Alphabet ist von der Marktkapitalisierung eins der größten Unternehmen der Welt. Es betreibt zum Beispiel die Suchmaschine Google, vertreibt das Betriebssystem Android und ist ein nennenswerter Anbieter im Cloudgeschäft. Aber auch viele weitere, teilweise auch sehr kleine Geschäftsfelder deckt Alphabet ab. Viele sogar in Form von Start-Ups, die innerhalb des Konzerns fast schon koexistieren. Viele bekannte Geschäftsfelder sind so eigene Projekte der Mitarbeiter entstanden. Dazu zählen Gmail und Google StreetView. So oder so, die Unternehmensstruktur und vor allem die Mitarbeiterführung ist besonders, worauf ich später noch eingehe. Der Erfolg gibt dem modernen Führungsstil allerdings recht. Aber es gibt auch Schattenseiten! Alphabet ist immer wieder in der Kritik zu monopolistisch zu agieren und seine Marktmacht auszunutzen. Viele fordern sogar die Zerschlagung des Konzerns. Im weiteren untersuche ich die positiven und negativen Seiten kritisch. Mal schauen was dabei herausraus kommt!
Das Geschäftsmodell von Alphabet
Alphabet ist inzwischen ein hochprofitables und diversifiziertes Tech-Unternehmen. Aus diesem Grund müssen einzelne Bereiche gesondert betrachtet werden. Laut den Finanzberichten von Alphabet selber teilt sich der Umsatz und somit das Geschäftsmodell auf die folgenden Positionen auf. Die Erste Zahl ist dabei der Anteil am Gesamtumsatz und die zweite ist das grobe Wachstum der Sparte von Jahr zu Jahr (2022):
- Google Service total (92,4 % / 10 %)
- Google Search & other (62,6 % / 13,6 %)
- Youtube ads (12,3 % / 4,9 %)
- Google Network (13,3 % / 8,7 %)
- Google other (4,2 % / -0,7 %)
- Google Cloud (7,2 % / 35,3 %)
- Other Bets (0,4 % / 0,5 %)
Hieran lässt sich schnell erkennen, dass das Betreiben der Suchmaschine Google die Haupteinnahmequelle von Alphabet und somit das wichtigste Standbein ist. Gleichzeitig lässt dich erkennen, welche Bereiche in der Zukunft besonders wichtig werden könnten. Das ist natürlich, wie auch bei den anderen Tech-Giganten das Cloudgeschäft. Auch wenn der Anteil noch verhältnismäßig gering ist (7,2 %) wächst dieser mit Abstand am meisten. Nun geht es aber erst einmal tiefer in die verschiedenen Bereiche, damit man versteht, was dahinter steckt und noch wichtiger, wie Alphabet damit Geld verdient.
Vorab schon einmal die Information, dass die einzelnen Positionen, in dem der Umsatz erzielt wird, untereinander sehr verstrickt sind und so eine Einordnung in Kategorien sehr schwierig ist. Trotzdem gebe ich mein bestes, einen gut strukturierten Einblick vorzustellen.
Google Search and Other
Der Bereich „Google Search and Other“ erwirtschaftet den größten Anteil des Umsatzes. Hierzu gehört das Betreiben der Suchmaschine Google, die mit circa 90 % weltweit den größten Marktanteil besitzt. Außerdem ist diese die zweitmeiste besuchte Website im Internet.
Bevor wir darauf eingehen, wie das Geld durch eine Suchmaschine eingenommen wird, hier erst einmal ein Gedanken dazu, wie sicher der hohe Marktanteil ist. Hat die Suchmaschine Google meiner Meinung nach einen Burggraben? Ja, ich denke schon! Ich glaube die meisten Menschen sind so gewöhnt an Google, dass sie nicht auf eine andere Suchmaschine umsteigen wollen. Auch wenn die Suchmaschine Bing bei Windows standardmäßig eingestellt ist, nehmen die meisten Nutzer den Mehraufwand in Kauf und stellen diese auf Google um. Menschen sind halt Gewohnheitstiere. Die Suchmaschine Bing von Microsoft könnte langfristig ein paar Marktanteile gewinnen, in den letzten 10 Jahren allerdings trotzdem nicht mehr als circa 8 Prozent Anteil erreichen. Zudem glaube ich, dass die Nutzerzahl des Internets immer weiter steigt. Auch heute hat ein Drittel der Menschen auf der Welt keinen Zugang zum Internet.
