein technologisch weit Fortgeschrittenes Unternehmen mit dem Wachstum gäbe es in Europa nicht. Ich halte die Chance, dass sich die chinesischen Aktienbewertungen in den nächsten 10 Jahren stark erhöhen für deutlich wahrscheinlicher als ein starken dauerhaften Kurseinbruch durch Betrug etc. bei Ping An. Außerdem halte ich sowohl die Versicherungsbranche, als auch den chinesischen Markt momentan als nicht gefragt was günstigere Bewertungen rechtfertigt. Demnach ist es für mich ein Kauf mit kleiner Gewichtung.


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Invitae Aktie

~ Grundanalyse Invitae vom Mai 2021 ~

Invitae ist ein junges Wachstumsunternehmen im Bereich der Biotechnologie und spezialisiert sich auf Genom-Entschlüsselung und das zugehörige Datenmanagement. Der Hauptgrund für die Analyse ist nicht nur das innovative Geschäftsmodell, sondern auch die Tatsache, dass die Star-Investorin Cathie Wood dem Unternehmen enormes Potential zuschreibt. Außerdem ist die Aktie zum jetzigen Zeitpunkt (Juni, 2021) um 50 % vom Allzeithoch entfernt und scheint etwas abgekühlt zu sein. Da ich sowieso Fan von Biotechnologie bin, scheint das Unternehmen geradezu nach einer Analyse zu schreien! Leider sind die Fundamentaldaten bei einem derartigen Wachstumsunternehmen nur bedingt Aussagekräftig, weshalb das Hauptaugenmerk auf dem Geschäftsmodell, dem zukünftigen Markt und dem Management liegt. Im Folgenden kläre ich, ob die Aktie dadurch für mich eine Kaufgelegenheit darstellt oder immer noch stark überbewertet ist.

1. Der Markt und das Geschäftsmodell

In den letzten Jahrzehnten wurde intensiv an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms geforscht. Seit Mai 2021 gilt es als vollständig entschlüsselt. Was bedeutet dies nun? In einfachen Worten heißt es, dass das Erbgut von Menschen gelesen werden kann. Die Informationen aus dem biologischen Bauplan jedes Menschen können jetzt bestimmt und für medizinische Zwecke genutzt werden. Weiß man zum Beispiel welche Stellen bzw. Bauplan-Informationen des Genoms bestimmte Krankheiten auslösen oder begünstigen, kann man diese Menschen präventiv darauf behandeln. Stichwort: Krebs, Parkinson, Huntington. Ein weiterer riesiger Entwicklungstreiber könnte die Kombination von Gentests mit Gentherapien sein. Aber auch in anderen Bereichen könnten Gentests tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Zum Beispiel in der Strafverfolgung und Forschung. Es gibt sogar einen Ansatz, bei dem Singles durch Gentests vermittelt werden. Zugegeben, ob das sinnvoll ist weiß ich nicht, aber ich schreibe Gentests enormes Potenzial in den nächsten 10 Jahren zu.

Hier greift nun das Geschäftsmodell von Invitae an. Invitae stellt Gentests und ähnliche Laborprozesse bereit und wertet diese mit Softwarewerkzeugen aus. Kunden sind dabei sowohl Unternehmen als auch Privatleute. Momentan werden von Invitae in etwa 1 Million Tests pro Jahr aus (Hochrechnung Quartalsbericht Q1, 2021). Tendenz stark steigend. Diese werden schon heute für viele verschiedene Bereiche eingesetzt. Im Folgenden sind einige davon aufgezählt:

  • Untersuchung Schwangere/Neugeborenen-Kontrolle
  • Entwicklungsprognosen bei Kindern
  • Unterstützung bei künstlicher Befruchtung
  • Diagnosen/Prognosen von Krankheiten
  • Routineuntersuchungen
  • Analyse von Generkrankungen
  • Bestimmung von Erbrisiken
  • Krebsprävention und -behandlung

Zum heutigen Zeitpunkt beziffert sich das Marktvolumen für Gentests in den USA laut eigenen Angaben von Invitae bereits auf 156 Milliarden Dollar. Marktprognosen für die nächsten Jahre zu der allgemeinen Anzahl von Gentests weltweit habe ich leider nicht gefunden. Dafür aber einige Statistiken von Teilbereichen, die das Wachstumspotential unterstreichen.

