~Game Changer für Beruf und Alltag ~ Top 3 Bücher für mehr Produktivität~
Produktivität ist sowohl im Berufsleben, als auch im Alltag ungeheuer wichtig. Die eigene Produktivität entscheidet in fast allen Lebensbereichen, ob du erfolgreich bist oder nicht. Bist du nicht produktiv, wirst du in der Regel keine beeindruckende Karriere machen, keine erfolgreiche Firma gründen und womöglich Probleme mit der eigenen Lebensplanung bekommen. Aber was ist Produktivität und wie kann man diese beeinflussen? In den folgenden Abschnitten erfährst du praktische Tipps zur Steigerung deiner Produktivität und die Vorstellung meiner Top 3 Bücher für mehr Produktivität.
Produktivität bedeutet das Produzieren von Ergebnissen in möglichst kurzer Zeit. Wer zum Beispiel im Beruf mehr Arbeit schaffen möchte, hat zwei Möglichkeiten. Mehr Stunden arbeiten oder effizienter arbeiten. Der zweite Punkt ist in der Regel der wichtigere, da nur diese Art von Produktivitätssteigerung stressfrei erfolgt. Außerdem ist ein wichtiger Punkt der Produktivität den „Hintern hoch zu bekommen“ wie man so schön sagt. Also die Selbstdisziplin die einen ermöglicht Youtube zu schließen und mit dem Lernen anzufangen. Dieser Punkt war in meinen Leben einer der Entscheidensten für jede Art von Erfolg.
Doch wie lernt man sich aufzuraffen, fokussiert an produktiven Projekten zu arbeiten und sich nicht von Social Media ablenken zu lassen? Wie lernt man die Selbstorganisation, die einen beruflich erfolgreich macht? Mein Tipp: Liest meine Top 3 Bücher für mehr Produktivität. Meine Produktivität hat sich dadurch stark erhöht und viele Techniken daraus sind aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.
Cal Newport forschte lange Zeit über das Thema der Produktivität. In dem Buch geht es in erster Linie darum, den vielen Ablenkungen, wie Social Media aus dem Weg zu gehen und trotzdem in den sogenannten Flow zu kommen. Den Flow kennen bestimmt die meisten Menschen, wenn man tief in einer Aufgabe versinkt, sodass man ohne Anstrengung effektiv arbeitet. Doch leider kommen die meisten Menschen viel zu selten in eine solche Phase. Stattdessen checken Sie ihre Mails, schauen auf Instagram und gucken Löcher in die Luft, weil die Hürde anzufangen einfach zu schwer ist. Der Autor beschreibt treffend und anhand verschiedener Studien, warum wir sogenannte Deep Work Phasen in unseren Alltag einplanen sollten und noch wichtiger, wie wir in diese kommen.
Zudem ist das Buch spannend geschrieben und durch viele Studien und Fakten untermauert. Durch dieses Buch bin ich definitiv öfter in Phasen tiefer Konzentration und schaffe stressfrei mehr Aufgaben. Den eins ist klar: Der Flow macht definitiv mehr Spaß, als abgelenkt und unproduktiv dazusitzen, obwohl man eigentlich etliche Aufgaben erledigen muss. Wie das ganze Funktioniert, erfahrt ihr in meiner Top 3 der Bücher für mehr Produktivität. Freut euch darauf!
Platz 2: Wie ich die Dinge geregelt kriege – David Allen
Autor
David Allen
Seitenzahl
432
Eigene Bewertung
9 von 10 Punkten
Link*
https://amzn.to/3bQ5pZ0
Preis
12,00€
Verlag
Penguin Books
Wie ich Dinge geregelt kriege, von David Allen ist eine gelungene und hilfreiche Anleitung für die Selbstorganisation. Vor allem hat es mir die Augen geöffnet, wie wenig viel Arbeit tatsächlich mit Stress zu tun hat. Mit einem guten System zur Selbstorganisation ist die eigene Produktivität um ein vielfaches größer und entspannter. Ich verspreche dir, wenn du nur ein Bruchteil der Tipps aus diesem Buch anwendest, dass sich deine Arbeitsweise fundamental zu besseren ändert. Ich kann jedem empfehlen sich einmal ein paar Stunden mit seiner persönlichen Methode der Selbstorganisation auseinanderzusetzen. Dazu darf ein geeigneter Leitfaden wie der von David Allen natürlich nicht fehlen. Die Zeit dafür holt man später durch die bessere Organisation nach kurzer Zeit schon wieder raus.
Ich selber habe die bekanntere englische Version „Getting Things Done“ gelesen. Danach habe ich für meine Verhältnisse erstaunlich viele Werkzeuge aus diesem Buch angewendet und in meinen Alltag integriert. Mein Stresslevel ist stark gesunken und vergessene Aufgaben gehören der Vergangenheit an. Wie ihr schön lest bin ich ein absoluter Fan des Buches, weil es für mich ein sogenannter Gamechanger ist. Also absolut zurecht unter meinen Top 3 Bücher für mehr Produktivität!
Allgemein ist das Buch einfach zu lesen und gut strukturiert aufgebaut. Wichtig ist hier die Techniken auch tatsächlich auszuprobieren. Ansonsten wird einem das Buch wenig bringen. Diesen Satz kann man allerdings unter fast jedes Sachbuch schreiben!
Der Gewinner meiner Top 3 Bücher für mehr Produktivität ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher. Es gibt kaum ein anderes Buch, aus dem ich bereits so viel erfolgreich in meinem Alltag angewendet habe. Zusammengefasst, geht um die oft unterschätzte Macht der Gewohnheit.
Große neue Vorsätze für das neue Jahr sind für entscheidende Veränderungen im Leben nicht nötig. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass sie eine schlechte Strategie sind, da die meisten Vorsätze schon nach wenigen Wochen nicht weiter verfolgt werden. Eben das ist kein Zufall und auch nicht unbedingt Faulheit. Jeder kann Gewohnheiten steuern. Sowohl schlechte als auch gute. Und eine Gewohnheit wie täglich 10 Seiten lesen ändert definitiv einiges. In 10 Jahren sind das 36500 Seiten. Das entspricht mehr als 100 Büchern. Beeindruckend, oder? James Clear untersucht wissenschaftlich fundiert die Gründe für gute und schlechte Gewohnheiten. Dabei arbeitet er nicht nur den unfassbaren Nutzen von Gewohnheiten aus, sondern vermittelt auf praktische Art und Weise, wie einfach schlechte Gewohnheiten abstellt und neue etabliert werden können.
Dabei ist das Buch schnell gelesen und sehr einfach geschrieben. Trotzdem ist der Informationsgehalt hoch und am Ende jedes Kapitels noch einmal treffend zusammengefasst. Die 1%-Methode sollte definitiv jeder in seinem Leben gelesen haben.
~Game Changer für den finanziellen Erfolg ~ Top 3 Finanzbücher~
Das Lesen verschiedenen Finanzbüchern ist definitiv für jeden Menschen wichtig. Bei mir persönlich hat das meine Sicht auf den Umgang mit Geld komplett verändert. Erst so bin ich darauf gekommen, Geld anzulegen, statt nur zu konsumieren. Außerdem habe ich angefangen, mein Humankapital durch Lernen zu erhöhen, statt meine Zeit mit zum Beispiel Fernsehen zu verschwenden. Ich kann es nur jedem dringend empfehlen ein paar gute Bücher über Finanzen so früh es geht zu lesen. Über Bücher ist es deutlich einfacher an wirklich wertvolle Informationen zu kommen als im Internet, da dort oft kommerzielle Interessen von Influencern vor guten Inhalt stehen. Trotzdem gibt es auch bei Büchern große Unterschiede bei der Qualität. Deshalb stelle ich hier meine Top 3 Finanzbücher aus dem Bereich der Finanzen vor und erkläre, weshalb die meiner Meinung nach für jeden Menschen eine Pflichtlektüre sind.
Platz 3: Der Aktien und Börsenführerschein – Beate Sander
Beate Sander hat viele Bücher geschrieben, die im Grunde alle an dieser Stelle stehen könnten. Die Börsenoma, wie sie häufig genannt wird, begann erst mit 59 Jahren Geld anzulegen. Trotzdem schaffte es die Real- und Volkshochschullehrerin noch aus 30.000 € Startkapital bis zu ihrem Tod über 2.000.000 € an der Börse zu erwirtschaften. Nur durch Kursgewinne und Dividenden. Als sei das nicht schon beeindruckend genug, ging sie dabei keine großen Risiken ein, da alle ihre Investitionen stark diversifiziert waren. Oder wie Beate Sander immer sagt: „Weit gestreut, nie bereut!“. Wie ich finde, eine unfassbar beeindruckende Persönlichkeit. Nicht zuletzt auch wegen ihrer Art, mit dem Leben umzugehen. Mit welchen Elan sie Menschen selbst trotz schwerer Krankheit noch von der Börse begeistern konnte, war wirklich einzigartig.
Für einen Anfänger empfehle ich das Buch „Der Aktien und Börsenführerschein„, da hier viele grundlegende Punkte erklärt werden. Für fortgeschrittene kann ich außerdem das Buch „Die besten Aktien findet man nicht im Dax: Mit der Hoch-Tief-Mut-Strategie zum Erfolg“ (siehe Link*: https://amzn.to/3aoU5my). Alle Bücher von Beate Sander sind einfach geschrieben und gut lesbar.
Platz 2: Die Kunst über Geld nachzudenken – André Kostolany
André Kostolany hat ein Vermögen an der Börse gemacht und wird ganz treffend von vielen als Altmeister der Finanzmärkte bezeichnet. Er verstarb kurz vor der Jahrtausendwende und gilt auch heute noch als absoluter Börsenexperte. Er schafft es mit seinen Büchern teilweise komplexere Zusammenhänge in einfachen Börsenprinzipien niederzuschreiben. Das Buch „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ ist meiner Meinung nach sowohl für Anfänger, als auch für fortgeschrittene Börsianer empfehlenswert.
Das umfangreiche Börsenwissen ist leicht verständlich und gut lesbar aufbereitet, sodass das Lesen zu keinem Zeitpunkt langweilig wird. Außerdem hilft das Buch dabei, ein besseres Gefühl für die Zusammenhänge des gesamten Finanzmarktes zu bekommen. Ich persönlich würde es auf jeden Fall empfehlen, wenn ich auch schätze, dass es sich nicht als erstes Finanzbuch eignet.
Platz 1: Warum die Reichen immer reicher werden – Robert T. Kiyosaki
Jeder, der sich schon etwas länger mit dem Thema der finanzielle Bildung auseinandersetzt, wird schon einmal etwas von dem Autor Robert T. Kiyosaki gehört haben. Oder falls nicht, zumindest den Namen seines bekanntesten Buches: Rich Dad Poor Dad. Robert T. Kiyosaki darf natürlich auch in der Top 3 meiner Finanzbücher nicht fehlen.
Robert T. Kiyosaki ist ein amerikanischer Milliardär, der aus einer gewöhnlichen mittelständischen Akademikerfamilie kommt. Er war nie einer der Harvard-Absolventen mit reichen Eltern. Er hatte nur den Willen, das Durchhaltevermögen und einen guten Mentor und schaffte den Sprung nach ganz oben.
Zugegeben, ich habe so einige Bücher von ihm gelesen und denke, dass fast alle seine Bücher in gewisser die gleiche Botschaft vermitteln: Warum und mit welchem Mindset arme und reiche Menschen leben und was man daraus über den Umgang mit Geld lernen kann. Sein bekanntestes Buch ist ganz klar Rich Dad Poor Dad. Trotzdem ist mein absoluter Favorit auf Platz 1 des Rankings: Warum die Reichen immer reicher werden. Es war mein erstes Sachbuch, was ich gelesen habe und ganz ehrlich: Es hat mein Leben verändert. Sowohl beim Umgang mit Geld, als auch mein privates und berufliches Mindset. Hier ein paar Punkte, was sich durch dieses Buch für mich verändert hat:
Ich lese pro Jahr mindestens 20 Sachbücher – früher 0, ich hasste lesen!
Ich stütze meine Entwicklung nicht mehr nur auf mein Studium und meine Arbeit, sondern nehme meine persönliche Entwicklung zusätzlich in die eigene Hand
Ich habe angefangen allen unnötigen Konsum zu reduzieren und regelmäßig zu investieren, um ein weiteres regelmäßiges Einkommen durch mein erspartes zu bekommen
Das Buch zeigt dir den Grundgedanken von Unternehmertum und öffnet jedem Leser die Augen, wie schlecht doch der Durchschnittsbürger mit Geld umgeht. Das alles ist sehr einfach geschrieben und die Tipps sind unfassbar leicht anzuwenden. Zurecht also der Platz 1 in den Top 3 meiner Finanzbücher.
Hier findest du mehr über die Börse und das anlegen von Geld
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) ist die wohl bekannteste Bewertungskennzahl bei Aktien. Doch was bedeutet sie? Und noch wichtiger ist eine Bewertung anhand des KGV sinnvoll oder eher nicht? Dem gehe ich in diesem Eintrag einmal nach. Nicht nur um es euch zu erklären, sondern auch um durch Recherche selbst etwas zu lernen.
Was ist das überhaupt?
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder abgekürzt KGV beschreibt die jährlichen Gewinne im Verhältnis zum aktuellen Kurs. Anderds ausgedrückt: Wie viele Jahre benötigt werden, um mit den jetzigen Gewinn den Börsenwert einzunehmen. Diese Zahl variiert stark von Aktie zu Aktie und Branche zu Branche. Mit den folgenden Formeln könnt ihr das KGV selbst berechnen:
KGV = Aktienkurs / Gewinn pro Aktie
KGV = Börsenwert / Gewinn des Unternehmens
Hier ein aktuelles Beispiel: Im Jahre 2020 erzielte das Software-Unternehmen SAP 4,35 € pro Aktie Gewinn. Der aktuelle Kurs notiert bei 124,32 €. Das KGV berechnet sich nun wie folgt:
Tipp: Achtet unbedingt auf die richtigen Einheiten! Allgemein gilt ein niedriges KGV als günstig und ein hohes KGV als teuer.
Welches Kurs-Gewinn-Verhältnis ist normal?
Generell ist diese Frage schwer zu beantworten. Es gibt leider keine allgemeine Faustregel. Das durchschnittliche KGV ist je nach Branche, Art des Wertpapiers und Zeit unterschiedlich. Positive Eigenschaften wie Wachstum, hohe Marge, Sicherheit, ständiges Übertreffen der Erwartungen und gute Zukunftsaussichten erhöhen in der Regel den Kennwert. Risiko, Unsicherheit und das Auslaufen des Geschäftsmodells verringern es.