Auch aus Sicht der Websitebetreiber hat Google ein Burggraben. Ein Großteil der Internetseiten und Blogs sind optimiert für die Suchmaschine von Google. Gerade Betreiber von Websites, die kein großes Unternehmen im Hintergrund haben, ist jede zusätzliche Suchmaschinenoptimierung mit viel Aufwand verbunden. Google definiert dadurch quasi die Bedeutung von Suchmaschinenoptimierung selbst.
Zwei langfristige Gefahren sehe ich allerdings dennoch: Zum einen die Situation in China und deren Kampf um die Weltmacht mit den USA. In China gibt es andere Suchmaschinen wie Baidu, wo Google alleine schon aufgrund der politischen Führung kein nennenswerter Konkurrent werden kann. China vergrößert seinen Einfluss in verschiedenen Nachbar- und Entwicklungsländern immer weiter. Durch politischen Druck ist eine Manipulation hin zu chinesischen Anbietern äquivalenter Googledienste, vor allem bei einer Eskalation des Konflikts zwischen USA und China, denkbar. Außerdem sind die Beziehungen enger als zu den Westen, womit digitale Dienste auch ohne Konflikt in Zukunft eher aus Richtung China rüberschwappen. So können in wichtigen Märkten wie Indien und Indonesien chinesische Suchmaschinen einfacher Markteinteile gewinnen als Google.
Die zweite essenzielle Gefahr ist eine komplette Disruption des Internets. Zugegeben, das ist ein sehr langfristiges Szenario, allerdings ist mein Anlagehorizont sehr lang, weswegen sich solche Gedanken dennoch lohnen. Stichwort: Metaverse! Oder vergleichbare Neuaufsetzungen des Internets. Die klasse Googlesuche könnte so in Zukunft weniger wichtig werden. Hier gehe ich nicht davon aus, dass dies in den nächsten 10-20 Jahren der Fall ist. Außerdem ist Alphabet einer der anpassungsfähigsten Firmen, die ich kenne. Bei solchen Neuerungen würde Alphabet sicher vorne mit dabei sein um den Anschluss nicht zu verlieren.
Youtube Ads
Neben der normalen Suchmaschine Google gehört auch die Videoplattform „Youtube“ zu Alphabet. Youtube ist einer der bekanntesten Internetseiten für die Verbreitung von Videos und einer der größten Social-Media-Plattformen der Welt. Dabei wird es von über 2 Milliarden monatlichen Nutzern besucht. Es ist ein eigenes Ökosystem, worauf zahlreiche Content-Creator ihr Geschäftsmodell aufgebaut haben.
Doch wie verdient Alphabet mit Youtube Geld und ist dies profitabel und noch wichtiger, wie sind die zukünftigen Wachstumsaussichten? Um es einfach auszudrücken, betreibt Alphabet eine Plattform, in der Creator freiwillig und gegen geringes Geld (bei kleinen Creator ohne Bezahlung) Videos hochladen, die dann durch Werbung monetarisiert werden. Alphabet muss demnach keinen Content produzieren, wie zum Beispiel Netflix und profitiert trotzdem durch die Vermittlung zwischen Videoproduzenten und Werbetreibenden und den Burggraben einer bekannten Marke wie Youtube. Ich persönlich finde das Geschäftsmodell von Youtube deutlich interessanter als Netflix, nicht zuletzt durch die Symbiose aller Beteiligten.
Zudem gibt es noch die Möglichkeit Videos auf Youtube, ohne Werbung zu schauen, in dem man Youtube Premium abonniert und monatlich zahlt. Vor dieser Analyse dachte ich, dass dies eher ein Gimmick ist und sich noch nicht so recht durchgesetzt hat. Doch das stimmt nicht so nicht. Durch Abos bei Youtube verdient der Konzern in etwa 1,2 Milliarden Dollar pro Quartal. Es sollen mehr als 50 Millionen Menschen Youtube Premium (oder Music) nutzen, womit Youtube den höchsten Umsatz mit Abomodellen weltweit erziehlt. Tendenz stark steigend! Ich gebe zu, das hätte ich nicht erwartet. Dazu kommen noch etwa 5-mal so viele Einnahmen durch Werbung (circa 7 Milliarden Dollar). Dies fällt übrigens auch tatsächlich unter den Punkt Youtube Ads. Die Einnahmen durch Abos fließen stattdessen in den Geschäftsbereich Google others ein.