Der weltweite Markt von personalisierter Gendiagnostik soll laut der Unternehmensberatung Arthur D. Little von heute (5 Milliarden Dollar) bis 2026 auf 49,6 Milliarden Dollar anwachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Rate von bemerkenswerten 150 % bedeutet. Das weltweite Marktvolumen von direkten Endverbraucher-Gentests soll laut KPMG von 2018 (824 Millionen Dollar) auf 6,4 Milliarden Dollar im Jahre 2028 ansteigen. Das bedeutet fast 68 % pro Jahr.

Dafür das diese Wachstumsraten nur einen Bruchteil der Anwendungsfelder von Gentests abdecken unterstreicht in jedem Fall das zukünftig mögliche Marktpotential. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Marktkapitalisierung momentan bei ca. 6 Milliarden Euro liegt. Es lässt sich also nicht leugnen, dass die Aktie in einem der vielversprechendsten Gebiete der nächsten 10 Jahre tätig ist. Aber reicht dies alleine aus, um sich dort zu behaupten?

Um diese Frage zu klären, müssen wir die wichtige Grundlage für sinnvolle Gentest durchleuchten. Diese baut Invitae momentan auf und ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells. Eine Genom-Datenbank bzw. eine Wissens-Plattform, die die erhobenen Daten verwaltet. Dies ist einer der größten Herausforderungen in diesem Bereich. Ein Gentest bringt nichts, solange man die Veränderungen des Genoms nicht mit Krankheiten oder Ähnlichen in Zusammenhang gebracht werden kann. Das heißt ohne genug Daten und Analysealgorithmen von menschlichen Bauplänen, den zugehörigen biometrischen Daten und Informationen über deren Zusammenhang ist ein Test sinnlos. Aus diesem Grund möchte sich Invitae diesen Bereich langfristig zu dem Herzstück des Unternehmens machen. Ein Beispiel hierfür ist die Forschungsplattform „Invitae discover“ auf der Apple Watch, durch die die genetischen Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht werden sollen. Neben den genetischen Daten müssen dabei menschliche Herzkreislaufdaten zusammen ausgewertet werden.

Wie auch in der Informationstechnik halte ich Daten und die Fähigkeit diese aufzubereiten für eine Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts! Diese sind meiner Meinung nach gleichzeitig auch der größte Burggraben eines solchen Unternehmens. Dies ist der Grund, warum die starke Entwicklung der Informationstechnologie die Biotechnologie beflügeln könnte. Immer besser werdende künstliche Intelligenzen, die darauf trainiert sind, Muster der Gen-Auswertung zu erkennen und daraus Rückschlüsse zu ziehen, könnten diesen Bereich stark nach vorne treiben.

Dabei möchte Invitae ganz klar Marktführer werden. Mit diesem Ziel übernimmt Invitae ein Unternehmen nach dem anderen, um die Marktsituation zu stärken. Zusätzlich werden jede Menge Partnerschaften geschlossen. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie dies Finanziert wird. Schließlich ist Invitae nicht profitabel und verbrennt noch immer Geld. Dies geschieht mit Kapitalerhöhungen zum Leidwesen der Aktionäre. Alleine in den letzten 3 Jahren hat sich die Anzahl der Aktien auf dem Markt verdreifacht. Dies ist meiner Meinung nach einer der größten Kritikpunkte des Unternehmens.

Doch ist die Technologie schon bereit zum Wachstum? Um das Potenzial zu nutzen, müssen zwei Dinge geschehen. Die Zeit und die Kosten für einen Gentest müssen sinken. Die folgende Grafik des National Human Genome Research Institute zeigt die Veränderung der Kosten einer Genanalyse in den vergangenen 20 Jahren. Zu beachten sei die logarithmische Skala, die diese Entwicklung unterstreicht.

Heute stehen die Kosten von Invitae für einen Gentest sogar unter 250 $. In der Ergebnispräsentation von Invitae sieht man momentan einen abflachenden Trend der Kosten in den letzten 2 Jahren. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Kosten in der Zukunft durch Forschung und Skalierung weiter reduziert werden können. Aber auch wenn die Kosten am Ende bei 250 $ bleiben, halte ich das Kosten-Nutzen-Verhältnis für viele medizinische Anwendungsbereiche für sehr gut. Die benötigte Zeit von Gentests ist ebenfalls stark gesunken und stellt heute kein Problem mehr dar. Hier ein paar Beispiele von Invitaes kommerziell verfügbaren Gentests:

  • Invitae Cancer Screen (250 $): Analysiert 61 Gene, die für ein erhöhtes Risiko von Krebs auslösen können
  • Invitae Cardio Screen (250 $): Analysiert 77 Gene, die für ein erhöhtes Risiko einer Herz-Kreislaufschwäche zuständig sein können.