Zusätzlich schwankt das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis langfristig gesehen stark. Vor allem bei verschiedenen Konjunkturphasen können die Gewinne von Unternehmen sinken und so das KGV verändern. Oft gehen dann auch die Aktienkurse zurück, wenn auch nicht immer im gleichen Verhältnis, wie die Gewinne. 2008 war das durchschnittliche KGV zum Beispiel durchschnittlich um 20 geringer als im Jahre 2021. Bei einem KGV von 40 sollte einkalkuliert werden, dass bei einer unvorhergesehenen Krise wie damals (die immer kommen kann, aber nicht muss) der Kurs einbricht. Historisch betrachtet macht ein Kauf bei niedrigen durchschnittlichen KGV Sinn, solange der Anlagehorizont langfristig ist. Dabei bestätigen die Ausnahmen die Regel, wie du gleich noch sehen wirst. Ich selber investiere in der Regel zu jeder Zeit, behalte für Krisen aber immer Cash in der Hinterhand. Bei niedrigen durchschnittlichen KGVs ist meine Cashquote dann allerdings noch etwas niedriger.
Die folgende Abbildung zeigt das durchschnittliche KGV des Dax und dessen Verlauf der letzten 30 Jahre. So lässt sich erkennen, dass hohe durchschnittliche KGVs vor Euphorie und Hype warnen können (siehe Dotcom-Blase 2000). Aber auch niedrige KGVs schützen nicht vor plötzlichen Krisen (siehe Immobilienkrise 2008). Damals war das KGV zum besten Zeitpunkt des Wiedereinstiegs aufgrund zurückgegangener Gewinne extrem hoch. Dort war demnach das KGV nicht repräsentativ. Es ist also wichtig zu analysieren, warum das KGV da ist, wo es ist.
Hinzu kommt die Art des Unternehmens, die auf das „normale“ KGV einwirkt. Ein junges Wachstumsunternehmen, das noch keine Gewinne macht, kann mit dem KGV aufgrund fehlender Gewinne nicht bewertet werden. Hierfür kann höchstens das zukünftige KGV angenommen werden. Hierzu zählen Aktien wie Invitae und Teladoc. Da man es nicht oft genug sagen kann: Solche Aktien besitzen weit größere Risiken, als viele Anfänger denken. Das Depot sollte nur zu kleinen Anteil aus solchen Wertpapieren bestehen!
Sobald ein Unternehmen die Gewinnschwelle übertrifft, ist das KGV in der Regel extrem hoch. Ein KGV von 400 ist in diesem Kontext nicht unbedingt problematisch. Ein Beispiel hierfür ist das Zahlungsdienstunternehmen Block (Square). 2021 besitzt das Unternehmen ein KGV von 487. Das ist zwar astronomisch hoch, liegt aber auch an hohen sehr Investitionen in die Zukunft für ein großes Wachstum. Auch hier bringt eine Bewertung anhand des KGV keinen besonderen Mehrwert.
Ein solides Unternehmen, mit stabilen gut wachsenden Gewinnen besitzt dagegen (meist) ein geringeres KGV. Hier kann ein KGV von 100 ein klares Zeichen der Überbewertung sein. Für diese Art von Unternehmen bietet das KGV einen großen Mehrwert, sollte aber trotzdem in das Verhältnis zum erwarteten Wachstum gesetzte werden. Ein Unternehmen, das pro Jahr 20 % wächst, ist logischerweise höher zu bewerten als ein nicht wachsenden Unternehmen. Das erwartete Wachstum muss durch tiefgreifende Recherche selbst ermittelt werden. Eine geeignete Kennzahl dafür stellt das sogenannte Kurs-Gewinn-Wachstums-Verhälnis (PEG Ratio) dar.
Ein Unternehmen, dessen Umsatz und Gewinne aufgrund eines nicht mehr zeitgemäßen Geschäftsmodells sinken, besitzt ein niedriges KGV (z. B. 10). Ein Beispiel dafür ist die Aktie „Prosiebensat.1 Media“. Schwieriger einzuschätzen sind Unternehmen, die zwar noch steigende Umsätze haben, aber vom Markt abgeschrieben wurden. Hierzu zählen z. B. Öl- und Tabakfirmen. Hier sollte selbst tiefgehend recherchiert werden, ob die Annahme der schlechten Zukunftsaussichten stimmen. In der Realität ist es oft nicht so, wie es im ersten Moment aussieht.
Meine persönliche Meinung zu Kurs-Gewinn-Verhältnis:
Das KGV ist nach dem aktuellen Kurs die erste Kennzahl, die in mir anschaue. Es sollte allerdings jedem bewusst sein, dass das wahrscheinlich jeder Investor tut. Nur durch Anwenden dieser Kennzahl wird man den Markt sicher nicht dauerhaft schlagen. Ich nutze das KGV nicht bei jungen Wachstumsunternehmen ohne Gewinne, da dies dort nicht zielführend ist.
Ich identifiziere durch das Kurs-Gewinn-Verhältnis oft frühzeitig sehr teure Unternehmen und sortiere sie aus. Sehr gute Unternehmen (z. B. Satorius) mit hervorragenden Zukunftsaussichten will natürlich jeder haben. Aber egal wie gut etwas ist, würde man dafür jeden Preis zahlen? Ich definitiv nicht. Ich hätte super gerne eine Satorius Aktie, aber zu jetzigen Zeitpunkt (2021) liegt das KGV weit über 100. Daraus erkenne ich für mich, dass ich warte, bis die Aktie billiger wird. Falls sie es nicht wird, dann kann ich damit ebenfalls leben. Kauft man dennoch bei einem KGV von 200 besteht das Risiko von sehr großen Kursverlusten, in einer schwachen Marktphase. Oft kommen schwache Marktphasen sehr plötzlich und man verliert und der Kurs bricht ein. Somit ist die Kennzahl für mich ein Indikator für Hype.
Ein niedriges KGV kann dagegen ein Kaufargument sein. Gleichzeitig kann es aber ebenfalls auf große strukturelle Probleme hinweisen, die als große Warnung betrachtet werden kann. Der Grund für ein niedriges KGV muss demnach immer genaustens analysiert werden, sonst riskiert man möglicherweise hohe Kursabstürze. Oft zeigt ein niedriges KGV, dass ein Problem zu stark dramatisiert wird als es ist. Das muss natürlich durch Recherche belegt werden.
Zusammenfassung
KGV nicht für junge Wachstumswerte ohne oder an der Schwelle zu Gewinn verwenden
KGV als Indikator für Hype nutzen und so überbewertete Unternehmen aussortieren
KGV immer im Verhältnis zum Wachstum und anderen Einflüssen betrachten
KGV für einen Vergleich innerhalb der Branchen nutzen
Die Bayer Aktie ist wohl das bekannteste Sorgenkind im deutschen Leitindex nach Wirecard. Jeder halbwegs informierte Anleger hat sicher schon mal etwas von der Monsanto-Übernahme gehört, die für den neuen Mutterkonzern Bayer einen ewigen Rechtsstreit im Fall Glyphosat auslöste. Nicht zuletzt deswegen ist der Aktienkurs über die letzten Jahre stark eingebrochen. Redet man jedoch mit Chemikern hört man oft, dass Bayer in dem Bereich des Saatguts und Pflanzenschutzmittel technologisch unfassbar weit vorne ist. Da lohnt es sich doch, die Bayer Aktie und den gesamten Markt mal zu analysieren.
Der Markt und das Geschäftsmodell
Bayer ist ein relativ diversifizierter Konzern der in den letzten Jahren versucht immer weiter in die Agrochemie einzusteigen. Dazu zählen Bereiche, wie gentechnisch verbessertes Saatgut und Dünger. Hier ist Bayer nach eigenen Angaben bereits Marktführer. Außerdem gilt Bayer weiterhin als Pharmariese mit verschiedenen Medikamenten. Allgemein lässt sich das operative Geschäft von Bayer in 3 große Bereiche einteilen:
Crop Science (Agrochemie)
Pharmaceuticals
Consumer Health
Die Sparte für Crop Science oder auf Deutsch Pflanzenwissenschaften ist der wohl interessanteste und gleichzeitig umstrittenste Bereich von Bayer. Dieser ist für 46 % der Umsätze verantwortlich und damit der größte Umsatztreiber des Konzerns. Dazu gehören sowohl genverändertes Saatgut um bessere Pflanzeneigenschaften zu „kreieren“, als auch chemische und biologische Pflanzenschutzlösungen. Bayer liefert das alles in der Regel mit einem vollumfänglichen Service. Hier geht es weniger um das Verkaufen von Samen als um die Anwendung der grünen Biotechnologie bzw. modernster Gentechnik.
In diese Sparte der Biotechnologie wurde früh von Bayer, aber auch von dem deutschen Rivalen BASF investiert. Viele vor allem amerikanische Firmen stießen diese Bereiche tendenziell eher ab. Aus diesem Grund sind die europäischen Firmen momentan am besten in der grünen Biotechnologie aufgestellt. Die Übernahme von Monsanto zeigt hier ganz klar die Spitze der Investitionen in diesem Bereich. Durch Monsanto ist Bayer endgültig der unangefochtene Marktführer in dies Bereich und hängt Firmen wie BASF regelrecht ab. Soweit so gut, aber wieso sinkt die Bayer Aktie dann seit einigen Jahren?
Hierfür sind einige Gründe verantwortlich. Zum einen die enorme Klagewelle des mit der Übernahme von Monsanto eingekauften Produkts „Glyphosat“ aber auch die geringen Wachstumsaussichten und der Preisdruck aus Fernost.
Wir alle wissen, das die Nahrungsmittelproduktion einer der wichtigsten Bereiche für uns Menschen ist. Bis 2050 gibt es den Prognosen nach in etwa 10 Milliarden Menschen auf der Welt. Das sind in etwa 28 % mehr als heute auf dem Planeten leben. Hinzu kommt eine jährliche Vergrößerung der weltweiten Wüsten von 50.000 Quadratkilometer. Das entspricht ein jährliches Wachstum von 0,2 % die für die Nahrungsmittelproduktion benötigt werden würde. Hier lässt sich ganz populistisch sagen, dass in den nächsten Jahrzehnten ein verzicht auf Gentechnik in dem Agrarbereich zu großen Hungersnöten führen würde. Firmen wie Bayer, BASF und so weiter sind gefordert immer besser Lösungen zu entwickeln.
Trotzdem wächst der weltweite Markt für Agrochemie in den nächsten Jahren nur mit etwa 4 % pro Jahr laut diversen Prognosen. Der Markt für Feinchemikalien dagegen sogar nur mit 1,5 % pro Jahr. Dies ist äußerst wenig, selbst wenn sich das Marktwachstum direkt in den Umsatz von der Crop Science-Sparte von Bayer widerspiegeln würde.
Natürlich ist es möglich das dieses Wachstum bzw. die Prognosen das Wachstums in den nächsten 10 Jahren aufgrund des demografischen Wandels stark ansteigen. Mir fehlt nur leider die Kompetenz das sicher einzuschätzen. Natürlich ist es ein unfassbar innovatives und auch wichtiges Thema für die Menschheit. Leitet sich daraus aber kein gutes wachsendes Geschäftsmodell ab, gibt es definitiv spannendere Investments. Außerdem sehe ich große Gefahren aus Fernost. Syngenta aus der Schweiz ist einer der größten Rivalen von Bayer im Bereich Crop Science und wurde jetzt von der chinesischen Chemchina übernommen. Mit dieser Übernahme gibt es nun ein vergleichbares Schwergewicht aus China. Ich persönlich würde nicht darauf wetten, dass Bayer seine Marktanteile in dem langsam wachsenden Markt der Pflanzenwissenschaften halten kann, da Syngenta schon in der Vergangenheit relativ aggressiv vorgegangen ist.
Die Sparte Pharmaceuticals ist sozusagen das Pharma-Unternehmen in Bayer. Hier entstehen 42 % des Gesamtumsatzes. Um dieses zu Bewerten, müssen die auf dem Markt befindlichen Medikamente sowie die Produktpipeline analysiert werden. Bayer spezialisiert sich in diesem Bereich auf die Therapiegebiete Herz-Kreislauf, Onkologie, Gynäkologie, Hämatologie und Augenheilkunde.
Die Produkt-Pipeline ist für Pharmaunternehmen einer der wichtigsten Bewertungsgrundlagen. Hieraus geht der aktuelle Entwicklungsstand von neu erforschten Medikamenten hervor. In der Regel zeigt die Pipeline 3 Phasen bzw. 3 klinische Studien. Die nacheinander durchzuführenden Studien sind im Folgenden kurz erklärt:
Phase 1: Ein Medikament wird erstmals an einer kleinen Gruppe gesunder Menschen erprobt. Hier geht es in erster Linie um die Sicherheit und Verträglichkeit. Nur 20 % ist die statistische Wahrscheinlichkeit, dass ein in Phase 1 befindliches Medikament am Ende zugelassen wird.
Phase 2: Hier wird das Medikament erstmals an einer kleinen Gruppe Patienten erprobt. Ist ein Medikament in Phase 2, steigt die statistische Wahrscheinlichkeit immerhin auf etwa 30 % am Ende zugelassen zu werden.
Phase 3: Dies ist eine große Studie um auch seltenere Nebenwirkungen zu ermitteln. Medikamente in dieser Phase werden zu 66 % nach Abschluss der Phase zugelassen.
Alles in allen dauert der Zulassungsprozess mehrere Jahre und es kommt häufig vor, dass erfolgversprechende Medikamente in der dritten Phase abgebrochen werden müssen. Nach einer Zulassung hingegen wird in der Regle ein Patent zum Schutz des Wirkstoffes angemeldet. Dieser Schutz hält nach Anmeldung maximal 20 Jahre, in dem kein anderes Unternehmen diesen Wirkstoff vertreiben darf. Oft brechen die Umsätze eines Medikaments direkt nach Ablauf des Patentschutzes zusammen, da andere Wettbewerber es kopieren und günstiger anbieten können. Hier beachte ich persönlich nur Medikamente in der dritten Studie, da die Wahrscheinlichkeit auf eine Zulassung vorher relativ gering ist und noch Jahre dauern kann. Andere benutzen einen Score für die Pipeline in denen Produkte in verschiedenen Phasen eine unterschiedliche Anzahl von Punkten bekommen. Hier gehe ich auf wichtige Phase 3 Medikamente ein:
Finerenon: Das in der 3 Phase der Pipeline befindliche Medikament lieferte sehr gute Ergebnisse in den vorherigen Studien und richtet sich auf chronische Nierenerkrankungen und Diabetes Typ 2. Analysten trauen dem Medikament einen Jahresumsatz von 1 Milliarde US-Dollar durchaus zu, trotz starken Wettbewerb.