Leider ist das Wachstum des Umsatzes (ungefähr 5 %) trotzdem eher gering. Das ist natürlich Schade, da ich schon immer viel Potenzial bei Youtube gesehen habe, was allerdings nur langsam zum Vorschein gebracht wird. Allgemein finde ich die Entwicklung gut. Vor allem, dass sehr viel Neues getestet wird, um keinen neuen Trend zu verpassen. Dazu zählen zum Beispiel Filmangebote, Youtube Music und Youtube Shorts.
Auch wenn ich die Entwicklung gut finde, geht sie mir dennoch zu vorsichtig voran. Manchmal kommt es mir so vor, als würde Youtube eher nebenbei betrieben werden, wenn auch trotzdem noch auf hohem Niveau. Eine Gefahr stellt hier sicherlich der Trend zu immer kürzeren Videos dar. Instagram und TikTok können viele Nutzer abziehen, wobei ich nicht glaube das die Youtube je ersetzen werden. Gerade weil Youtube den Trend schnell erkannt hat und eigene Kurzfilmangebote bereitstellte (Shorts).
Google Network
Die Umsätze, die im Bereich Google Network ausgeschrieben werden, sind im Grunde ebenfalls Werbeeinnahmen. Hierzu gehören die Bereiche AdMob, AdSense und Google Ad Manager. Dies sind Services, bei denen Kunden Werbung auf fremden Webseiten schalten können, die ebenfalls Mitglied im Google Network sind. Dabei verdient Alphabet an der Vermittlerrolle mit. Das Ganze basiert auf effizienten Algorithmen, die das Ganze steuern. Alleine AdSence nutzen mittlerweile circa 2 Millionen Menschen.
AdMob ist ähnlich, deckt allerdings nicht normale Webseiten, sondern den App-Markt ab. Durch diesen Dienst vermittelt Alphabet Werbetreibende mit App-Besitzern. Besonders profitabel werden diese Sparten erst durch das Sammeln und Auswerten der Nutzerdaten, womit Werbeanzeigen so effizient wie möglich gestaltet werden können.
Google Other
Dieser Bereich hört sich quasi nach nichts an, trotzdem stecken einige der bekanntesten Anwendungen weltweit in ihm. Dazu gehören Bereiche wie G-Mail, Android, der Google Playstore und der Hardware-Verkauf.
G-Mail ist mit 1,5 Milliarden Anmeldungen einer der meist genutzten Mail-Dienste, der bei der Größe des Unternehmens trotzdem eher ein Gimmick bleibt. Für die Marke und die Vervollständigung des Google-Ökosystems ist diese dennoch wichtig.
Android ist mit großem Abstand der Weltmarktführer für Smartphone-Betriebssysteme (circa 70 % Marktanteil). Im Grunde ist der einzige ernstzunehmende Konkurrent IOS von Apple. Hier erwarte ich allerdings kein Wachstum. In Gegensatz zu Apple hat Alphabet keine hohe Marge im Smartphone und Betriebssystem-Bereich oder ist durch Patente anderer Firmen gehemmt. Für den Konzern ist der Gewinn, der durch Android erzielt wird, zudem kaum relevant. Dabei macht Apple es vor, wie man sich mit Smartphones mit einem guten Betriebssystem eine goldene Nase verdienen kann. So richtig klar, wie das Geschäft läuft und was für Probleme es gibt, ist leider nicht einfach herauszufinden. Alphabet hält sich im Zweifel doch sehr bedeckt, was das angeht.
Der Google Play Store ist ein Marktplatz für Apps aller Android-Handys. Mit dem setzt Alphabet in etwa 11,2 Milliarden Dollar um, wovon vor Steuern 8,5 Milliarden Dollar Gewinn erzielt werden. Einnahmen werden dabei durch Provisionen von App-Verkäufe, In-App-Verkäufen und Werbung generiert. Hierzu gibt es viele kritische Stimmen und Klagen, aus denen hervorgeht, dass Alphabet seine Marktmacht ausnutzt. Es lässt sich nun mal nicht leugnen, dass Google in vielen Bereichen einfach ein Fast-Monopol besitzt und so eine extreme Verhandlungsmacht hat.