Es gibt noch mindestens ein dutzend weiterer Angebote, aber dies würde an dieser Stelle zu weit führen. Ich denke es reicht, wenn ich so kurz ein Gefühl über die tatsächlich verkauften Produkte vermitteln konnte. Hierzu muss klargestellt werden, dass Krebstests auf Genbasis kein Wendepunkt in der Krebsbehandlung sind. Der Großteil von Krebs entsteht im Alter durch den Lebensstil und Umweltfaktoren. Einige Prozentpunkte sind jedoch genetisch veranlagt. Genetisch veranlagter Krebs trifft oft in jungen Jahren auf und kann durch das Wissen dieses Risikofaktors schneller erkannt und behandelt werden.

Ebenso müssen Gentest einfach und anwenderfreundlich sein. Hierbei sehe ich konkret bei Invitae keine Probleme. Es gibt viele Videos auf YouTube, von Leuten die Invitae-Gentests von zu Hause machen und den Ablauf schildern. Der Selbsttest ist in 5 Minuten erledigt und die Ergebnisse bekommt man nach Erstellung eines Accounts per Mail. Das Kundenerlebnis ist also eher positiv hervorzuheben.

Vor allem in Europa scheinen medizinische Gentest für viele umstritten zu sein. Hier gibt es starke Reglementierungen für Privatpersonen und es ist nicht ohne ärztliche Beratung möglich. Allerdings denke, ich das diese Technologie deutlich eher akzeptiert wird als Verfahren zum Eingriff in das menschliche Genom. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Großteil der europäischen Bevölkerung Gentest zur Diagnostik als Behandlung annehmen werden. Schließlich hilft dies, Krankheiten zu bekämpfen und die Sicherheit jedes einzelnen zu erhöhen.

Ein weiteres potenzielles Problem ist der Datenschutz. Wie ich schon sagte, sind die gespeicherten Daten ein wichtiger Grundstein der Technologie. Hier werden sicherlich einige Debatten geführt werden müssen, da dies aus Datenschutztechnischer Sicht äußerst kritisch ist. Wenn man sich vorstellt, das Krankenversicherungen oder Arbeitgeber genetische Veranlagungen von Menschen kennen und Entscheidungen darauf stützen entscheiden Gene über Erfolg und Gehalt. Stell dir vor, du hast ein erhöhtes Risiko für Krebs und sowohl dein Arbeitgeber als auch deine Krankenversicherung kündigen dich. Zugegeben ich habe es etwas überspitzt dargestellt, aber ein potenzielles Problem könnte hier ganz sicher lauern.

2. Platz in der Branche

Der enorme Wachstumsmarkt und das Potenzial von Gentests bleibt natürlich nicht lange unbemerkt. Viele neue Firmen versuchen sich in diesem Gebiet. Viele Start-ups beschränken sich dabei auf nicht medizinische Anwendungen, wie Ahnenforschung oder Ähnliches. Einige dagegen preschen auch in den Gesundheitsmarkt vor. Hier ist eine Liste von Unternehmen, die Tests für Endverbraucher bereitstellen. Dort sieht man ebenfalls wie viele Unternehmen bereits aufgegeben haben. Hieraus wird klar das dieses Gebiet äußerst umkämpft ist und keinesfalls jedes Start-up Erfolg hat.