Nubequa: Das neulich zugelassene Medikament für Prostatakrebs soll 2021 156,5 Millionen Euro und bis 2023 sogar 544 Millionen umsetzen. Hier laufen momentan Phase 3 Studien für die Anwendung bei weiteren Phasen der Krankheit. Allem in allem könnte der Umsatz bei weiteren erfolgreichen Zulassungen die 1 Milliarde Euro Grenze überschreiten.
Wirkstoff NT-814: Dieses Medikament für Frauengesundheit wurde durch ein Zukauf in die Firma gebracht. Hier wird die Phase 3 in Kürze starten. Sollte das Medikament zugelassen werden, kann Bayer mit hohen Umsätzen von über einer Milliarde Euro rechnen.
Regorafenib: Dieses Medikament ist bereits seit einigen Jahren für die Behandlung von Leberkrebs zugelassen. Nun ist es ebenfalls in Phase 3 für eine Bestimmte Art von Hirntumoren.
Copanlisib: Für das Krebsmedikament stellte Bayer neulich die Anträge auf Zulassung. Die vorherigen Studien lieferten gute Ergebnisse.
Aflibercept: Der Wirkstoff wird bereits sehr erfolgreich für die Augenheilkunde eingesetzt, befindet sich nun aber wieder gleich 3-mal in der Phase 3 für andere Anwendungen.
Es laufen zur Zeit 8 klinische Studien der Phase 3, davon allerdings nur 2 eigenentwickelt und wirklich neu sind. Der Rest sind gut laufende schon auf dem Markt befindliche Medikamente, wo die Zulassung auf weitere Krankheitsbilder erweitert werden soll. Für mich ist die Pipeline definitiv ein Minuspunkt, wenn man diese mit anderen Pharma- oder Biotechnologieunternehmen vergleicht. Dafür scheinen aber alle Studien relativ Ergebnisse zu liefern.
Noch größer ist das Problem zweier bald ablaufender Patente von sehr Umsatzstarken Medikamenten. 2024 läuft das Patent von Xarelto und 2025 das Patent von Eylea aus. Das ist besonders kritisch, da beide Medikamente zusammen fast 6 Milliarden Dollar jährlich umsetzen. Sollte der Großteil der Umsätze durch das Auslaufen der Patente wegbrechen, kann die aktuelle Pipeline selbst mit viel Glück dieses Loch nicht füllen. Bayer ist also auf hohe Investitionen in diesem Bereich angewiesen, um den Umsatz zu halten.
Die Sparte Consumer Health bleibt weiterhin ein guter Nebenwert im Geschäft. Aufgrund der geringen Größe im Gegensatz zu den anderen beiden Bereichen allerdings nicht besonders wichtig. Trotzdem ist dies der einzige Bereich, dem ich mittelfristig eine gute Performance zutraue.
Die Strategie und das Management
Der jetzige CEO der Bayer AG Werner Baumann besitzt einen schlechten Ruf. Ihm werden die Folgen der Monsanto-Übernahme 2018 und die damit einhergehende Wertvernichtung vorgeworfen. Immerhin sorgte die Übernahme für einige größere Kursrutscher in einem ohnehin stagnierenden Markt. Sowohl aus wirtschaftlichen als auch aus moralischen Gründen fordern damals wie heute viele den Rücktritt des Bayer-Chefs.
Seit dem Abschluss seines Studiums im Bereich Wirtschaftswissenschaften im Jahre 1988 arbeitet er bei verschiedenen Niederlassungen von Bayer. Tiefgehendere Informationen können auf der Internetseite der Bayer AG recherchiert werden. Von da an arbeitete er sich intern immer weiter hoch, bis er 2016 den Posten des CEO antrat. Nun hat Werner Baumann angekündigt den Vertrag 2024 auslaufen zu lassen.
Schon als das Thema Biotechnologie aufkam, wurde der Konzern früh in Richtung grüne Biotechnologie gelenkt. Die Bayer AG sowie BASF sahen beide großes Potenzial in der Agrar-Gentechnik, wogegen amerikanische Konkurrenten meist Abstand nahmen und sich auf andere Bereiche fokussierten. Crop-Science, also Pflanzenwissenschaften ist durch verschiedene Übernahmen nach vorne getrieben worden. Hier verstehe ich persönlich die Strategie noch nicht so recht. Warum möchte man unbedingt Marktführer im Bereich Crop-Science werden? Außer das sich der Bereich grüne Biotechnologie innovativ anhört? Starkes Wachstum verspricht sie für mich auch nach umfassender Recherche zu den Marktpotentialen nicht. Sie besitzt lediglich ein gut kalkulierbares Geschäft mit einer guten Marge von ca. 20 %. Das ist zwar nicht schlecht, fällt dann aber eher in den Bereich der Dividendendinosaurier aufgrund vom fehlenden Wachstum. Zumal ich langfristig von einer Senkung der Marge aufgrund von Konkurrenz aus Fernost ausgehe.
Im Bereich Pharmaceuticals investierte Bayer 5 Milliarden Euro in Bereiche der Zell- und Gentherapie. Hier wurden verschiedene Übernahmen und Partnerschaften geschlossen. Bayer schreibt dem aufstrebenden Markt in diesem Bereich eine rosige Zukunft voraus. Ich persönlich kann dem nur Zustimmen und bin erstaunt über die Höhe der investierten Summe. Hieran sieht man, dass Bayer es wirklich ernst mein in diesem Bereich Fuß zu fassen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bayer ein Konzern im Wandel ist. Bayer investiert massiv in aussichtsreiche innovative Bereiche, um die Firma innovativ aufzustellen. Hierbei scheut man auch keine Risiken, was für ein deutsches Dax-Unternehmen eher unüblich ist. Leider hat dies in der Vergangenheit nicht wirklich funktioniert und gezeigt welche Risiken in dieser Strategie stecken können.
Fundamentale Daten von Bayer
Da Bayer ein Großkonzern mit einem (eigentlich) soliden Cashflow ist, ist eine Fundamentalanalyse für die Bewertung relevant. Für mich persönlich ist der Umsatz, der Gewinn sowie die Marge der einzelnen Geschäftsbereiche am interessantesten für die grobe Einschätzung der Firma:
Die Umsatz- und Gewinnentwicklung unterstreicht den Ruf eines langweiligen Dividendentitels. Keine nennenswerte Umsatzsteigerung trotz einer Rekordübernahme ist einfach zu wenig. Bei einer schwankenden Marge von zwischen 10 und 20 kann hier nicht mit einer zukünftigen hohen Bewertung gerechnet werden, wie Softwareunternehmen sie haben.
Das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2021 (Q1 Zahlen + Erwartungen des restlichen Jahres) beträgt 7,41. Anhand dieser Kennzahl ist die Aktie in jedem Fall günstig. In der Vergangenheit lag das KGV in der Regel höher. Dies kommt nicht zuletzt durch die misslungene Übernahme von Monsanto und der zu leeren Entwicklungspipeline im Pharmasektor zustande.
Hinzu kommt die schlechte finanzielle Situation, in der die Bayer AG sich befindet. Die relative Verschuldung beträgt 7,43 (Berechnet mit den erwarteten EBIT für 2021 und den Langzeitverbindlichkeiten für 2020). Das bedeutet, Bayer müsste das gesamte EBIT 7,43 Jahre aufwenden, um die kompletten Schulden zurückzuzahlen. Mit der Voraussetzung, dass das Eigenkapital dabei unangerührt bleibt. Dieser Wert ist deutlich zu hoch, sofern die Gewinne nicht in naher Zukunft stark ansteigen. Das Eigenkapital ist Pandemiebedingt im letzten Jahr ebenfalls stark gesunken.
Bayer gilt ebenfalls als Dividendenaktie. In der folgenden Grafik ist die Dividende samt Ausschüttungsquote dargestellt. Die Dividende ist gerade in den letzten drei Jahren nicht mehr gesund für das Unternehmen. Mit einer Steigerung würde in der nahen Zukunft nicht rechnen. Im Gegenteil. Ich denke, das Geld wird momentan eher in der Firma gebraucht. Bayer muss in allen Bereichen investieren, um den Konzern wieder auf den Erfolgskurs zu bringen.
Allem in allem ist Bayer ein sehr günstiger Dividendentitel mit großen Problemen, die in naher Zukunft gelöst werden müssen. Dies belegen ebenfalls die fundamentalen Zahlen. Sollte dies gelingen sehe ich ein gutes Kurspotential, da das KGV dann deutlich höher werden kann. Leider glaube ich mit dem jetzigen Management nicht an eine schnelle Erholung.
Fazit zu Bayer
Ich persönlich sehe Bayer als günstigen Dividendenwert mit großen Problemen. Auch, wenn diese gelöst werden denke ich nicht das die innovativ klingenden Bereiche Crop-Science und Pharmaceuticals großes Wachstum versprechen. Hinzu kommen viele Unsicherheiten und Gefahren aus China. Die Produktpipeline und die Patentsituation sind ebenfalls große Baustellen und können, wenn in den nächsten Jahren nichts passiert, große Umsatzeinbußen bringen.
Trotzdem ist Bayer sehr günstig bewertet. Für einen langfristigen Dividenden-Investor, dem solide Geschäftsbereiche mit wenig Wachstum ansprechen, kann es sinnvoll sein in der jetzigen Situation antizyklisch zu investieren. In den nächsten Jahren wird das Management wechseln und möglicherweise ändert sich dadurch die Situation relativ schnell. Der Konzern ist schließlich mit hohen Investitionen dabei neue innovative Bereiche zu finden. Ebenfalls kann es sein, dass die Monsanto-Übernahme doch noch einen großen Umsatzboot bringt. Möglicherweise ermöglicht das Crob-Science-Geschäft in 10 Jahren doch größere Wachstumsraten. Für eine sinnvolle Einschätzung fühle ich mich aber hier nicht in der Lage.
Für meine Investmentstrategie ist es definitiv nicht geeignet. Hier sehe ich deutlich aussichtsreichere Aktien weniger Risiken. Leider fehlt hier das Potenzial, für das sich das Risiko lohnt. Ein reines Aufholen des KGVs reicht mir dafür nicht. Ein Dividendeninvestor kann hier mit einem langfristigen Ansatz möglicherweise eine gute zukünftige Dividendenrendite einkaufen. Möglicherweise ist es sinnvoll erst den Wechsel des Managements abzuwarten.
In diesem Beitrag geht es um den größten Versicherungskonzern der Welt. Dieser chinesischer Wert ist trotz extremen Wachstum unfassbar günstig bewertet. Außerdem ist der chinesische Versicherungsmarkt der zweitgrößte der Welt und wächst mit rasantem Tempo. Auch liest man immer wieder von hochtechnologisierten Features bei Ping An, die westlichen Versicherungen weit voraus sind. Grund genug um eine tiefergehende Analyse zu starten.
Der Markt und das Geschäftsmodell
Auf den ersten Blick scheint Ping An ein ganz normaler defensiver Wert aus der Versicherungsbranche zu sein. Beschäftigt man sich allerdings mehr mit dem Unternehmen bemerkt man schnell, das doch noch deutlich mehr dahinter steckt. Ping an hält eine Vielzahl an Beteiligungen und versucht diese mit hohem technischen Know-how zu verknüpfen. Dies wird durch eine hohe Investitionsquote in Forschung und Entwicklung (ca. 10 % des Free Cash Flow) in fortgeschrittene Digitalisierung wie zum Beispiel den Bereich die künstliche Intelligenz ermöglicht. Dieses Maß an Forschung ist für einen Versicherungskonzern ziemlich untypisch. Zum Vergleich, die Quote von Amazon liegt momentan bei 12,7 % und bei Intel bei 20,9 %. Hieran sieht man, dass Ping An selber stark daran arbeitet ein Tech-Unternehmen zu werden. Dies spiegelt sich allerdings noch nicht in den Einnahmen wieder. Momentan können die Umsätze auf die folgenden 4 Bereiche ausgeteilt werden:
Versicherungen
Banking
Asset Management
Technologie
Alle vier Bereiche sollen in einer technologisch fortgeschrittenen Plattformlösung vereint werden, sodass verschiedene Kundenprozesse komplett von dieser übernommen werden sollen. Hier ein kurzes Beispiel: Der Kunde möchte ein Auto kaufen. Auf der Plattform können Autoangebote verglichen werden (Bereich Technologie). Hier werden dem Kunden alle nötigen Informationen bereitgestellt, um Autos zu vergleichen. Ist das richtige Auto gefunden, wird direkt auf der Plattform die Finanzierung geklärt und durchgeführt (Bereich Banking). Die Bonität wird in einem Onlinegespräch mit dem Kunden ermittelt, wobei eine künstliche Intelligenz das Gesicht des Kunden auf bestimmte Merkmale analysiert (Bereich Technologie). So werden Lügen über die aktuelle Finanzsituation enttarnt und die Ausfallquote verringert. Steht die Finanzierung, wird die Bezahlung ebenfalls über die eigene Seite abgewickelt (Banking). Im Anschluss können Versicherungen für das Auto abgeschlossen werden.
Ein anderes Beispiel wäre folgendes: Der Kunde lässt sich über Ping An krankenversichern (Bereich Versicherung). Für Versicherte gibt es über die Plattform ein Angebot von Telemedizin (Bereich Technologie), die verschiedene Vorsorgeangebote bereitstellt. So profitiert auch die Versicherung von niedrigeren Ausgaben für Arztkosten. Werden Medikamente verschrieben können diese dem Kunden per E-Commerce zugeschickt werden (Bereich Technologie).
Hieran sieht man, welches Ziel das Unternehmen wirklich verfolgt. Versicherungen sind erst der Anfang von einem riesigen Ökosystem mit allen möglichen Onlineangeboten. Es sollen alle möglichen Bereiche integriert werden und alles soll mit allem kombiniert werden. Ping An setzt massiv auf Symbiosen von unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Hierzu werden jede Menge Beteiligungen und Käufe getätigt, durch die komplett neue Online-Kundenserviceangebote ermöglicht werden sollen. Die beiden oben genannten Beispiele hören sich zwar ein wenig nach weiter Ferne an, sind jedoch so schon jetzt umsetzbar. Die einzelnen aufgezählten Bereiche, wie der Autovergleich oder auch die künstliche Intelligenz sind sogar schon in Mehrheitsbeteiligungen im Unternehmen enthalten.