Für Alphabet ist der Hardware-Markt ein wichtiges langfristiges Ziel. Bei Smartphones und Laptops läuft Alphabet den größten Anbietern (z. B. Apple) aber immer noch hinterher. Hier sehe ich die Entwicklung allerdings äußerst positiv. Alphabet muss zwar noch einiges an Entwicklungsarbeit hereinstecken, um bei der Hardware an Apple heranzukommen, die Smartphones werden allerdings stetig besser und vor allem beliebter. Allgemein gehen die Google-Phones auch in den hochpreisigen Markt mit hohen Margen ein. Ich selber sehe hier viel potenzial und mir gefällt die Priorisierung darauf. Google hat viele ausgereifte Softwaretools mit einer starken Marke, die gut in eigene Hardware integriert werden könnte. Wenn man bedenkt, was Apple alleine durch iPhones verdient, kann Google sich durch mehr Fokus auf das Smartphone-Geschäft sicherlich unabhängiger vom Werbegeschäft machen.
Google Cloud
Wie alle großen Tech-Unternehmen setzt auch Alphabet auf das Cloudgeschäft, da der Markt riesig ist und immer weiter wächst. Im Jahr 2021 war der Umsatz, der von Firmen zusammen durch die Cloud generiert wurde, knapp 200 Milliarden Dollar. Trotzdem wächst der Markt je nach Quelle immer noch zwischen 20 und 30 %. Da die Google Cloud-Sparte um 35 % wächst, bedeutet das sogar den Gewinn von Marktanteilen. Ein weiterer Grund für die Wichtigkeit der Cloud ist die enorm hohe erwartete Marge. Da Alphabet in diesem Bereich massiv investiert, um Marktanteile zu gewinnen, kann der Gewinn des Konzerns allerdings noch nicht davon zehren. Dies ist trotz des hohen Umsatzes noch immer eine Zukunftswette!
Was ist eigentlich das Cloudgeschäft und wie verdient man damit Geld? Alles was wir aus dem Internet kennen, muss irgendwo gespeichert sein. Egal ob man das Angebot von Netflix, Paypal oder Amazon nutzt. Alle Daten, die im Internet zu finden sind, liegen auf Servern, auf die man aus der ganzen Welt zugreifen kann. Quasi alle Firmen besitzen Daten und Programme, die von allen Rechnern bedient werden müssen. Das sind nur ein kleiner Teil aller Anwendungsgebiete der Cloud. Doch was genau macht dabei Alphabet?
Alphabet betreibt Rechenzentren mit hoher Leistung, die sie an andere Unternehmen vermieten. In diesem großen Ausmaß müssen die geschützt und gekühlt werden. Der zweite Baustein ist die Software, um die Cloud effizient und auf das Unternehmen zugeschnitten verwenden zu können.
Other Bets
Neben den Hauptumsatztreibern investiert Alphabet massiv in neue Technologien. Diese Bereiche werden unter dem Punkt „Other Bets“ zusammengefasst. Jede dieser Wetten, ist wie ein innovatives noch nicht profitables Unternehmen, dass durch Alphabet querfinanziert wird. Das Ganze folgt in der Regel dem folgenden Prozess:
- Ideen entstehen im Unternehmen bei einer kreativen Arbeitsatmosphäre
- Projekte werden im Forschungsbereich von Google (Google X) verfolgt. Diese beschränken sich auf Moonshots, die das Potential haben, in der Zukunft großen Einfluss auf die Welt zu nehmen. 10x statt 10 % Verbesserung ist hierfür das offizielle Ziel
- Sind Projekte erfolgreich entstehen eigene Firmen unter dem Dach von Alphabet, die den Moonshot weiterverfolgen
Hier ist eingeplant, dass die meisten Geschäftsmodelle sich nicht durchsetzen werden. Sollte aber auch nur eine Wette aufgehen, würden die Umsätze daraus enorm sein. Im Folgenden werden die wichtigsten Projekte vorgestellt:
Eine Wette betrifft das autonome Fahren. Diese wird mit dem Unternehmen Waymo abgedeckt. Grob zusammengefasst ist das Ziel das Bereitstellen einer Plattform (ähnlich wie Android) für Autos, womit diese autonom fahren können. Für weitere Informationen empfehle ich die Internetseite von Waymo, in der die Reife der Technologie ausführlich beschrieben wird. Allgemein lässt sich sagen, dass Waymo technologisch schon sehr weit vorn ist und bereits seit Jahren hunderte Prototypen im Straßenverkehr testet. Viele Experten rechnen schon 2030 mit massentauglichen autonomen Fahrzeugen für den Privatgebrauch. Neben dem autonomen Fahren setzt Alphabet außerdem mit dem Unternehmen Wing auf autonome Drohnenlieferungen. Auch hierdurch könnten ganze Geschäftsmodelle, wie das von Lieferando, überflüssig werden, sollte die Wette aufgehen.