Invitae ist im Gegensatz zu den Konkurrenten meiner Meinung nach sehr gut aufgestellt, aber auch auf eine expansive Agenda angewiesen. In der Vergangenheit hat dies in jeden Fall gut geklappt und ich denke, dass Fusionen in diesem Bereich im Verhältnis zu anderen Geschäftsmodellen eher risikoarm sein. Laut meinen Recherchen gibt es kein anderes Unternehmen, was in diesem Bereich eine vergleichbare Marktstellung hat. Alleine die Akquisitionen und Partnerschaften belegen das. Auch gibt es in dem Bereich der Gentests und des Datenmanagements kein Unternehmen, was an die Mitarbeiterzahl (2100 Personen) herankommt. Ich denke Invitae ist tatsächlich das aussichtsreichste Unternehmen in diesen Bereich und kann nicht von heute auf morgen verdrängt werden. Konkurrenzfirmen werben zwar mit deutlich niedrigeren Preisen (Nebula, TellmeGen, 23andMe, Ancestry), allerdings bieten sie auch ganz andere Leistungen an. „Billig-Gen-Tests“ sollen laut SWR nicht annähernd so zuverlässig sein. Lasst euch hier nicht verwirren, denn die Genanalyse für die Ahnenforschung ist ohnehin einfacher und deutlich günstiger als die Entschlüsselung für die Krebsprävention. Außerdem ist und bleibt der Burggraben dieser Unternehmen die gesammelten Daten. Ein Unternehmen wie Ancestry hat vielleicht Millionen Datensätze über Ahnenforschung. Dies würde aber kein bisschen helfen, wenn sie plötzlich in das medizinische testen von Genen vordringen wollen. Viele Start-ups können ohnehin nicht einfach in den Bereich der medizinischen Gentestauswertung vordringen, da hier starke Reglementierungen vorherrschen.

23andMe müssten wir aufgrund der Entwicklung trotzdem kurz durchleuchte. Das Angebot ähnelt sich dem von Invitae, da auch hier medizinische Testkids geliefert werden. Auch die Gesamtanzahl der verkauften Testkits ist sehr hoch und liegt bei 12 Millionen. Hier ist leider nicht aufgeschlüsselt, ob der Großteil tatsächlich die Ahnenforschung oder doch auch medizinischen Test sind. 23andMe scheint sich momentan nur auf Endverbrauchertests zu beschränken. Ich denke nicht das 23andMe Invitae ablösen könnte. Aber das Potenzial einer der größten Konkurrenten zu werden, sehe ich auf jeden Fall.

Eine weitere Frage, die ich nicht klären konnte, ist das Desinteresse von großen Unternehmen an diesem Markt. Große Pharma- und Biotechnologiefirmen könnten mit hohen Investitionen in den Markt vorpreschen. Bis jetzt sieht man davon allerdings nichts, außer eine paar kleinere Beteiligungen. Allem in allen halte ich die Konkurrenzsituation für einen derartigen Wachstumsmarkt im Vergleich zu anderen Bereichen wie die Elektromobilität für extrem gering.

3. Das Management

Sean Emerson George ist der CEO von Invitae und gleichzeitig einer der Gründungsmitglieder. Wenn man sich Interviews mit ihm anschaut, erkennt man den festen Glauben an das Potenzial von Gentests und den tiefen Wunsch dadurch das Gesundheitssystem zu disruptieren. Außerdem bringt er ein hohes Maß an Erfahrung, die sowohl fach- als auch wirtschaftliche Kompetenz unterstreicht. Er selber hält ebenfalls eine größere Position an Aktien. Ich denke nicht, dass man ihn mit Elon Musk vergleichen kann, aber von außen betrachtet ist er definitiv kein schlechter CEO

Das Ziel des Managements ist definitiv das Unternehmen mit der Überzeugung der Idee nach vorne zu bringen. Momentan werden viele Kapitalerhöhungen durchgeführt, was für Anleger natürlich eine Verwässerung bedeutet. Hierzu mehr im nächsten Kapitel. Nur so kann der expansive Wachstumskurs finanziert werden. Im folgenden sind ein paar Übernahmen der letzten Jahre aufgelistet, um das Streben nach Größe zu unterstreichen:

  • Archer DX 1,4 Milliarden USD im Oktober 2020
  • Genosity 200 Millionen USD
  • One Codex

Hierbei beschränkt das Unternehmen sich nicht nur auf den heimischen Markt, sondern auch auf globale Expansion. Das Ziel ist es langfristig die Plattform mit genetischer Information aufzubauen und für bessere Diagnosen zu nutzen. Der Aufbau befasst sich mit eigener Auswertung der Tests und Übernahmen. Langfristig soll ein Service für die Daten bereitgestellt werden. Falls dies klappt werden die Tests nur noch das Nebengeschäft von Invitae sein. Diese alleine besitzen ohnehin keinen besonders großen Burggraben.