Der Bereich Versicherungen ist mit Abstand der größte Umsatz- und Gewinntreiber des Unternehmens. 80 % der Umsätze und 76,6 % des Gewinns werden hier erwirtschaftet. Die anderen Bereiche unterstützen diesen Bereich auch indirekt und erhöhen zum Beispiel die Marge und die Kundenakquisition. Technologisch fortgeschrittene Prozesse lassen sich eben gut verkaufen und benötigen weniger Personal. Der Kern der Versicherungen bleibt jedoch konservativ und kann ich folgende Arten aufgeteilt werden:
Lebens- und Krankenversicherung
Sach- und Unfallversicherung
Versicherungsfunds
Der chinesische Versicherungsmarkt ist riesig und wächst in einem unvorstellbaren Tempo. In den letzten Jahren sind die Prämieneinnahmen von Versicherungen in China von 386.5 Milliarden US-Dollar (2015) auf 650 Milliarden US$ (2020) angestiegen.Das sind satte 52,6 % Wachstum im Jahr. Die Prognosen für die Zukunft sind ebenfalls erstaunlich. Chinesen sind im Durchschnitt immer noch unterversichert. Bis 2030 soll der Versicherungsmarkt in China laut GTAI um 300 % wachsen. Es ist kaum zu glauben, dass es bei diesem Wachstum um den Versicherungsmarkt geht und nicht um eine neue technologische Entwicklung. In diesen Markt ist Ping An der Marktführer gemessen am Börsenwert und Gewinn, wodurch das Unternehmen sicher ein großes Stück des Kuchens sichern kann. Im folgenden ist die vergangene Marktentwicklung und die Prognose bis 2030 nach den Daten des GTAI nochmal dargestellt:
Trotzdem wird der Wettbewerb stark zunehmen. Auch für ausländische Versicherungen, die noch einen vernachlässigbaren Marktanteil in China besitzen, wurde der Zugang zum Markt nun deutlich erleichtert. Vorher durften ausländische Versicherer nur mit einer Beteiligung an einer chinesischen Firma in den Markt eintreten. Diese Beteiligung durfte 15 % nicht überschreiten. Jetzt sollen sogar Mehrheitsbeteiligungen erlaubt sein. Die chinesische Regierung erhofft sich durch die neue Konkurrenz mehr Transparenz und Vertrauenswürdigkeit von den heimischen Versicherern.
Transparenz und Vertrauenswürdigkeit sind ein wichtiger Punkt in der chinesischen Versicherungsindustrie. Konkret zu Ping An kritisiert ein Artikel des Portals Börse Online die mangelnde Transparenz. Nicht direkt von Ping An an sich, aber von einigen Beteiligungen, deren sehr gute Entwicklung nicht komplett nachvollziehbar ist. Dies ist natürlich durch die hohe Komplexität des chinesischen Finanzsystems sehr schwierig einzuschätzen. Auch wenn der Bericht nicht aufzeigt, dass hier im großen Stil Zahlen manipuliert werden, sondern nur für den Umsatz irrelevante Teilbereiche kritisiert werden, sollte dies ernst genommen werden. Je nach Risikobereitschaft des Anlegers sollten Konsequenzen daraus gezogen werden. Für viele risikoscheue Anleger wird allein so ein Bericht für die Disqualifikation des Wertpapiers sorgen. Das müssen auch Risiko-affine Anleger in der Bewertung berücksichtigen, da dies das KGV mittelfristig senken wird. Ein Kurssturz wie bei Luckin Coffee halte ich in für abwegig!
Allgemein gibt es in der chinesischen Versicherungsbranche einige schwarze Schafe. 2018 musste sogar die drittgrößte Versicherung vom Stadt übernommen werden, da sie Aufgrund von Veruntreuungen und massiver Schulden zahlungsunfähig geworden wären. Im Gegensatz dazu genießt Ping An allerdings den Ruf, einer der seriöseren Versicherungen Chinas zu sein. Hier sehe ich das Potenzial, dass sich der Vertrauensstandard durch ausländische Konkurrenz stark erhöhen muss, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn dies geschieht, könnte Ping An aufgrund des technologischen Fortschritts auch außerhalb von China Fuß fassen. Dieses Szenario wird aber definitiv noch einige Jahre dauern.
Ein weiteres Risiko kann die Willkür der chinesischen Regierung sein, die bei einer fairen Bewertung abgeschlagen werden muss. Gerade die Versicherungs- bzw. Finanzbranche könnte schnell das Ziel von neuen Gesetzen werden, die das Geschäftsmodell gefährden können. Hier gehe ich persönlich nicht davon aus, dass die chinesische Regierung den eigenen Firmen ernsthaft Schaden möchte. Mit kleinen Eingriffen sollte allerdings gerechnet werden.
Der Bereich Banking besteht aus einer Beteiligung von 59 % an der Ping An Bank die 14,5 % des Umsatzes und 11,7 % des Gewinns erwirtschaftet. Dieser Bereich wächst ebenfalls und ist ein wichtiger Faktor für die allgemeine Strategie eine allumfassende Onlineplattform zu erstellen. Das Standbein des Asset Managements ist momentan für 6 % des Umsatzes verantwortlich. Hier geht es um die Verwaltung von Vermögen, wie es jede Versicherung haben sollte.
Das letzte Standbein von Ping An ist die Technologiesparte. Diese ist zwar nur für 2,6 % des Umsatzes und 5,5 % des Gewinns direkt verantwortlich, zeigt jedoch klar welches Potenzial das Unternehmen hat. Hierzu gehören jede Menge Beteiligungen an innovativen Unternehmen. Besonders stehen Fin- und Healttech Unternehmen im Vordergrund. Im folgenden stelle ich die vielversprechendsten Beteiligungen vor:
Lufax: Ping An hält eine 39 % Beteiligung an dem innovativen Fintech-Unternehmen. Lufax bietet eine Onlineplattform für Vermögensverwaltung und Kreditvergabe an. Das Unternehmen kann als eine der Größten Peer-To-Peer Kreditvergabe Webseiten in China betrachtet werden und ist bereits mehrere Milliarden Dollar wert.
One Connect: Hier hält Ping An eine Beteiligung von 34,3 %. Das Unternehmen gilt als einer der führenden Technology-as-a-Service Plattformen für die Finanzindustrie in China. Das Unternehmen unterstützt Finanzfirmen bei dem wirtschaftlichen Einbringen von künstlicher Intelligenz, Blockchain und BigData in das Geschäftsmodell. Hiervon profitiert natürlich auch massiv die Profitabilität von der Versicherungs- und Finanzsparte von Ping An. Alleine hiervon ist die Marktkapitalisierung fast 4 Milliarden Euro.
FinCloud: Ein bedeutendes Unternehmen bei der Bereitstellung von Cloud-Anwendungen in der chinesischen Finanzindustrie.
GoodDoctor: Ein Healthtech-Unternehmen für medizinische Online-Services, was stark an das US-Amerikanische Teladoc erinnert. Hier könne Videosprechstunden und andere Onlineservices, wie Medikamentenlieferungen, Terminvereinbarungen vorgenommen werden. An diesem Unternehmen mit einem Marktwert von fast 12 Milliarden Euro hält Ping An 38,44 %
Health Konect: Bietet verschiedene technologisierte Services zur Unterstützung des Gesundheitssystems in China an.
AskBob: Ein Tool, dass medizinische Diagnose und Behandlungen mit künstlicher Intelligenz durchführt und so die Entscheidungen eines Arztes unterstützt. Laut Studien soll die künstliche Intelligenz besser medizinische Entscheidungen als menschliche Ärzte treffen können und benötigt dafür nur wenige Sekunden.
AutoHome: Größter Online-Marktplatz für Autos in China. Die Firma besitzt alleine eine Marktkapitalisierung von über 16 Milliarden Euro und ist bereits profitabel. Hieran hält Ping An fast 50 %.
Hieran sieht man wohin die Reise für Ping An gehen soll. Neben den langweiligen Versicherungs- und Finanzgeschäft prescht das Unternehmen in technologisch weit fortgeschritten Bereiche mit hohen Margen wie die Telemedizin vor. Die Beteiligungen sind keine kleinen Start-ups, sondern riesige schon einigermaßen etablierte Unternehmen. Es sind bereits viele Grundlagen für eine einzige große allumfassende Plattform. Für mich ist Ping An definitiv auch ein Technologie-Unternehmen.
Die Strategie und das Management
Ping An verfolgt seit Jahren die klare Strategie ein Tech-Unternehmen zu werden. Hierfür wurde und wird immer noch viel investiert, wodurch sich bereits jetzt große Erfolge einstellen. Laut dem Management ist der erste Schritt, das vorhandene Geschäftsmodell durch Technologie voranzubringen, was meiner Meinung nach extrem gut läuft. Europäische Versicherungen kommen an die digitalisierten Prozesse von Ping An nicht annähernd heran. Der zweite Schritt ist die Nutzung der ausgearbeiteten Technologiebasis für neue B2C-Modelle. Hier komme ich wieder zu den am Anfang beschriebenen Beispielen einer Themenübergreifenden Plattform. Beteiligungen aus dem Tech-Bereich spielen hier die entscheidenden Rolle.
Das Ziel ist eine einzige Webseite und App, in der alle Services zusammen ermöglicht werden. Es soll massiv von Cross-Selling Effekten zwischen den einzelnen Geschäftsmodellen profitiert werden. Momentan hat jeder Nutzer von Ping An durchschnittlich 2,7 Verträge (Versicherungen etc.). Hieran sieht man schon jetzt, wie Kunden an Ping An gebunden sind. Ein weiteres wichtiges langfristiges Ziel ist das annähern an den Westen. Durch eine Annäherung an die westliche Welt gepaart mit der chinesischen Innovationskraft in der Digitalisierung soll eine Expansion möglich werden. So soll sich das Geschäft in Zukunft vergrößern sollen.
Der CEO Peter Ma Mingzhe ist seit der Gründung 1988 im Unternehmen. Seit nun 20 Jahren ist er schon CEO und ist maßgeblich verantwortlich für den Erfolg des Unternehmens in den letzten 20 Jahren. Hierbei denkt er äußerst langfristig und setzt massiv auf Technologie. Man merkt schnell wie überzeugt das Management von der Notwendigkeit technologischen Fortschritts in der Branche ist. So eine Affinität zu neuen Technologien würde ich mir von europäischen Firmen wünschen. Allgemein macht das Management einen soliden Eindruck mit unfassbarer Motivation etwas Größeres zu schaffen.
Ich persönlich bin definitiv von der Firmenstrategie und dem Management überzeugt, zumindest so weit ich es aus 10.000 Kilometern einschätzen kann. Hier sehe ich jedenfalls keine ernsten Probleme. Eher das Gegenteil! Ein langfristiger Ansatz und hochgesteckte Ziele mithilfe eines hohen Innovationsgrades sind genau was ich hören möchte.
Fundamentale Daten
Nun möchte ich auf die Fundamentaldaten von Ping An eingehen. Da es sich um ein großes profitables Unternehmen handelt gehe ich hier auf den Umsatz, den Gewinn, die Nettomarge und die Verschuldung ein. Aus den Zahlen lassen sich verschiedene Bewertungskennzahlen ableiten. Um die Zahle in eine Relation zu setzen, vergleiche ich diese oft mit dem Versicherungsschwergewicht der Allianz.
Ping An besitzt die größte Marktkapitalisierung einer Versicherung weltweit (160 Milliarden Euro) und erfreut sich dennoch großes Wachstum. Dieses wird aus der stark wachsenden chinesischen Mittelschicht generiert. Im Folgenden ist die Umsatzentwicklung der letzten Jahre dargestellt:
Die blaue Linie zeigt den Umsatz in Millionen Euro und die orange Linie stellt das prozentuale Wachstum des jeweiligen Jahres dar. Generell lässt sich sagen, dass der Umsatz im Großen und Ganzen stark wächst. Das Wachstum der einzelnen Jahre schwang jedoch stark. Dies liegt an verschiedenen Krisen der chinesischen Versicherungen-Branche. Ein Umsatzwachstum von durchschnittlich 22 % pro Jahr in den letzten 7 Jahren ist äußerst beeindruckend und gleicht eher einem Tech-Unternehmen als einem Versicherungsriesen. Vergleichbare Versicherungen, wie zum Beispiel die Allianz, wachsen dagegen nur solide 4 % im Jahr. Die nächste Grafik zeigt das Gewinnwachstum. Hier sieht man ebenfalls einen klaren Trend nach oben:
Hier sieht man, dass die Corona-Krise nur einen geringen Einfluss auf die Gewinnentwicklung hat. Auf die letzten sieben Jahre sind dies ein Gewinnwachstum von 34 % pro Jahr. Bei einem KGV, was im jetzigen China-Abverkauf bei nur 7,4 liegt ist dies rein von den Fundamentaldaten absolut unterbewertet. Das nächste Bild zeigt die Nettomarge:
Diese wurde in den letzten Jahren immer etwas weiter erhöht. Seit 2019 sinkt sie allerdings wieder leicht. Trotzdem ist eine Nettomarge von über 10 % für Versicherungen ein sehr guter Wert. Dies ist nur durch eine hohe Technologiedurchdringung möglich. Zum Vergleich, die Allianz hat eine Nettomarge von 5,7 % und Münchener Rück gerade mal 1,8 %. Ich persönlich denke, dass die Marge in den nächsten Jahren steigen wird, da Ping An einen hohen Umsatzanteil mit Online-Services generieren möchte.
Ping An zahlt außerdem eine Dividende aus. Im Folgenden klären wir, wie sinnvoll und gesund die Dividende für das Unternehmen ist:
In Blau ist der Gewinn pro Aktie dargestellt. Orange dagegen ist die Ausschüttung in dem jeweiligen Jahr. Hier erkennt man bereits eine klare Steigerung. In den letzten 6 Jahren stieg die Dividende pro Aktie von 0,04 € (1,35 %) auf 0,27 € (2,9 %) an. Dies ist ein jährliches Wachstum von 96 % pro Jahr. Dieses exorbitante Wachstum wird, denke ich, nicht anhalten. Hier erwarte ich ein jährliches Dividendenwachstum, was sich am Gewinnwachstum orientiert. In der Vergangenheit war dies nur möglich, da zum einen die Dividendenrendite von 1,35 % (Jahr 2014) auf 2,9 % (Jahr 2020) erhöht wurde und gleichzeitig die Ausschüttungsquote (in Grau dargestellt) von ca. 12 % auf fast 30 % angestiegen ist. Ich persönlich freue mich über Dividenden, finde Investitionen in diesem Bereich aber ebenfalls genauso wichtig.