Weitere Unternehmen sind im Bereich des Gesundheitswesens zu finden. Verily versucht in erster Linie durch künstliche Intelligenz Medikamentenforschung zu optimieren und teilweise zu revolutionieren. Calico ist dabei sogar noch ambitionierter. Es ist ein Biotechnologieunternehmen, dass sich als Ziel gesetzt hat, Methoden gegen die menschliche Alterung zu entwickeln. Hier sind Erfolge und Zukunftsaussichten allerdings nicht wirklich greifbar, weshalb ich das Potenzial schwer einschätzen kann. Ich persönlich denke nicht, dass die Unternehmen Konkurrenten von großen Pharmakonzernen technologisch nennenswert voraus sind.
Ein weiterer Bereich, der von Alphabet revolutioniert werden soll, ist das urbane Leben und Wohnen. Dazu gehört das Smart Home mit dem Unternehmen Nest. Damit wird Hard- und Software für eine vernetzte Wohnung als fertige Lösung angeboten. Zusätzlich wurde die Marke mit anderer Hardware wie Computer oder Smartphones vereint. Neben dem Einzug in den Wohnraum jedes einzelnen, versucht sich Google ebenfalls an innovativer Stadtplanung. Hierfür gibt es das Unternehmen Sidewalklabs. Dieses plante zum Beispiel eine Smart City in Kanada, wurde allerdings aufgrund von Corona gestoppt. Ich selber weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Ich glaube nicht daran, dass Menschen in einer Smart-City von Alphabet aufgrund des Datenschutzes leben möchten.
Strategie und Management
Die Unternehmenskultur bei Alphabet ist sehr modern und nicht vergleichbar mit Kulturen in traditionellen Industrieunternehmen. Mitarbeiter werden stark in die Führung einbezogen, sind direkt mitbeteiligt an der eigenen Zielsetzung und erhalten ebenfalls Quartalsberichte, über die im Mitarbeiterkreis diskutiert werden kann. Zudem wird viel Wert auf eine kreative Arbeitsatmosphäre geachtet. Konservative Denkmuster sollen, soweit es geht, unterdrückt werden, sodass eine moderne Arbeitskultur entsteht.
Das Unternehmen hat Innovation und Veränderung in seine Kultur integriert. So werden neue Ideen nicht nur wertgeschätzt, sondern mit vielen Ressourcen unterstützt. Mitarbeiter haben feste Wochenzeiten (1 Tag/Woche), in denen sie sich auf ein eigenes Projekt konzentrieren können. So entstanden zum Beispiel die Dienste Gmail, Google Maps und AdSense, die heute für Milliardenumsätze verantwortlich sind. Google zeigt immer wieder, wie gut Unternehmensziele und persönliche Ziele zusammengebracht werden können und ermöglicht so den Mitarbeitern ihre Selbstverwirklichung.
Allgemein möchte Alphabet seine Umsätze weiter diversifizieren, um nicht mehr so abhängig vom Werbegeschäft zu sein. Besonders Wert wird dabei auf die Cloud gesetzt, die hohe Margen verspricht. Hier sollen weitere Marktanteile gewonnen werden. Trotzdem bleibt das Werbegeschäft wichtig und das quasi-Monopol der Suchmaschine wird weiter verteidigt. Dafür bleibt der B2C-Markt im Grunde kostenlos, wodurch zwar kein Geld eingenommen wird, die Nutzerzahl aber ebenfalls nicht absinkt.
Ein weiterer wichtiger Strategiepunkt ist das setzen auf neuen aussichtsreichen Technologien. Die sogenannten Moonshots! Wenn etwas wirklich neu ist und sich ein funktionierendes Geschäftsmodell in Zukunft auch nur annähernd möglich ist, will Alphabet darin der erste sein.
Fundamentale Zahlen
An dieser Stelle gehe ich auf einige fundamentalen Kennwerte von Alphabet ein. Da diese in der jetzigen Krise schwer zu beurteilen sind und wenig für einen sehr langen Anlagehorizont aussagen, bleibt das Kapitel eher oberflächlich. Betrachtet wird der Umsatz, Gewinn, das Kurs-Gewinn-Verhältnis und die Verschuldung.