4. Fundamentale Daten

Für ein innovatives Unternehmen wie Invitae ist das Wachstum einer der entschiedensten Kennwerte. Aber auch die finanzielle Stabilität und die Bruttomarge geben einen guten Einblick in die Qualität des Geschäftsmodells. Diese müssen im Zusammenhang des aktuellen Preises bewertet werden. Das Wachstum kann noch so gut sein, wenn es 20 Jahre in die Bewertung hereinwachsen müsste, wäre die Aktie schlicht und einfach trotzdem unattraktiv. Die Marktkapitalisierung beträgt momentan 6,65 Milliarden US-Dollar, was für ein junges Wachstumsunternehmen schonmal definitiv hoch ist. Allerdings ist es meiner Meinung nach preiswert, falls Invitae sich tatsächlich als Marktführer behauptet und der Markt in dem Maße wächst, wie es prognostiziert wird. Im Folgenden ist der erzielte Umsatz (blau) und die prozentuale Entwicklung zum Vorjahr (orange) dargestellt:

Die Wachstumsraten sind in den letzten Jahren stark gesunken und pendeln sich gerade in etwa bei 50 % ein. Es ist vollkommen klar, das ein Unternehmen zu Beginn viel einfacher wachsen kann, weshalb ich diese Entwicklung als vollkommen normal einschätze. Ein Wachstum von 50 % pro Jahr, was im übrigen auch als Ziel des Managements für die nächsten Jahre gesetzt wurde, ist definitiv stark. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Kurs-Umsatzverhältnis in etwa bei 15. Das ist definitiv hoch, spiegelt aber meiner Meinung nach nur das erwartete Firmenwachstum wider.

Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Bruttomarge. Diese zeigt auf, wie Profitabel das Unternehmen eines Tages sein kann. Die Bruttomarge ist das Verhältnis von den Kosten um den Umsatz zu generieren. Forschung, Entwicklung, Marketing, Verwaltung und Abschreibungen sind hier nicht enthalten. Ein einfaches Beispiel: Ein Stift wird für 5 € verkauft und die Herstellung kosten 4 €. Dann wäre die Bruttomarge 20 %. Kosten für die Entwicklung des Stiftes fallen da komplett raus.

Auch die Bruttomarge ist mit fast 30 % sehr gut. Hierzu kann gesagt werden, dass die Marge in den Jahren 2020 und voraussichtlich 2021 wegen einer großen Übernahme geringer ist. Die bereinigte Marge soll für 2021 (Hochrechnung Q1-Zahlen) bei 39 % liegen. Das Ziel des Managements ist auch hier 50 %. Dies zeigt klar, dass Invitae eine hohe Profitabilität erreichen kann und unterstreicht die Qualität des Geschäftsmodells.

Die finanzielle Stabilität möchte ich mit dem Eigenkapital, den Cash-Burn und den Schulden bewerten. Hier hat sich nicht zuletzt durch die Übernahmen eine Menge getan:

Der Grund für den starken Anstieg des Cash-Burn, also des negativen Gewinns, liegt hauptsächlich an den Abschreibungen in folge der letzten Übernahme. Gleichzeitig hat man das Eigenkapital massiv aufgestockt, um in den nächsten Jahren keine Finanzprobleme zu bekommen. Dies sieht 2020 definitiv besser aus als in den Jahren zuvor, vor allem da die Eigenkapitalquote im Vergleich zum Vorjahr erhöht wurde. Hier scheint das Risiko kurz oder mittelfristig pleite zu gehen äußerst gering. Trotzdem würden große Zinserhöhungen das Unternehmen hart treffen. Hier stellt sich natürlich die Frage, woher das Geld für diese finanzielle Stabilität kommt?

Hier sieht man das Invitae immer wieder neue Aktien ausgibt. Zum einen zeigt dies natürlich eine starke Verwässerung der Aktienanteile, was für Investoren in dem Maße äußerst schlecht ist. Die Aktien die vor einigen Jahren gekauft worden sind nun nur noch ein Drittel so viel Wert, wenn da der Anstieg des Aktienkurses nicht wäre. Nichtsdestotrotz halte ich dies für wichtig, solange der Aktienkurs hoch ist. Momentan sind Kapitalerhöhungen einfach und unproblematisch, aber es kann immer eine Zeit kommen in der kaum Abnehmer für neue Aktien vorhanden sind.

Außerdem profitieren auch Anleger in gewissen Maße von der Politik, da so ein größeres und vor allem sichereres Wachstum möglich ist. Allem in allem halte ich die fundamentalen Daten von Invitae für überdurchschnittlich gut, was sich definitiv im Preis widerspiegelt.