Das Eigenkapital steigt wie auch der Umsatz und der Gewinn immer weiter an. Die Eigenkapitalquote tendenziell ebenfalls. Die Verschuldung ist in der Regel bei Versicherungen sehr hoch und schwierig zu bewerten. Für viele andere Branchen wäre diese Verschuldung bereits ein sehr schlechter Wert, bei Versicherungen und Banken ist dieser dagegen vollkommen okay. Bei Ping An ist die Eigenkapitalquote im Vergleich zu der Allianz sehr hoch. Die Allianz hat eine durchschnittliche Quote von 7,1 die sich über die Jahre kaum ändert.
Zusammenfassen sind die fundamentalen Daten äußerst gut. Hinzu kommt eine sehr günstige Bewertung aufgrund der Ansässigkeit in China. Natürlich wird mit dieser günstigen Bewertung das chinesische Risiko mit eingekauft. Trotzdem ist das Chancen-Risiko-Verhältnis meiner Meinung nach momentan ziemlich gut.
Fazit
Ich persönliche sehe großen Potenzial in Ping An sowohl für die Versicherungsbranche, als auch für die Transformation in einen Tech-Giganten. Trotzdem ist das Unternehmen von einem risikolosen Versicherungsriesen weit entfernt. Das Renditepotential und das Risiko sind dafür viel zu hoch.
Jeder der in ein solches Unternehmen investiert muss mit einem Totalausfall rechnen können. Aufgrund des meiner Meinung nach sehr guten Chancen-Risiko-Verhältnisses halte ich den Aufbau einer kleinen Position für sinnvoll. Wäre Ping An ein amerikanisches Unternehmen, wäre die Bewertung mindestens 3 mal so hoch. Ein KGV von 7,4 für ein technologisch weit Fortgeschrittenes Unternehmen mit dem Wachstum gäbe es in Europa nicht. Ich halte die Chance, dass sich die chinesischen Aktienbewertungen in den nächsten 10 Jahren stark erhöhen für deutlich wahrscheinlicher als ein starken dauerhaften Kurseinbruch durch Betrug etc. bei Ping An. Außerdem halte ich sowohl die Versicherungsbranche, als auch den chinesischen Markt momentan als nicht gefragt was günstigere Bewertungen rechtfertigt. Demnach ist es für mich ein Kauf mit kleiner Gewichtung.
Hier findest du mehr über die Börse und das anlegen von Geld
Aktien haben immer ein Risiko. Warum sollte man also in Aktien investieren? Hier gibt es eine ganz klare Antwort: In der Regel gibt es eine Rendite, die mithilfe des Zinseszinseffekts massiven Einfluss auf den Vermögensaufbau hat. Geld auf dem Sparkonto dagegen verliert durch Inflation Jahr für Jahr an Wert. Das ist natürlich relativ egal, wenn man das Geld nur ein Jahr lang halten möchte. Über einen längeren Zeitraum von 10 Jahren oder mehr ist dieser Einfluss enorm. Der Aktienmarkt hatte in der Vergangenheit (letzte 120 Jahre) eine durchschnittliche Rendite von fast 7 %. Bei der Einhaltung der Aktien-Grundregeln und einen langen Anlagehorizont (mindestens 10 Jahre) ist es sehr schwierig unter diese 7 % zu gelangen. Im Gegenteil, mit etwas Erfahrung und Fleiß schaffen viele sogar mehr.
Aktien sind keinesfalls Alternativlos. Es gibt eine Vielzahl an weiteren Anlagemöglichkeiten die je nach Marktumfeld erfolgreicher sein könne. Die wichtigsten sind im Folgenden aufgelistet:
Bargeld
Aktien
Immobilien
Anleihen
Edelmetalle (Gold / Silber)
Kryptowährungen (Bitcoin)
In den letzten Jahren war das Marktumfeld für Unternehmen allerdings äußerst vorteilhaft, was sich auch über die jeweiligen Aktienkurse der Unternehmen zeigten. Dies galt ab 2009 ebenfalls für Immobilien. Aufgrund der Null-Zinspolitik waren Geldbestände und Anleihen dagegen unattraktiv und sorgten eher für eine Geldvernichtung. Sollten die Zinsen steigen, kann sich dies aber schnell ändern. Aus diesem Grund lässt sich allgemein nicht sagen, dass eine Anlageklasse der anderen überlegen ist. Marktumfelder ändern sich und es gab durchaus Dekaden, in denen Aktien unattraktiv waren, da ein prall gefülltes Bankkonto mehr Zinsen abwarf, als Aktien an Rendite erwirtschaften konnten. Trotzdem sind so Zeiten immer temporär und belohnten am Ende den geduldigen Investor.
Nach einer langen Durststrecke die Aktien immer wieder, und zwar oft mit einer überdurchschnittlichen Rendite. So lohnt sich das Aussitzen längerer Dürreperioden am Aktienmarkt, den niemand könnte sicher sagen, wann diese Periode endet und ein Aufschwung einsetzt. Geduldige Sparbuchliebhaber dagegen haben nichts davon eine lange Durststrecke mit negativer Rendite durchzustehen. Ein Zinsanstieg ist gut kalkulierbar und sobald dieser im ausreichenden Maße umgesetzt wird, kann immer noch schnell zum Sparbuch gegriffen werden. Aktien sind nicht kalkulierbar (auch wenn einige so tun als ob), weswegen eine Strategie in der man nur kurz in den überdurchschnittlichen Aktienanstieg hereingeht praktisch unmöglich ist. Zumindest für normale Privatanleger.
In einer Phase ohne nennenswerten Zinsen frisst die Inflation Geldreserven regelrecht auf. Um das Ausmaß zu verdeutlichen, ist im Folgenden der Wert von mühsam angesparten 10.000 € über 30 Jahre mit einer jährliche Inflation von 2 % (wie sie momentan in etwa ist) dargestellt:
Nach 30 Jahren in einem Umfeld ohne Zinsen läge deine Kaufkraft nur noch bei knapp 6000 €. Ein diversifiziertes Portfolio an Aktien dagegen erwirtschaftet positive Rendite und erreicht selbst nach Abzug der Inflation noch die folgende Wertentwicklung:
Statt einen Wertverlust hättest du also mit einem diversifizierten Depot über 40.000 € aus ursprünglich 10.000 € erwirtschaftet. Hier kommt natürlich zurecht die Frage auf, wie die paar Prozent derart große Auswirkungen haben können. Das liegt schlicht und einfach an dem Zinseszinseffekt. Bei einer effektiven durchschnittlichen Rendite von 5 % pro Jahr (7 % Rendite des Aktienmarktes – 2 % Inflation) steigen die jährlichen Zuwächse exponentiell immer weiter.
Hier eine kurze Beispielrechnung: Ist der Zuwachs im ersten Jahr 10.000 €*0,05=500 €, so ist dein Kapital jetzt bei 10.500 €. Nächstes Jahr bekommst du wieder 5 % auf dein gewachsenes Kapital: 10.500 €*0,05=525 €. Dieser Zuwachs ist also schon höher als vorher. Wenn du diese Rechnung immer weiterführst, wäre der Leihe erstaunt wie extrem sich Kapital durch geringe Renditen vermehren kann, wenn man nur genug Zeit hat. Wichtig ist natürlich, dass man breit diversifiziert anlegt und auf Zockerei verzichtet. Vereinzelte Totalausfälle bei Aktien sind schließlich in der durchschnittlichen Rendite mit eingerechnet.
Der Zinseszinseffekt ist in die andere Richtung ebenso mächtig, wie das Sparbuchbeispiel gut belegt. Wieso macht es also nicht einfach jeder so? Viele wissen nicht von dem Ausmaß des Zinseszinseffektes und viele andere haben einfach nicht die Ausdauer so lange durchzuhalten. Schließlich kann es auch mal jahrelang nicht vorwärtsgehen. Wiederum viele verlieren den Blick auf das wesentliche und fangen an zu zocken mit spekulativen unprofitablen Firmen, in der Hoffnung schnell reich zu werden. Es ist natürlich auch mit etwas Arbeit verbunden, denn das Finanzwissen muss erst aufgebaut werden..
Ich hoffe ich konnte dir hiermit Zeigen, dass sich das Einarbeiten in das Thema Finanzen und Aktien mehr als lohnt und bei richtiger Anwendung die eigene Rente sichern kann. Es ist nicht schwer, solange eine etwas defensivere Anlagestrategie gewählt wird. Je schneller du allerdings Geld verdienen möchtest, desto schwieriger ist es!
Invitae ist ein junges Wachstumsunternehmen im Bereich der Biotechnologie und spezialisiert sich auf Genom-Entschlüsselung und das zugehörige Datenmanagement. Der Hauptgrund für die Analyse ist nicht nur das innovative Geschäftsmodell, sondern auch die Tatsache, dass die Star-Investorin Cathie Wood dem Unternehmen enormes Potential zuschreibt. Außerdem ist die Aktie zum jetzigen Zeitpunkt (Juni, 2021) um 50 % vom Allzeithoch entfernt und scheint etwas abgekühlt zu sein. Da ich sowieso Fan von Biotechnologie bin, scheint das Unternehmen geradezu nach einer Analyse zu schreien! Leider sind die Fundamentaldaten bei einem derartigen Wachstumsunternehmen nur bedingt Aussagekräftig, weshalb das Hauptaugenmerk auf dem Geschäftsmodell, dem zukünftigen Markt und dem Management liegt. Im Folgenden kläre ich, ob die Aktie dadurch für mich eine Kaufgelegenheit darstellt oder immer noch stark überbewertet ist.
1. Der Markt und das Geschäftsmodell
In den letzten Jahrzehnten wurde intensiv an der Entschlüsselung des menschlichen Genoms geforscht. Seit Mai 2021 gilt es als vollständig entschlüsselt. Was bedeutet dies nun? In einfachen Worten heißt es, dass das Erbgut von Menschen gelesen werden kann. Die Informationen aus dem biologischen Bauplan jedes Menschen können jetzt bestimmt und für medizinische Zwecke genutzt werden. Weiß man zum Beispiel welche Stellen bzw. Bauplan-Informationen des Genoms bestimmte Krankheiten auslösen oder begünstigen, kann man diese Menschen präventiv darauf behandeln. Stichwort: Krebs, Parkinson, Huntington. Ein weiterer riesiger Entwicklungstreiber könnte die Kombination von Gentests mit Gentherapien sein. Aber auch in anderen Bereichen könnten Gentests tiefgreifende Veränderungen mit sich bringen. Zum Beispiel in der Strafverfolgung und Forschung. Es gibt sogar einen Ansatz, bei dem Singles durch Gentests vermittelt werden. Zugegeben, ob das sinnvoll ist weiß ich nicht, aber ich schreibe Gentests enormes Potenzial in den nächsten 10 Jahren zu.
Hier greift nun das Geschäftsmodell von Invitae an. Invitae stellt Gentests und ähnliche Laborprozesse bereit und wertet diese mit Softwarewerkzeugen aus. Kunden sind dabei sowohl Unternehmen als auch Privatleute. Momentan werden von Invitae in etwa 1 Million Tests pro Jahr aus (Hochrechnung Quartalsbericht Q1, 2021). Tendenz stark steigend. Diese werden schon heute für viele verschiedene Bereiche eingesetzt. Im Folgenden sind einige davon aufgezählt:
Untersuchung Schwangere/Neugeborenen-Kontrolle
Entwicklungsprognosen bei Kindern
Unterstützung bei künstlicher Befruchtung
Diagnosen/Prognosen von Krankheiten
Routineuntersuchungen
Analyse von Generkrankungen
Bestimmung von Erbrisiken
Krebsprävention und -behandlung
Zum heutigen Zeitpunkt beziffert sich das Marktvolumen für Gentests in den USA laut eigenen Angaben von Invitae bereits auf 156 Milliarden Dollar. Marktprognosen für die nächsten Jahre zu der allgemeinen Anzahl von Gentests weltweit habe ich leider nicht gefunden. Dafür aber einige Statistiken von Teilbereichen, die das Wachstumspotential unterstreichen.
Der weltweite Markt von personalisierter Gendiagnostik soll laut der Unternehmensberatung Arthur D. Little von heute (5 Milliarden Dollar) bis 2026 auf 49,6 Milliarden Dollar anwachsen, was einer durchschnittlichen jährlichen Rate von bemerkenswerten 150 % bedeutet. Das weltweite Marktvolumen von direkten Endverbraucher-Gentests soll laut KPMG von 2018 (824 Millionen Dollar) auf 6,4 Milliarden Dollar im Jahre 2028 ansteigen. Das bedeutet fast 68 % pro Jahr.
Dafür das diese Wachstumsraten nur einen Bruchteil der Anwendungsfelder von Gentests abdecken unterstreicht in jedem Fall das zukünftig mögliche Marktpotential. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Marktkapitalisierung momentan bei ca. 6 Milliarden Euro liegt. Es lässt sich also nicht leugnen, dass die Aktie in einem der vielversprechendsten Gebiete der nächsten 10 Jahre tätig ist. Aber reicht dies alleine aus, um sich dort zu behaupten?
Um diese Frage zu klären, müssen wir die wichtige Grundlage für sinnvolle Gentest durchleuchten. Diese baut Invitae momentan auf und ist ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells. Eine Genom-Datenbank bzw. eine Wissens-Plattform, die die erhobenen Daten verwaltet. Dies ist einer der größten Herausforderungen in diesem Bereich. Ein Gentest bringt nichts, solange man die Veränderungen des Genoms nicht mit Krankheiten oder Ähnlichen in Zusammenhang gebracht werden kann. Das heißt ohne genug Daten und Analysealgorithmen von menschlichen Bauplänen, den zugehörigen biometrischen Daten und Informationen über deren Zusammenhang ist ein Test sinnlos. Aus diesem Grund möchte sich Invitae diesen Bereich langfristig zu dem Herzstück des Unternehmens machen. Ein Beispiel hierfür ist die Forschungsplattform „Invitae discover“ auf der Apple Watch, durch die die genetischen Ursachen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht werden sollen. Neben den genetischen Daten müssen dabei menschliche Herzkreislaufdaten zusammen ausgewertet werden.