Im Jahr 2021 erlöste Alphabet knapp 260 Milliarden Dollar. Während der Corona-Zeit profitierte Alphabet extrem, wodurch der Umsatz zwischen 2020 und 2021 um über 40 % anstieg. Aber auch die Jahre davor war ein Umsatzwachstum von circa 20 % in den letzten 10 Jahren durchaus normal.
Der Gewinn lag 2021 bei 76 Milliarden Dollar. Dieser wuchs im ersten Corona-Jahr noch stärker an als der Umsatz. Das Gewinnwachstum betrug zwischen 2020 und 2021 90 %. In den Jahren davor stieg dieser durchschnittlich um circa 20 % an.
Aus den Zahlen geht hervor, dass Alphabet mit einer Nettomarge von circa 22 % äußerst profitabel ist. Im Corona-Jahr war diese sogar bei knapp 30 %. Dadurch versteht man, woher das viele Geld für die Moon-Shot-Projekte finanziert werden können.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt aufgrund der aktuellen Krise nur noch bei circa 17. In der Vergangenheit schwankte es in der Regel zwischen 25 und 30. Selbst das fand ich für ein so sicheres, innovatives und dennoch gut wachsendes Unternehmen in Ordnung. Somit ist Alphabet jetzt erst recht relativ gut bewertet, auch wenn die Gewinne durch die jetzige Krise in den nächsten Jahren nicht mehr wachsen sollten.
Um Schulden muss man sich bei Alphabet keine Sorgen machen. Durch Google wird so viel Geld verdient, dass man kaum noch weiß, wie man es investieren soll. Alphabet besitzt eine Eigenkapitalquote von circa 70 %. Das Risiko einer Insolvenz ist demnach nahe null.
Fazit
Meiner Meinung nach hat Alphabet alles, was eine gute Aktie braucht. Ein extremer Burggraben in verschiedenen Bereichen, vielversprechende Projekte und Tochterfirmen um sich nicht auf bisherige Erfolge auszuruhen, gutes Umsatz und Gewinnwachstum bei bezahlbaren KGV und ein zukunftsweisende Firmenkultur. Vor allem die Bewertung ist im Gegensatz zu vielen anderen Firmen mit ähnlichem Wachstum ein Witz. Dennoch gibt es einige Punkte, die gegen Alphabet sprechen:
- Die Größe: Je größer ein Unternehmen ist, desto schwieriger wird es zu wachsen. Zudem waren in der Geschichte die wertvollsten Firmen nur selten mehrere Jahrzehnte an der Spitze. Auch bei Alphabet merkt man trotz vieler Bemühungen neue Märkte zu erschließen ein gewisses Wohlstandsbäuchlein. Extrem viel Potential bleibt ungenutzt, weil man es einfach nicht nötig hat. Es spricht natürlich einiges für Alphabet, dass sie trotzdem weiter wachsen.
- Die Marktmacht: Alphabet ist eines der Mächtigsten Unternehmen weltweit und nutzt diese Macht oft aus. Dies gefährdet den Freien Markt und somit auch die Innovation in einem Wirtschaftsraum. Auch vielen Privatleute ist das Sammeln der Daten von Google nicht geheuer. Die Zerschlagung, aber auch Verbote oder zumindest verschlechterte Konditionen in manchen Ländern könnten die Folge sein. Ich würde eine Zerschlagung gar nicht zu kritisch sehen, da dann deutlich mehr aus einzelnen Firmen wie Youtube etc. geholt werden könnte und ein neuer Wettbewerb entsteht.
- Die Abhängigkeit vom Werbemarkt: Der Großteil des Umsatzes entsteht immer noch durch Onlinewerbung. Dieses Geschäft ist zyklisch, da Werbegelder in Krisen als erstes gestrichen werden. Da ich allerdings über Krisen hinweg mit extrem langen Anlagehorizont investiere, sehe ich diese Zeiten eher als guten Einstiegspunkt
Allgemein finde ich alle negativen Punkte unproblematisch. Vor allem für ein KGV von ca. 20 ist Alphabet für mich definitiv ein Kauf. Nur schade, dass Alphabet keine Dividende zahlt, aber das würde auch einfach nicht zum Unternehmen passen.
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