5. Fazit

Ich persönlich bin in jeden Fall beeindruckt von dem Unternehmen. Ich halte den Bereich für hochinnovativ und kenne kaum ein Unternehmen was tatsächlich so ein großen potenzial hat. Nicht zuletzt aufgrund des riesigen und stark wachsenden Marktes. Auch der Kurs des Managements gefällt mir gut. Ich verstehe den Grund und Nutzen der Entscheidungen, wie der Verwässerung der Aktien, weshalb ich damit gut leben kann. Auch gefällt mir, dass der CEO Anteile der Firma besitzt, wenn auch nicht allzu viele.

Allgemein denke ich, dass die Branche der Biotechnologie in den nächsten Jahren stark gefragt sein könnte. Viele Bereiche werden nach Jahrzehnte langer Forschung langsam wirtschaftlich. Ich persönlich finde sie allgemein eher günstig im Gegensatz zu vielen Tech-Werten.

Invitae ist auch nach dem letzten Kursabschlag von 50 % noch teuer. Im Verhältnis zu den potenziellen Markt, dem Wachstum und der Stellung des Unternehmens halte ich sie dennoch für Kaufenswert. Aufgrund des Risikos aber definitiv nur eine kleine Position. Generell sollten solche jungen Wachstumswerte nicht mehr als 20 % des Portfolios ausmachen. Wichtig ist Geduld zu wahren. Nach so einen Kursabschlag kann es gut und gerne nochmal weiter heruntergehen. Sowas muss man aussitzen können, auch wenn es Jahre dauern könnte. Ohne einen langfristigen Horizont würde ich eine solche Aktie niemals kaufen. Alle vorher genannten Kritikpunkte sind in meinen Augen verschmerzbar. Im Folgenden sind diese nochmal ausgezählt:

  • Starke Verwässerung der Anteile
  • Herausforderung im Datenschutz (Reglementierungen etc.)
  • Mögliche Ablehnung der Bevölkerung bei Gentests
  • Großunternehmen könnten den Bereich entdecken und massiv investieren
  • Gentests und deren Daten könnten durch neue Entwicklungen nicht mehr gebraucht werden
  • Zinserhöhung erschwert Geschäftsmodell

Das Risiko ist gerade bei unprofitablen Unternehmen immer hoch. Tatsächlich schätze ich es aber bei Invitae im Gegensatz zu anderen Wachstumsunternehmen als vergleichsweise gering ein.

~ Update 28 April 2022

Da Invitae seit der letzten Analyse noch einmal ein gutes Stück zurückgekommen ist, lohnt sich eine weitere Betrachtung der Situation. So lässt sich einschätzen, ob sich möglicherweise ein Nachkauf lohnt, oder sogar ein Verkauf sinnvoll ist. Dazu sollte erst einmal ganz nüchtern betrachtet werden, was sich alles geändert hat.

  • Anstieg der Zinsen und die Planung weiterer Zinsschritte nach oben
  • Wachstumswerte sind gerade nicht mehr gefragt

Fundamental gibt es bei Invitae nichts Besonderes zu sagen. Die Firma wächst vom Umsatz her nach wie vor stark. Die Ausgaben, vor allem im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie die Kosten für Marketing steigen ebenfalls. Demnach ist erst in einigen Jahren mit einer Profitabilität zu rechnen. Natürlich nur, wenn bis dahin alles gut geht. Die Zinserhöhungen stellen Unternehmen ohne Gewinne generell vor großen Herausforderungen. Demnach bleibt Invitae eine Investition mit hohem Risiko und hohen Renditechancen. Die Tatsache, dass kaum noch Hype bei Invitae vorhanden ist, macht einen Einstieg für einen Langzeitinvestor, wie mich, nur attraktiver. Schnelles Geld möchte ich damit ohnehin nicht verdienen.

Ich werde in den nächsten Wochen eine kleine Tranche nachkaufen. Hierbei bleibt der Anteil von Invitae und vergleichbaren Werten gering. Ich würde jedem Empfehlen den Großteil des Depots aus Valuewerten mit vorhandenen Gewinnen zusammenzusetzen und solche Wachstumswerte nur als Beimischung zu nutzen. Invitae bleibt ein Unternehmen mit einem hohen Risiko, vor allem auch durch die Zinserhöhungen. Auf der anderen Seite ist das Potenzial für mich enorm, wie ich in der Grundlagenanalyse bereits ausführlich erklärt habe.


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