Wie auch in der Informationstechnik halte ich Daten und die Fähigkeit diese aufzubereiten für eine Schlüsselressource des 21. Jahrhunderts! Diese sind meiner Meinung nach gleichzeitig auch der größte Burggraben eines solchen Unternehmens. Dies ist der Grund, warum die starke Entwicklung der Informationstechnologie die Biotechnologie beflügeln könnte. Immer besser werdende künstliche Intelligenzen, die darauf trainiert sind, Muster der Gen-Auswertung zu erkennen und daraus Rückschlüsse zu ziehen, könnten diesen Bereich stark nach vorne treiben.
Dabei möchte Invitae ganz klar Marktführer werden. Mit diesem Ziel übernimmt Invitae ein Unternehmen nach dem anderen, um die Marktsituation zu stärken. Zusätzlich werden jede Menge Partnerschaften geschlossen. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie dies Finanziert wird. Schließlich ist Invitae nicht profitabel und verbrennt noch immer Geld. Dies geschieht mit Kapitalerhöhungen zum Leidwesen der Aktionäre. Alleine in den letzten 3 Jahren hat sich die Anzahl der Aktien auf dem Markt verdreifacht. Dies ist meiner Meinung nach einer der größten Kritikpunkte des Unternehmens.
Doch ist die Technologie schon bereit zum Wachstum? Um das Potenzial zu nutzen, müssen zwei Dinge geschehen. Die Zeit und die Kosten für einen Gentest müssen sinken. Die folgende Grafik des National Human Genome Research Institute zeigt die Veränderung der Kosten einer Genanalyse in den vergangenen 20 Jahren. Zu beachten sei die logarithmische Skala, die diese Entwicklung unterstreicht.
Heute stehen die Kosten von Invitae für einen Gentest sogar unter 250 $. In der Ergebnispräsentation von Invitae sieht man momentan einen abflachenden Trend der Kosten in den letzten 2 Jahren. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Kosten in der Zukunft durch Forschung und Skalierung weiter reduziert werden können. Aber auch wenn die Kosten am Ende bei 250 $ bleiben, halte ich das Kosten-Nutzen-Verhältnis für viele medizinische Anwendungsbereiche für sehr gut. Die benötigte Zeit von Gentests ist ebenfalls stark gesunken und stellt heute kein Problem mehr dar. Hier ein paar Beispiele von Invitaes kommerziell verfügbaren Gentests:
Invitae Cancer Screen (250 $): Analysiert 61 Gene, die für ein erhöhtes Risiko von Krebs auslösen können
Invitae Cardio Screen (250 $): Analysiert 77 Gene, die für ein erhöhtes Risiko einer Herz-Kreislaufschwäche zuständig sein können.
Es gibt noch mindestens ein dutzend weiterer Angebote, aber dies würde an dieser Stelle zu weit führen. Ich denke es reicht, wenn ich so kurz ein Gefühl über die tatsächlich verkauften Produkte vermitteln konnte. Hierzu muss klargestellt werden, dass Krebstests auf Genbasis kein Wendepunkt in der Krebsbehandlung sind. Der Großteil von Krebs entsteht im Alter durch den Lebensstil und Umweltfaktoren. Einige Prozentpunkte sind jedoch genetisch veranlagt. Genetisch veranlagter Krebs trifft oft in jungen Jahren auf und kann durch das Wissen dieses Risikofaktors schneller erkannt und behandelt werden.
Ebenso müssen Gentest einfach und anwenderfreundlich sein. Hierbei sehe ich konkret bei Invitae keine Probleme. Es gibt viele Videos auf YouTube, von Leuten die Invitae-Gentests von zu Hause machen und den Ablauf schildern. Der Selbsttest ist in 5 Minuten erledigt und die Ergebnisse bekommt man nach Erstellung eines Accounts per Mail. Das Kundenerlebnis ist also eher positiv hervorzuheben.
Vor allem in Europa scheinen medizinische Gentest für viele umstritten zu sein. Hier gibt es starke Reglementierungen für Privatpersonen und es ist nicht ohne ärztliche Beratung möglich. Allerdings denke, ich das diese Technologie deutlich eher akzeptiert wird als Verfahren zum Eingriff in das menschliche Genom. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Großteil der europäischen Bevölkerung Gentest zur Diagnostik als Behandlung annehmen werden. Schließlich hilft dies, Krankheiten zu bekämpfen und die Sicherheit jedes einzelnen zu erhöhen.
Ein weiteres potenzielles Problem ist der Datenschutz. Wie ich schon sagte, sind die gespeicherten Daten ein wichtiger Grundstein der Technologie. Hier werden sicherlich einige Debatten geführt werden müssen, da dies aus Datenschutztechnischer Sicht äußerst kritisch ist. Wenn man sich vorstellt, das Krankenversicherungen oder Arbeitgeber genetische Veranlagungen von Menschen kennen und Entscheidungen darauf stützen entscheiden Gene über Erfolg und Gehalt. Stell dir vor, du hast ein erhöhtes Risiko für Krebs und sowohl dein Arbeitgeber als auch deine Krankenversicherung kündigen dich. Zugegeben ich habe es etwas überspitzt dargestellt, aber ein potenzielles Problem könnte hier ganz sicher lauern.
2. Platz in der Branche
Der enorme Wachstumsmarkt und das Potenzial von Gentests bleibt natürlich nicht lange unbemerkt. Viele neue Firmen versuchen sich in diesem Gebiet. Viele Start-ups beschränken sich dabei auf nicht medizinische Anwendungen, wie Ahnenforschung oder Ähnliches. Einige dagegen preschen auch in den Gesundheitsmarkt vor. Hier ist eine Liste von Unternehmen, die Tests für Endverbraucher bereitstellen. Dort sieht man ebenfalls wie viele Unternehmen bereits aufgegeben haben. Hieraus wird klar das dieses Gebiet äußerst umkämpft ist und keinesfalls jedes Start-up Erfolg hat.
Invitae ist im Gegensatz zu den Konkurrenten meiner Meinung nach sehr gut aufgestellt, aber auch auf eine expansive Agenda angewiesen. In der Vergangenheit hat dies in jeden Fall gut geklappt und ich denke, dass Fusionen in diesem Bereich im Verhältnis zu anderen Geschäftsmodellen eher risikoarm sein. Laut meinen Recherchen gibt es kein anderes Unternehmen, was in diesem Bereich eine vergleichbare Marktstellung hat. Alleine die Akquisitionen und Partnerschaften belegen das. Auch gibt es in dem Bereich der Gentests und des Datenmanagements kein Unternehmen, was an die Mitarbeiterzahl (2100 Personen) herankommt. Ich denke Invitae ist tatsächlich das aussichtsreichste Unternehmen in diesen Bereich und kann nicht von heute auf morgen verdrängt werden. Konkurrenzfirmen werben zwar mit deutlich niedrigeren Preisen (Nebula, TellmeGen, 23andMe, Ancestry), allerdings bieten sie auch ganz andere Leistungen an. „Billig-Gen-Tests“ sollen laut SWR nicht annähernd so zuverlässig sein. Lasst euch hier nicht verwirren, denn die Genanalyse für die Ahnenforschung ist ohnehin einfacher und deutlich günstiger als die Entschlüsselung für die Krebsprävention. Außerdem ist und bleibt der Burggraben dieser Unternehmen die gesammelten Daten. Ein Unternehmen wie Ancestry hat vielleicht Millionen Datensätze über Ahnenforschung. Dies würde aber kein bisschen helfen, wenn sie plötzlich in das medizinische testen von Genen vordringen wollen. Viele Start-ups können ohnehin nicht einfach in den Bereich der medizinischen Gentestauswertung vordringen, da hier starke Reglementierungen vorherrschen.
23andMe müssten wir aufgrund der Entwicklung trotzdem kurz durchleuchte. Das Angebot ähnelt sich dem von Invitae, da auch hier medizinische Testkids geliefert werden. Auch die Gesamtanzahl der verkauften Testkits ist sehr hoch und liegt bei 12 Millionen. Hier ist leider nicht aufgeschlüsselt, ob der Großteil tatsächlich die Ahnenforschung oder doch auch medizinischen Test sind. 23andMe scheint sich momentan nur auf Endverbrauchertests zu beschränken. Ich denke nicht das 23andMe Invitae ablösen könnte. Aber das Potenzial einer der größten Konkurrenten zu werden, sehe ich auf jeden Fall.
Eine weitere Frage, die ich nicht klären konnte, ist das Desinteresse von großen Unternehmen an diesem Markt. Große Pharma- und Biotechnologiefirmen könnten mit hohen Investitionen in den Markt vorpreschen. Bis jetzt sieht man davon allerdings nichts, außer eine paar kleinere Beteiligungen. Allem in allen halte ich die Konkurrenzsituation für einen derartigen Wachstumsmarkt im Vergleich zu anderen Bereichen wie die Elektromobilität für extrem gering.
3. Das Management
Sean Emerson George ist der CEO von Invitae und gleichzeitig einer der Gründungsmitglieder. Wenn man sich Interviews mit ihm anschaut, erkennt man den festen Glauben an das Potenzial von Gentests und den tiefen Wunsch dadurch das Gesundheitssystem zu disruptieren. Außerdem bringt er ein hohes Maß an Erfahrung, die sowohl fach- als auch wirtschaftliche Kompetenz unterstreicht. Er selber hält ebenfalls eine größere Position an Aktien. Ich denke nicht, dass man ihn mit Elon Musk vergleichen kann, aber von außen betrachtet ist er definitiv kein schlechter CEO
Das Ziel des Managements ist definitiv das Unternehmen mit der Überzeugung der Idee nach vorne zu bringen. Momentan werden viele Kapitalerhöhungen durchgeführt, was für Anleger natürlich eine Verwässerung bedeutet. Hierzu mehr im nächsten Kapitel. Nur so kann der expansive Wachstumskurs finanziert werden. Im folgenden sind ein paar Übernahmen der letzten Jahre aufgelistet, um das Streben nach Größe zu unterstreichen:
Archer DX 1,4 Milliarden USD im Oktober 2020
Genosity 200 Millionen USD
One Codex
Hierbei beschränkt das Unternehmen sich nicht nur auf den heimischen Markt, sondern auch auf globale Expansion. Das Ziel ist es langfristig die Plattform mit genetischer Information aufzubauen und für bessere Diagnosen zu nutzen. Der Aufbau befasst sich mit eigener Auswertung der Tests und Übernahmen. Langfristig soll ein Service für die Daten bereitgestellt werden. Falls dies klappt werden die Tests nur noch das Nebengeschäft von Invitae sein. Diese alleine besitzen ohnehin keinen besonders großen Burggraben.
4. Fundamentale Daten
Für ein innovatives Unternehmen wie Invitae ist das Wachstum einer der entschiedensten Kennwerte. Aber auch die finanzielle Stabilität und die Bruttomarge geben einen guten Einblick in die Qualität des Geschäftsmodells. Diese müssen im Zusammenhang des aktuellen Preises bewertet werden. Das Wachstum kann noch so gut sein, wenn es 20 Jahre in die Bewertung hereinwachsen müsste, wäre die Aktie schlicht und einfach trotzdem unattraktiv. Die Marktkapitalisierung beträgt momentan 6,65 Milliarden US-Dollar, was für ein junges Wachstumsunternehmen schonmal definitiv hoch ist. Allerdings ist es meiner Meinung nach preiswert, falls Invitae sich tatsächlich als Marktführer behauptet und der Markt in dem Maße wächst, wie es prognostiziert wird. Im Folgenden ist der erzielte Umsatz (blau) und die prozentuale Entwicklung zum Vorjahr (orange) dargestellt:
Die Wachstumsraten sind in den letzten Jahren stark gesunken und pendeln sich gerade in etwa bei 50 % ein. Es ist vollkommen klar, das ein Unternehmen zu Beginn viel einfacher wachsen kann, weshalb ich diese Entwicklung als vollkommen normal einschätze. Ein Wachstum von 50 % pro Jahr, was im übrigen auch als Ziel des Managements für die nächsten Jahre gesetzt wurde, ist definitiv stark. Zum jetzigen Zeitpunkt ist das Kurs-Umsatzverhältnis in etwa bei 15. Das ist definitiv hoch, spiegelt aber meiner Meinung nach nur das erwartete Firmenwachstum wider.
Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Bruttomarge. Diese zeigt auf, wie Profitabel das Unternehmen eines Tages sein kann. Die Bruttomarge ist das Verhältnis von den Kosten um den Umsatz zu generieren. Forschung, Entwicklung, Marketing, Verwaltung und Abschreibungen sind hier nicht enthalten. Ein einfaches Beispiel: Ein Stift wird für 5 € verkauft und die Herstellung kosten 4 €. Dann wäre die Bruttomarge 20 %. Kosten für die Entwicklung des Stiftes fallen da komplett raus.
Auch die Bruttomarge ist mit fast 30 % sehr gut. Hierzu kann gesagt werden, dass die Marge in den Jahren 2020 und voraussichtlich 2021 wegen einer großen Übernahme geringer ist. Die bereinigte Marge soll für 2021 (Hochrechnung Q1-Zahlen) bei 39 % liegen. Das Ziel des Managements ist auch hier 50 %. Dies zeigt klar, dass Invitae eine hohe Profitabilität erreichen kann und unterstreicht die Qualität des Geschäftsmodells.
Die finanzielle Stabilität möchte ich mit dem Eigenkapital, den Cash-Burn und den Schulden bewerten. Hier hat sich nicht zuletzt durch die Übernahmen eine Menge getan:
Der Grund für den starken Anstieg des Cash-Burn, also des negativen Gewinns, liegt hauptsächlich an den Abschreibungen in folge der letzten Übernahme. Gleichzeitig hat man das Eigenkapital massiv aufgestockt, um in den nächsten Jahren keine Finanzprobleme zu bekommen. Dies sieht 2020 definitiv besser aus als in den Jahren zuvor, vor allem da die Eigenkapitalquote im Vergleich zum Vorjahr erhöht wurde. Hier scheint das Risiko kurz oder mittelfristig pleite zu gehen äußerst gering. Trotzdem würden große Zinserhöhungen das Unternehmen hart treffen. Hier stellt sich natürlich die Frage, woher das Geld für diese finanzielle Stabilität kommt?
Hier sieht man das Invitae immer wieder neue Aktien ausgibt. Zum einen zeigt dies natürlich eine starke Verwässerung der Aktienanteile, was für Investoren in dem Maße äußerst schlecht ist. Die Aktien die vor einigen Jahren gekauft worden sind nun nur noch ein Drittel so viel Wert, wenn da der Anstieg des Aktienkurses nicht wäre. Nichtsdestotrotz halte ich dies für wichtig, solange der Aktienkurs hoch ist. Momentan sind Kapitalerhöhungen einfach und unproblematisch, aber es kann immer eine Zeit kommen in der kaum Abnehmer für neue Aktien vorhanden sind.
Außerdem profitieren auch Anleger in gewissen Maße von der Politik, da so ein größeres und vor allem sichereres Wachstum möglich ist. Allem in allem halte ich die fundamentalen Daten von Invitae für überdurchschnittlich gut, was sich definitiv im Preis widerspiegelt.
5. Fazit
Ich persönlich bin in jeden Fall beeindruckt von dem Unternehmen. Ich halte den Bereich für hochinnovativ und kenne kaum ein Unternehmen was tatsächlich so ein großen potenzial hat. Nicht zuletzt aufgrund des riesigen und stark wachsenden Marktes. Auch der Kurs des Managements gefällt mir gut. Ich verstehe den Grund und Nutzen der Entscheidungen, wie der Verwässerung der Aktien, weshalb ich damit gut leben kann. Auch gefällt mir, dass der CEO Anteile der Firma besitzt, wenn auch nicht allzu viele.
Allgemein denke ich, dass die Branche der Biotechnologie in den nächsten Jahren stark gefragt sein könnte. Viele Bereiche werden nach Jahrzehnte langer Forschung langsam wirtschaftlich. Ich persönlich finde sie allgemein eher günstig im Gegensatz zu vielen Tech-Werten.
Invitae ist auch nach dem letzten Kursabschlag von 50 % noch teuer. Im Verhältnis zu den potenziellen Markt, dem Wachstum und der Stellung des Unternehmens halte ich sie dennoch für Kaufenswert. Aufgrund des Risikos aber definitiv nur eine kleine Position. Generell sollten solche jungen Wachstumswerte nicht mehr als 20 % des Portfolios ausmachen. Wichtig ist Geduld zu wahren. Nach so einen Kursabschlag kann es gut und gerne nochmal weiter heruntergehen. Sowas muss man aussitzen können, auch wenn es Jahre dauern könnte. Ohne einen langfristigen Horizont würde ich eine solche Aktie niemals kaufen. Alle vorher genannten Kritikpunkte sind in meinen Augen verschmerzbar. Im Folgenden sind diese nochmal ausgezählt:
Starke Verwässerung der Anteile
Herausforderung im Datenschutz (Reglementierungen etc.)
Mögliche Ablehnung der Bevölkerung bei Gentests
Großunternehmen könnten den Bereich entdecken und massiv investieren
Gentests und deren Daten könnten durch neue Entwicklungen nicht mehr gebraucht werden
Zinserhöhung erschwert Geschäftsmodell
Das Risiko ist gerade bei unprofitablen Unternehmen immer hoch. Tatsächlich schätze ich es aber bei Invitae im Gegensatz zu anderen Wachstumsunternehmen als vergleichsweise gering ein.
~ Update 28 April 2022
Da Invitae seit der letzten Analyse noch einmal ein gutes Stück zurückgekommen ist, lohnt sich eine weitere Betrachtung der Situation. So lässt sich einschätzen, ob sich möglicherweise ein Nachkauf lohnt, oder sogar ein Verkauf sinnvoll ist. Dazu sollte erst einmal ganz nüchtern betrachtet werden, was sich alles geändert hat.
Anstieg der Zinsen und die Planung weiterer Zinsschritte nach oben
Wachstumswerte sind gerade nicht mehr gefragt
Fundamental gibt es bei Invitae nichts Besonderes zu sagen. Die Firma wächst vom Umsatz her nach wie vor stark. Die Ausgaben, vor allem im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie die Kosten für Marketing steigen ebenfalls. Demnach ist erst in einigen Jahren mit einer Profitabilität zu rechnen. Natürlich nur, wenn bis dahin alles gut geht. Die Zinserhöhungen stellen Unternehmen ohne Gewinne generell vor großen Herausforderungen. Demnach bleibt Invitae eine Investition mit hohem Risiko und hohen Renditechancen. Die Tatsache, dass kaum noch Hype bei Invitae vorhanden ist, macht einen Einstieg für einen Langzeitinvestor, wie mich, nur attraktiver. Schnelles Geld möchte ich damit ohnehin nicht verdienen.
Ich werde in den nächsten Wochen eine kleine Tranche nachkaufen. Hierbei bleibt der Anteil von Invitae und vergleichbaren Werten gering. Ich würde jedem Empfehlen den Großteil des Depots aus Valuewerten mit vorhandenen Gewinnen zusammenzusetzen und solche Wachstumswerte nur als Beimischung zu nutzen. Invitae bleibt ein Unternehmen mit einem hohen Risiko, vor allem auch durch die Zinserhöhungen. Auf der anderen Seite ist das Potenzial für mich enorm, wie ich in der Grundlagenanalyse bereits ausführlich erklärt habe.
Hier findest du mehr über die Börse und das anlegen von Geld
Die Themen Finanzen und Börse sind sehr komplex und ist äußerst schwer zu meistern. Bis man die grundlegenden Zusammenhänge verstanden und eine eigene Strategie ausgearbeitet hat, vergeht oft viel Zeit des Lernens. Hierfür helfen natürlich Bücher und andere Medien, aber auch die Erfahrung ist ein wesentlicher Faktor. Es ist nur normal, dass man nicht alles richtig machen kann. Das ist allerdings vollkommen okay und keinesfalls verwerflich. Wichtig ist, dass man nicht aufgibt und aus Fehlern lernt. In diesen Artikel erkläre ich euch meine größten Fehler an der Börse als Anfänger und hoffe, dass ihr daraus etwas mitnehmen könnt. Viele meiner Fehler eignen sich gut um ein Paar allgemeine Regeln abzuleiten.
1. Sich blind auf andere verlassen
Diesen Fehler machen fast alle Anfänger und so auch ich. Wer kennt es nicht, man hört von einem Freund den neuen Aktientipp! Aber auch ein YouTuber oder Autor kann so überzeugend sein, dass man trotz der ständigen Disclaimer selbst von der Aktie überzeugt ist und alle Risiken ausblendet. Viele beschäftigen sich an diesen Punkt gar nicht oder zu wenig mit dem Unternehmen und kaufen eine Aktie „auf Empfehlung“. Es gibt nun zwei Möglichkeiten:
Der Tipp war gut, oder der Tipp war schlecht. Nehmen wir erst einmal an dein Tipp war gut und die Aktie steigt (du glücklicher). Denk aber dran, diese Entwicklung war sicher nicht sonnenklar! Gerade diejenigen, die sich sowieso wenig Gedanken gemacht haben, werden meist zu schnell verkaufen oder überfordert sein, da sie nicht wirklich von den Unternehmen überzeugt sind.
Die andere problematischere Möglichkeit ist, dass die Aktie nach dem „Geheimtipp“ fällt und hier wird es äußerst Schwierig sein, einen kühlen Kopf zu behalten, ohne die Aktie ausreichend zu kennen. Zugegeben ein paar Tage oder Wochen sind rote Zahlen sicher nicht schlimm. Nehmen wir aber an, wir sind ein Anfänger, der ohne viele eigene Recherchen bei einem Unternehmen Monate oder sogar jahrelang rote Zahlen sieht. Was wird dann höchstwahrscheinlich passieren. Ich denke nicht, das er dem Unternehmen ewige Treue schwört wenn die negativen Nachrichten einprasseln. Im Gegenteil! Ich denke er wird schnell den bekannten Verkauf am tiefsten Punkt machen, obwohl er eigentlich genau weiß, dass dies ein Fehler ist.
Mir persönlich ist genau das mit meiner zweiten Aktie geschehen. Ich wollte mich weiter in Aktien einlesen und habe in dem bekannten Buch „Bargeld statt Buchgewinn“ von Luis Pazos einige Aktientipps mit wunderbaren Dividendenrenditen gefunden. Anschließend habe ich direkt den „Sir Royalty Income Fund“ mit etwas Geld gekauft und erfreute mich der monatlichen Ausschüttung. Als dann der Corona-Crash kam, brach die Aktie (Betreiber vom Restaurants) um 75 % ein. Damit war die gute Stimmung erst einmal weg. Dies schaute ich mir einige Monate an, bis ich letztendlich den Rest an Kapital veräußerte. Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich heute (15 Monate später) wieder bei +/- 0. Ich weiß, viele würden sagen, dass der eigentliche Fehler das Verkaufen war. Ich bin der Meinung, dass der Fehler ganz klar die mangelnde Analyse und Überzeugung des Unternehmens war. Ich hoffe, ihr lernt aus diesem Fehler an der Börse und verlasst euch niemals blind auf andere!
2. Denken, dass die Aktie nicht tiefer fallen kann
Wenn man länger an der Börse ist, erlebt man so manche Börsensprünge. Sowohl nach phänomenalen Quartalszahlen nach oben, als auch nach unten. Dies betrifft nicht nur kleine Unternehmen, sondern auch riesige Konzerne. Egal ob bei Bayer nach einem neuen Problem mit Glyphosat (September 2020, -15 % ) oder auch bei SAP nach schlechten Quartalszahlen (Oktober 2020, -25 %). Viele kaufen direkt nach dem Kurssturz nach. Es gibt sicherlich Situationen, an denen das richtig ist, aber oft fallen die Aktien nach einem kurzen Rebound weiter. Anfänger tendieren dazu die Aktie nach einen solchen Kurssturz zu kaufen, da sie nun ein vermeintliches Schnäppchen wittern. Dies ist aber nicht immer der Fall. Hier gilt es genau zu Analysieren warum der Kursrutsch kam. Manchmal fällt der Kurs danach signifikant weiter, wie zum Beispiel bei CD-Projekt im Dezember 2020 nach dem Cyberpunk release.
Hierzu folgt auch direkt mein Fehler. Ich war mir sicher, dass die fundamentalen Daten zu CD-Projekt nicht annähernd so schlimm waren wie es der Kurs zeigt, zumal das Rollenspiel trotzdem viel Geld einbrachte. Wie viele Anleger habe ich die negative Übertreibung nicht einkalkuliert und dachte, dass der Kurs gar nicht weiter sinken kann. Nach meinen kauf sackte die Aktie in den nächsten Monaten nochmal um über 40 % ab. Jetzt war sie ein richtiges Schnäppchen und mir fehlte das Geld zum Nachkaufen.
Seit dem habe ich mir geschworen länger abzuwarten bei vergleichbaren Situationen. Nach einem Kurssturz werde ich die fundamentalen Daten genauer analysieren und einen deutlich größeren Abschlag für Übertreibungen einkalkulieren. Hierbei wird man zwar nie den tiefsten Punkt treffen, aber einen weiteren Verlust nach den Kauf sicher reduzieren können. Ich schlimmsten Fall kauft man eine Aktie dann eben nicht, wenn sie nicht günstiger wird. Zumindest vermeidet man so einen teuren Fehler an der Börse!
3. Stammaktie und Vorzugsaktie
Manchmal gibt ein Unternehmen zwei verschiedene Aktien aus. Stamm- und Vorzugsaktien. Die Stammaktie erlaubt den Eigentümer ein Stimmrecht auf der Aktionärsversammlung. Eine Vorzugsaktie dagegen nicht, aber dafür ist die Dividende sicherer und in der Regel minimal höher. Man sollte sich gut überlegen welche man lieber hat. Beide haben gewisse Vor- und Nachteile.
Zu Beginn meiner Aktienkarriere bin ich mit den beiden Aktientypen durcheinander gekommen. Ich hatte mir damals von der Firma E.ON Stammaktien mit einen Einzelkauf ins Depot geholt. Danach wollte ich das Wertpapier weiter besparen und richtete dafür alles ein. Am Ende des Monats erkannte ich meinen Fehler, denn ich hatte zwei unterschiedliche E.ON-Aktien im Depot. Heute habe ich gar keine E.ON-Aktie mehr, da ich diese als Anfänger nur oberflächlich analysiert hatte und diese nicht in meine Strategie passt.
Hier würde ich ganz pauschal den Tipp geben vorher ausführlich zu recherchieren welche Aktien es gibt und bei allen weiteren Käufen die WKN zu vergleichen. So spart man sich den Ärger einer falschen Aktie. Es gibt bestimmt noch weitaus schlimmere Falschkäufe (z. B. komplett andere Aktien etc.), bei zu schnellen Handeln, also nimmt euch auch hier genug Zeit zum Nachhaken! Sonst wird dies womöglich auch einer deiner Fehler an der Börse, für den du Lehrgeld zahlen musst.
4. Teurer Kauf durch ein Handel ohne Limit
Dieser Fehler an der Börse ist, wie ich finde, einer der ärgerlichsten. Gerade bei illiquiden Aktien, also bei Aktien, die wenig gehandelt werden, bezahlt man durch einen sogenannten Spread oft mehr bei einem Kauf. Dies entsteht, da es zu wenig Käufer und Verkäufer gibt, um einen realen Kursverlauf ideal abzubilden. So verfälschen schon kleine Handelsmengen den Kurs in eine Richtung. Um böse Überraschungen durch hohe Spreads zu vermeiden, sollte man immer mit Limit handeln. Am wichtigsten ist dies bei kleinen unbekannten Aktien oder Aktien die du in illiquiden Währungen kaufst.
Diese Erfahrung musste ich zum Glück noch nicht selber machen, wohl aber ein guter Freund von mir. In seinen Anfängen an der Börse wollte er Aktien der britischen Firma Rolls-Royce kaufen. Nach seinen Kauf (Market Buy) stellte er fest, dass etwas schiefgelaufen war, denn der Kaufpreis lag in etwa 80 % über den eigentlichen Kurs. Warum der Spread so hoch war kann er bis heute nicht sagen, allerdings handelt er definitiv nie wieder ohne Limit!
Hier findest du mehr über die Börse und das anlegen von Geld
Es gibt einige wichtige Grundregeln des Investierens, die fast jeder Aktionär kennt. Wenn diese Regeln ausnahmslos und diszipliniert befolgt werden, kann an der Börse nicht viel schiefgehen.
Wenn das stimmt, warum sind dann nicht alle an der Börse erfolgreich? Die Antwort ist so erschreckend wie einfach. Wir alle lassen uns von Gefühlen leiten und erkennen oft nicht einmal, dass wir die wichtigsten Regeln brechen und gegen unsere eigenen Prinzipien handeln.
Oft kennen Aktionäre die Regeln in- und auswendig, legen sie aber nicht richtig aus oder machen Ausnahmen. Hierfür folgen später noch ein paar Beispiele. Jetzt aber erst einmal zu den Grundregeln des Investierens:
1. Diversifikation
Diversifikation bedeutet ganz stumpf das Streuen der Investitionen. Simpel ausgedrückt heißt dies, nicht alles auf ein Unternehmen bzw. eine Aktie zu setzen. Verteile das Geld auf mehrere Aktien oder nehme mindestens ein ETF um das Risiko zu streuen. Du kannst ein Unternehmen noch so gut finden, übergewichte es niemals so stark, dass ein hypothetischer Totalverlust dein gesamtes Portfolio ruinieren kann. Selbst, wenn es für dich das beste Unternehmen der Welt ist. Natürlich ist der Totalverlust eines DAX-Konzerns äußerst unwahrscheinlich, aber nicht ausgeschlossen, wie viele Anleger am Beispiel Wirecard schmerzlich erfahren mussten. Ich empfehle mindestens 8 verschiedene Aktien, im Idealfall aber eher 15 bis 20 Stück. Mehr als 20 Stück verringern ein Risiko nur noch marginal und erhöht deinen Analyseaufwand.
Außerdem sollte eine Streuung auf unterschiedliche Branchen und Regionen vollzogen werden. Es kommt vor das ganze Branchen disruptiert werden oder die Wirtschaft von Ländern Jahrzehnte lang schrumpft. Es macht zum Beispiel kein Sinn ein Depot mit 10 verschiedene Ölproduzenten zu diversifizieren. Was passiert dann wohl mit deinem Depot, wenn eines Tages die weltweite Ölförderung aufgrund von neuen Technologien sinken sollte. Hätte man vor einigen Jahrzehnten nur Produzenten von Analog-Kameras im Depot gehabt, wäre man nach der Erfindung der Digitalkamera heute vermutlich arm wie eine Kirchenmaus. Ein Beispiel für eine Diversifizierung nach Branchen in im Folgenden dargestellt:
Das Gleiche gilt für ein regionales Klumpenrisiko. Japan zum Beispiel war früher einer der wirtschaftsstärksten Länder der Welt. Anfang der 1990er-Jahre brach dort die Wirtschaft ein und erreichte erst in etwa 30 Jahre die alten Höchststände. Dies spiegelt sich im japanischen Aktienindex wieder. Ein patriotischer Japaner, der damals nur japanische Aktien gekauft hätte, wäre nicht erfolgreich gewesen. Jeder investiert am liebsten in dem Heimatmarkt, da man diesen in der Regel am besten versteht. Davon sollte sich ein Investor allerdings dringend distanzieren. Eine weltweit diversifizierte Anlagestrategie verringert das Risiko ungemein und verhindert eine übermäßige Abhängigkeit zu einer einzigen Volkswirtschaft.
Bekannte Beispiele für Verstöße gegen die erste der Grundregeln des Investierens:
Alles in Gamestop
Alles in Bitcoin
Alles in eine Mitarbeiteraktie als Altersvorsorge
Ich bin deutscher, deswegen investiere nur in die deutsche Wirtschaft
2. Verstehe was du kaufst
Diese Regel kennt vermutlich jeder Investor von der Börsenlegende Warren Buffett. Es hört sich zwar leicht an, aber alleine zu überprüfen, ob man diese Regel einhält ist äußerst schwierig. Wann hat man etwas verstanden? Reicht es zu Wissen was ein Unternehmen tut, oder muss man weiter in die Tiefe gehen?
Ganz klar letzteres! Es ist vollkommen sinnlos, eine Investmententscheidung mit dem oberflächlichen Wissen über die Pläne einer Firma zu treffen. Es kann sich noch so genial anhören, ob die Idee wirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden kann und vor allem wann dies geschieht, ist eine ganz andere Frage. Ob die Idee dann in der Zukunft auch angenommen wird ebenfalls. Zum Beispiel sieht man immer wieder wie Aktien nach zückersüßen Nachrichten über neue Erfindungen steigen. Oft reicht dafür ein einziges Patent einer sich interessant anhörenden Technologie aus. Das die Umsetzung zu einem marktfähigen Produkt dann 10 Jahre zur Entwicklung brauchen kann vergessen die meisten.
Sowas kommt, da viele Privatanleger unbedingt das nächste Amazon finden wollen. Dafür ist Ihnen oft vollkommen egal zu welchem Preis sie eine Aktie kaufen. Sie hören eine geniale Idee und denken diese könnte sofort die gesamte Welt verändern. Vor allem bei neuartigen Technologien sollte man diese tiefgehend verstehen. Sowohl die technische Umsetzung und auch die wirtschaftliche. Hierfür müssen die Risiken erarbeitet und mit den Potenzialen abgewiegt werden. Zum Beispiel ist es fatal zu sagen; „Ich kaufe Wasserstoff-Aktien, weil das der Antrieb der Zukunft ist“. Dies kann mit Glück gut gehen, aber genauso gut kann die Technik schnell ersetzt werden. Woher willst du das Wissen, wenn du den naturwissenschaftlichen Hintergrund nicht kennst?
Kannst du es wirklich aushalten 70% Kursverfall durchzustehen, wenn du die neue Technik nicht wirklich verstehst und von ihr überzeugt bist? Ich bin mir sicher, dass oberflächliche Investmententscheidungen dazu führen, dass man zum einen das Risiko komplett unterschätzt und zum anderen vorschnell mit Verlust verkaufen würde, wenn es nicht geradlinig nach oben läuft.
Bei etablierten Firmen ist dies oft etwas einfacher, aber dennoch nicht unerheblich. Auch hier muss das Geschäftsmodell verstanden werden und eine fundierte Analyse der Zahlen erfolgen. Bei langweiligen Dividendenwerten zum Beispiel hat man oft den Vorteil, dass Blasen deutlich seltener und weniger stark ausgeprägt sind. Es empfiehlt sich als Anfänger mit sogenannten Value-Werten zu Beginnen, da dort die Gier der jungen Investoren nicht so schnell gelockt wird. Natürlich macht die suche nach dem neuen Amazon deutlich mehr Spaß, allerdings sollte man niemals denken, dass dieser Fund einfach ist! Für Anfänger wäre es eine reine Lotterie mit hohem Einsatz.
Verstehe sowohl das Geschäftsmodell, als auch die Technologie und deren Einflüsse dahinter. Analysiere das Potenzial des Marktes und setze dies in das Verhältnis zu den fundamentalen Zahlen des Unternehmens. Passt dies zur Bewertung? Egal wie gut eine Aktie ist, sie ist niemals unendlich wertvoll!
Bekannte Beispiele für Verstöße gegen die zweite der Grundregeln des Investierens:
Die Aktie ist stark gefallen, jetzt muss es aber ein Schnäppchen sein
Ein Finanz-Youtuber ist überzeugt von der Aktie und das Geschäftsmodell hört sich super an
Oft erkennt man den Grund für sinkende Kurse bei Einzelaktien erst auf den zweiten Blick: Gewinn- und Umsatzwachstum steigt zwar bei einem Biotechnologieunternehmen, aber ein essenzielles Patent läuft aus
Die Firma hat ein Verfahren entwickelt, wodurch sich Plastik zersetzen lässt. Die Aktie wird durch die decke gehen.
Die Branche steigt eh immer
3. Investiere nur was du nicht brachst
Oft geraten Börsenneulinge in einen Wahn des Aktienkaufs. Es entwickelt sich schnell eine Art Sucht, die einen drängt zu kaufen, obwohl gerade gar kein Geld übrig ist. Oft analysiert man ein Unternehmen und schon packt ein die Fomo (Fear of missing out). Der Kopf sagt einem, dass man sofort kaufen soll, da diese Aktie bald steigt. Dieser Stimme sollte man niemals vorschnell nachgehen und gerade dann eine noch genauere Analyse durchführen.
Es ist wichtig immer noch einige Barreserven für unvorhergesehene Ausgaben zu haben. Als Faustregel gelten mindestens 3 Monatsgehälter. Schulden sollten (als Anfänger bis Amateur) auf keinen Fall für Aktien gemacht werden! Noch besser wären ausgedehnte Reserven die für einmalige Marktchancen genutzt werden können. Zum Beispiel der Corona-Crash oder auch der Crash des chinesischen Aktienmarktes in der ersten Jahreshälfte 2021. Aber auch da kann es in ungünstigen Fällen manchmal Jahre dauern bis sich der Markt erholt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass ein Gesamtmarkt nach einer vermeintlich guten Chance noch mal weiter sinkt. Den tiefsten Punkt abzuschätzen ist quasi unmöglich. Wenn du jetzt Geld in dem Markt hast, was du eigentlich bräuchtest, ist es gerade für Anfänger schwer bis unmöglich geduldig zu warten.
Bekannte Beispiele für Verstöße gegen die dritte der Grundregel des Investierens:
Die Chance ist einmalig. Dafür muss ich an meine Notreserve ran
Die durchschnittliche Rendite ist 7% und der Wertpapierkredit kosten nur 3,9% im Jahr. Was soll da schiefgehen?
Ach es wird schon nichts passieren, wo ich an meine Reserven muss.
4. Geduld Geduld Geduld
Geduld ist einer der wichtigsten Tugenden beim Investieren. Schnell reich werden ist in der Regel nur mit sehr viel Glück möglich. Je schneller der potenzielle Gewinn an der Börse winkt, desto höher ist das Risiko. Es gibt viele Strategien, die an der Börse genutzt werden. Diese können nach der Haltedauer der Wertpapiere unterteilt werden.
Der einfachste und risikoärmste Weg ist sicherlich das klassische Buy and Hold investieren. Mit einem Anlagehorizont von mindestens 10 Jahren ist es bei einem gut diversifizierten Portfolio fast unmöglich negative Rendite zu machen. Hier kann man in der Regel mit 7% pro Jahr vom Zinseszinseffekt profitieren.
Das Trading dagegen ist eine weitere Möglichkeit, die viel Wissen und Erfahrung benötigt. Einem Anfänger an der Börse sollte man dies nicht empfehlen. Das sogenannte Swing-Trading umfasst einen Anlagehorizont von Tagen bis Wochen und nutzt die ständige Kurschwankung aus. Das Daytrading umfasst einen Zeitrahmen von maximal einen Tag. Hier kommt es nicht selten zu Haltedauern von wenigen Minuten. Wer sich hier versuchen will, den sollte klar sein, dass er gegen Vollprofis mit professioneller Software die von künstlichen Intelligenzen unterstützet wird konkurriert. Bis ein Anleger hier ausreichende Profitabilität erlangt, vergehen oft Jahre des Übens.
Wichtig ist das man seiner Strategie treu bleibt. Nicht selten verfolgen Anleger einen Buy and Hold-Ansatz, aber verkaufen dann doch nach einigen Monaten, weil sie es sich bei der Aktienauswahl wieder umentscheiden. Gebt euren Aktien Zeit zu wachsen. Wie schon einst Kostolany sagte:
„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie man schnell reich wird; ich kann Ihnen aber sagen, wie man schnell arm wird: indem man nämlich versucht, schnell reich zu werden.“ ~Andre Kostolany
Bekannte Beispiele für Verstöße gegen die vierte der Grundregeln des Investierens:
Die Aktie läuft seit Monaten nur seitwärts. Ich sollte eine andere kaufen
Ich muss doch nochmal umschichten, die andere Aktie macht viel mehr Rendite
Eigentlich will ich nicht so oft umschichten, aber ich befinde mich noch in der Übungsphase. Da ist es okay
Ich bin eine Buy and Hold-Investor, aber jetzt verkaufe ich doch die Aktie da sie schon viel gestiegen ist
Die Aktie ist so stark eingebrochen. Die wird Jahre mit den Problemen zu kämpfen haben. Da muss ich sofort raus
5. Sei nicht gierig
Gier ist der größte Feind eines Anlegers. Selbst bei den narrensicheren Buy and Hold Ansatz über Jahrzehnte kann Gier die Rendite stark dezimieren. Es ist wichtig Hype und massive Überbewertungen zu erkennen und zu meiden. Oft sind gerade diese Aktien die, über die alle reden. Bei starken Anstiegen sollte man erst recht skeptisch sein.
Bis zu Februar 2021 sind viele unprofitabele Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen mehrere hundert Prozent gestiegen, ohne jeglichen fundamentalen Grund. Man muss kein Experte sein um zu wissen, das dies nicht ewig gut geht. Ab Mitte Februar crashten viele diese Werte (Nel, Teladoc, Invitae, Arcimoto usw.) stark und keiner wollte sie haben. Dabei sollten Aktien gerade dann gekauft werden wenn sie ohne fundamentalen Grund stark korrigieren. Früher oder später ist dies immer der Fall, denn wie schon Kostolany sagte:
„Mit der Wirtschaft und der Börse verhält es sich wie mit einem Mann und seinem Hund beim Spaziergang. Der Mann geht langsam und gleichmäßig, der Hund läuft vor und zurück.“ ~Andre Kostolany
Ich verspreche dir, bei einem stark fallenden Marktumfeld fühlt sich ein Kauf furchtbar an. Bei einem stark steigenden Markt dagegen richtig, obwohl die Aktie bei ersteren effektiv einfach nur viel günstiger ist. Dieses Gefühl ist ein gefährlicher Feind an der Börse und sollte möglichst ignoriert werden. Dies sollte nicht mit schlechten fundamentalen Nachrichten verwechselt werden. Sinkt ein Markt ohne oder mit unzureichenden rationalen Grund heißt es: kaufen kaufen kaufen. Bei fundamentalen Problemen sollte man erst einmal vorsichtig sein. Vor allem bei Billianzproblemen!
Alle Entscheidungen, die auf den Wunsch nach dem schnellen Geld basieren sollten ausführlich durchdacht werden. Hebe dich von der breiten Masse ab, die blind der Gier folgt. Wenn ein Unternehmen 20 Jahre in eine Bewertung reinwachsen müsste, wäre eine Investition äußerst unklug, egal wie sehr die Masse die Aktie liebt.
Bekannte Beispiele für Verstöße gegen die fünfte der Grundregeln des Investierens:
Warren Buffett ist alt geworden. Er verpasst alle neuen Tech-Werte die 500% im Jahr machen.
Die Aktie muss ich haben. Sie ist der nächste Tenbagger
Ich muss mir sofort Bitcoin kaufen. Wenn der Mainstream den erst einmal entdeckt, geht der durch die Decke!
Was soll ich mit langweiligen Value-Werten, wenn andere Aktien durch die Decke gehen
Diese Technologie wird die Welt verändern. Die kann nur steigen
Da wird schon nichts schiefgehen können
Hier findest du mehr über die Börse und das anlegen von Geld